Baden-Württemberg
Mehr Kinder und Jugendliche lassen sich gegen HPV impfen
HPV-Impfungen schützen etwa gegen Gebärmutterhalskrebs. In der Corona-Pandemie brach die Nachfrage ein. Obwohl die Impfungen inzwischen wieder beliebter sind, sehen Fachleute Handlungsbedarf.

© dpa/Stefan Puchner
Eine Gynäkologin setzt bei der HPV-Impfung in einer Frauenarztpraxis eine Injektion in den Oberarm einer Jugendlichen.
Von red/dpa/lsw
Kinder und Jugendliche im Südwesten haben sich wieder häufiger gegen HPV impfen lassen – aber noch immer deutlich seltener als vor der Corona-Pandemie. Das geht aus einer Analyse der Krankenkasse DAK hervor. Sexuell übertragbare Humane Papillomviren (HPV) können unter anderem Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum auslösen.
Der DAK-Auswertung zufolge stieg die Zahl der HPV-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen im Jahr 2023 um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Kinder im Südwesten erhielten demnach rund 73.000 Mädchen und Jungen eine erste Impfdosis gegen HPV.
Das sind der Auswertung zufolge rund ein Drittel weniger als noch vor der Corona-Pandemie. Im Jahr 2019 hatten noch gut 106.000 Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren im Land eine Erstimpfung erhalten.
Für die Analyse untersuchten Experten nach Angaben der DAK Abrechnungsdaten von rund 87.200 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der Krankenkasse in Baden-Württemberg versichert waren. Analysiert wurde der Zeitraum 2018 bis 2023. Die DAK-Gesundheit ist nach eigenen Angaben mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands. Im Südwesten hat sie rund 630.000 Versicherte.
Krankenkasse: Weitere Aufklärung nötig
DAK-Landeschef Siegfried Euerle sprach von einem guten Zeichen, dass wieder mehr Eltern ihre Kinder gegen HPV impfen ließen. „Doch da die Erstimpfungsrate weiterhin unter dem Niveau vor der Pandemie liegt, ist weitere Aufklärung dringend nötig. Wir müssen noch mehr Eltern über die Vorteile der HPV-Impfung informieren.“
Auch der Krebsverband Baden-Württemberg appellierte an die Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen. „Noch immer erkranken zu viele Menschen in Baden-Württemberg an diesen vermeidbaren Krebsarten“, sagte Marion von Wartenberg, stellvertretende Vorsitzende des Verbands.
Humane Papillomviren werden durch sexuelle Kontakte übertragen. Die meisten Menschen infizieren sich einmal im Leben mit ihnen. Die Infektionen verlaufen zwar größtenteils ohne Symptome. In einzelnen Fällen können sie aber Krebs auslösen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung für Mädchen seit 2007 und für Jungen seit 2018. Sie sollte idealerweise vor den ersten sexuellen Kontakten erfolgen.
Viele sind nicht geimpft
Laut dem Robert Koch-Institut erkranken in Deutschland im Jahr über 6.000 Frauen und rund 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Bei Männern kann das etwa Krebs im Mund-, Rachen-, Genital- und Analbereich sein. Die Impfung kann im großen Umfang davor schützen.
Aus Sicht der Landesregierung hat Baden-Württemberg bei der Impfquote aber dennoch Nachholbedarf. „In Baden-Württemberg sind nach wie vor zu wenige Kinder und Jugendliche gegen HPV geimpft“, sagte Ute Leidig (Grüne), Staatssekretärin im Gesundheitsministerium. Die Impfung sei eine große Chance, die Eltern für ihre Kinder nutzen sollten.
Nach Daten des Robert Koch-Instituts waren 2023 nur rund 42 Prozent aller Mädchen bis 15 Jahre vollständig gegen HPV geimpft. Bei den Jungen war nicht einmal jeder Vierte (23,4 Prozent) vollständig geimpft. Damit liegt der Südwesten unter dem Bundesschnitt. 2023 waren deutschlandweit 54,6 Prozent aller Mädchen bis 15 Jahre vollständig geimpft, bei den Jungen lag die Quote bei 34 Prozent.