Homeoffice-Regelung bei der LBBW

„Nicht zurück in die alte Zeit“ – LBBW-Chef lehnt „Back to the office“-Strategie ab

Trotz Wirtschaftskrise steht die Landesbank Baden-Württemberg im Geschäftsjahr 2024 gut da. Handlungsbedarf sieht Vorstandschef Neske allenfalls bei einer Homeoffice-Praxis: nicht alle Beschäftigten sollten nur dienstags bis donnerstags ins Büro kommen.

Vorstandsvorsitzende Rainer Neske spricht von einem „ordentlichen Ergebnis“ der LBBW für 2024.

© dpa/Bernd Weißbrod

Vorstandsvorsitzende Rainer Neske spricht von einem „ordentlichen Ergebnis“ der LBBW für 2024.

Von Matthias Schiermeyer

„Ich schlafe im Allgemeinen sehr gut“, sagt LBBW-Chef Rainer Neske. Das kann er wohl auch – mit dem zweitbesten Ergebnis der Unternehmensgeschichte. Einen Gewinn von 1,232 Milliarden Euro vor Steuern hat die Bank im vorigen Jahr erzielt, wenngleich es zehn Prozent unter dem Ergebnis von 2023 (1,374 Milliarden Euro) liegt. Auch für 2025 erwartet er „trotz dieser unglaublichen Schwäche des Wirtschaftsstandortes Deutschland wieder ein Ergebnis von über einer Milliarde Euro“.

„Stress in der Wirtschaft kommt irgendwann bei Banken an“

Verhaltener Optimismus also: „Ich bin zu lange im Geschäft, um nur die letzten zehn Sonnenjahre vor Augen zu haben.“ Demnach wird die Krise in der Industrie an der LBBW nicht folgenlos vorbeigehen. „Dass da was kommen wird, ist aus meiner Sicht nicht ausgeschlossen – dafür ist zu viel Stress im System“, sagt Neske. „Und Stress in der Wirtschaft kommt irgendwann bei Banken an.“ Mit Blick auf die Automobil- und Zuliefererindustrie sei in den Geschäftszahlen für 2024 noch kein besonderer Negativtrend zu erkennen. Um aber „am Ende zu denen zu gehören, die das durchstehen“, hat die Bank in den vergangenen drei Jahren eine hohe zusätzliche Risikovorsorge von 880 Millionen Euro aufgebaut. „Ich fühle mich mit einer der größten Reserven in Deutschland resilient aufgestellt für die nächsten Jahre.“

Keinen Sinn für Katastrophenszenarien im Strukturwandel

Außerdem „wird sich nicht alles, was im Moment katastrophal gezeichnet wird, auch so ergeben“, meint Neske. Gerade die großen familiengeführten Unternehmen wüssten, dass sie aufpassen müssen. „Wenn wir im Moment industriell hinten liegen, heißt das ja nicht, dass wir da bleiben.“ Wandel könne auch eine Chance sein, gibt sich der Vorstandschef gedämpft optimistisch.

Für die LBBW selbst „stimmt die Richtung“, betont er. „Wir haben im Wesentlichen keinen Reformstau, das ist im Vergleich zu anderen eine gute Voraussetzung.“ Doch müsse die Veränderungsgeschwindigkeit beibehalten werden. Erst am Morgen habe er den Beschäftigten im Videocall gesagt: „Dieses Jahr wird noch mal härter.“ Es werde für jeden bedeuten, „noch mal einen draufzulegen“. Doch „wenn wir aus der Situation, in der wir in Deutschland sind, heraus wollen, dann werden wir das tun müssen“.

Finanzminister Bayaz lobt Ertragslage

Lob kommt von Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne): „In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld kann die LBBW mit einer guten Bilanz überzeugen“, sagt der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende. Für die Unternehmen sei sie in wirtschaftlich unsicheren Zeiten „ein wichtiger und verlässlicher Partner für Transformation und den Zugang zum Kapitalmarkt“. Besonders erfreulich sei, „dass alle vier Segmente der LBBW mit einem Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe zu dem guten Ergebnis beigetragen haben“.

300 Arbeitsplätze wegen Kauf der Berlin Hyp überflüssig

Was bedeutet die stabile Lage der Bank für die Belegschaft? 9829 Vollzeitstellen hatte sie Ende 2024– 365 mehr als ein Jahr zuvor. Das sind rund 7000 Mitarbeitende am baden-württembergischen Standort und 4000 in Infrastrukturbereichen. Hinzu kommen noch etwa 680 von dem im Jahr 2022 übernommenen Gewerbeimmobilien-Finanzierer Berlin Hyp, mit dem derzeit eine gemeinsame Immobilienbank aufgebaut wird. Von 2027/2028 an erhofft man sich Einsparungen von 100 Millionen Euro. Dafür müssen 300 Arbeitsplätze entfallen, etwa bei der Zusammenlegung von zwei Finanzabteilungen.

Das Personal werde aber nicht allein bei der Berlin Hyp reduziert, sagt Vorstandsmitglied Stefanie Münz. Und „im Moment gehen wir davon aus, dass gar keine Mitarbeitenden abgebaut werden müssen und dass es keine Personalprogramme dafür geben wird, weil wir für die, die wir in der Summe nicht brauchen, neue Arbeitsplätze finden“. Zudem müsse auch die LBBW die Folgen der Demografie mit dem Abgang der Babyboomer in den nächsten Jahren verkraften. Dies sei „an der Stelle eine Chance“, sagt Neske.

„Einvernehmliche Sicht mit Personalrat“

Die Belegschaft dürfte es ebenso beruhigen, dass die mobile Arbeit im Prinzip nicht verändert wird. Da habe er eine „sehr einvernehmliche Sicht mit dem Personalrat“, sagt Neske. Ins Extreme – alle nach Hause oder alle fünf Tage pro Woche in die Bank – zu verfallen, sei unsinnig. Zu unterschiedlich seien die Anforderungen in den Geschäftsbereichen: „Das Filialgeschäft in Degerloch Homeoffice-mäßig zu machen ist schwierig – in der IT läuft es meistens abstrakter.“ Daher sei es den jeweiligen Teams überlassen, für sich Vereinbarungen zu treffen.

„Back to the office“-Bewegung nicht in Sicht

Da gebe es nur „den ein oder anderen Bereich, wo ich sage: Leute, da müsst ihr aufpassen, dass es jetzt nicht ins Extreme läuft“. Und auch das „Di-Do-Problem“, also die Präsenz allein von Dienstag bis Donnerstag, müsse man angehen, um die Infrastruktur gleichmäßiger auszulasten. Beispielsweise werde die Betriebskantine komplett saniert. „Es wird eine tolle Kantine werden – das ist nach 30 Jahren auch mal fällig.“ Da sollten nicht alle Beschäftigten nur dienstags bis donnerstags kommen. Ähnliches gelte für große Meetingräume. „Da achten wir ein bisschen mehr auf gleiche Verteilung.“

Insgesamt „fährt ein moderner Arbeitgeber mit diesem Kurs am besten – wir wollen nicht zurück in die alte Zeit“, so Neske. Zum Jahreswechsel habe sich der Vorstand die Praxis angeschaut: „Im Großen und Ganzen funktioniert das sehr gut.“ Eine „Back to the office“-Bewegung wie in Amerika und teilweise in Frankfurt „sehe ich bei uns nicht“.

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Erstellt:
12. März 2025, 16:12 Uhr
Aktualisiert:
12. März 2025, 17:22 Uhr

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