Willi Achten: Die Einmaligkeit des Lebens
Melancholische Ausleuchtung der Vergänglichkeit
Willi Achten, Schriftsteller am Niederrhein, hat ein neues Buch vorgelegt. In „Die Einmaligkeit des Lebens“ bleibt er seinen Themen treu – und dem melancholischen Grundton.

© /Foto: Heike Lachmann
Willi Achten lebt im niederländischen Vaals bei Aachen.
Von Lukas Jenkner
Vordergründig ist es eine Kindheit in rheinischer Idylle, die die beiden Brüder Simon und Vinzenz miteinander verbringen. Die Eltern bauen Obst an, zwischen Jugendfußball im Schatten der Borussia Mönchengladbach, die gelegentlich ihre Talentscouts ausschickt, erster zaghafter Liebe, der Ministranz zu den sonntäglichen Messen und typischen juvenilen Umtrieben wie Partys in den Särgen eines väterlichen Bestattungsinstituts im Freundeskreis hängen die Brüder zusammen wie Pech und Schwefel.
Doch die Vergänglichkeit wirft bereits einen langen Schatten voraus in Form eines Braunkohlereviers, das sich seit langer Zeit westlich des Rheins durch die herb-herzliche Landschaft frisst. Die Familie von Simon und Vinzenz weiß: Eines Tages wird das Kohlerevier auch ihren Hof erreichen.
Rückkehr in die Heimat: Brüder zwischen Verlust und Krankheit
Rund 30 Jahre später ist es so weit: Die Umsiedlung ist in vollem Gange. Simon, der den Betrieb seiner Eltern übernommen hat, ignoriert die aalglatten Vertreter des Tagebaukonzerns, die ihm ein neues Gehöft abseits der Braunkohlegrube schmackhaft machen wollen. Seinen Bruder Vinzenz hat es über die Jahre als Restaurator durch die Weltgeschichte getrieben. Nun kehrt er zurück in die Heimat, und es stellt sich heraus, er ist schwer krank.
An dieser Stelle setzt „Die Einmaligkeit des Lebens“, der neue Roman von Willi Achten, ein. Auf zwei Zeitebenen erzählt er von der Jugend zweier Brüder in den 1980er Jahren, sowie ihrem Kampf ums Überleben des einen rund drei Jahrzehnte später. Den schildert Achten einerseits einfühlsam und mit aufmerksamen Blick auf emotionale Befindlichkeiten, andererseits schonungslos realistisch, wenn es um Vinzenzens Erkrankung geht.
Kaum Trost, aber die Erkenntnis: Das Leben ist einmalig und kostbar
Dabei bleibt Achten den Themen seiner vorherigen Veröffentlichungen treu: Coming-of-Age und traumatische Erfahrungen, eingebettet in die rheinische Provinz, in der das Christentum und Familienwerte noch etwas gelten, was es den Menschen dort nicht unbedingt einfacher macht. Simon muss nicht nur den drohenden Tod seines Bruders verarbeiten, sondern auch den nicht mehr aufschiebbaren Verlust seiner Heimat. Platz für Trost bleibt da wenig, allenfalls die Erkenntnis über die kostbare „Einmaligkeit des Lebens“, das es nicht zu verschwenden gilt.
Willi Achten: Die Einmaligkeit des Lebens. Roman. Piper Verlag München 2025. 224 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, 24 Euro.