Mit kleinem Vorsprung in den Titelendspurt
Großaspachs Oberliga-Fußballer führen die Tabelle an, spüren aber den Atem der Verfolger aus Villingen und Göppingen im Nacken. Jeder Patzer in den letzten fünf Partien kann einer zu viel sein, beginnend mit dem morgigen Heimspiel um 14 Uhr gegen den FSV 08 Bietigheim-Bissingen.
Von Steffen Grün
Die Ausgangsposition Für die SG Sonnenhof endete mit dem 2:0-Überraschungscoup im WFV-Pokal-Halbfinale gegen den Drittliga-Tabellenführer SSV Ulm am Mittwoch eine perfekte Woche. Begonnen hatte sie vergangenen Freitag mit dem 3:0-Sieg in Denzlingen, mit dem Großaspach zumindest für eine Nacht die Oberliga-Spitzenposition zurückeroberte. Sie setzte sich tags darauf fort, als die TSG Backnang Villingen ein Remis abtrotzte und somit dafür sorgte, dass die Gäste aus dem Schwarzwald nicht gleich wieder an der SG vorbeiziehen konnten. Stattdessen hinken sie nun mit einem Punkt Rückstand sowie dem um 14 Treffer schlechteren Torverhältnis hinterher.
Ob sich der Nachbar aus dem Fautenhau gegenüber dem Etzwiesenverein für dessen Schützenhilfe irgendwie erkenntlich gezeigt hat? „Glückwünsche sind bereits eingetroffen, der große Geldkoffer ist wahrscheinlich noch unterwegs“, sagt der TSG-Funktionär Marc Erdmann mit breitem Grinsen im Gesicht, um ganz im Ernst hinzuzufügen: „Wir schauen vorrangig auf uns und brauchen im Abstiegskampf weiterhin jeden Punkt.“ Insofern bietet sich Großaspach die Gelegenheit, den Backnangern auch etwas Gutes zu tun, indem sie mit Bissingen am morgigen Samstag einem der TSG-Rivalen im Keller alle Punkte abknöpfen. Das wiederum ist ohnehin im Interesse des Sonnenhofs, der sich mit 60 Zählern im Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem FC 08 Villingen und dem 1. Göppinger SV (beide 59) um den Titel und den direkten Regionalliga-Aufstieg keinen Patzer erlauben darf. Auch der 1. CfR Pforzheim (54) ist aus dem Rennen noch nicht raus, zumal der Vizemeister die Relegation bestreitet. Die hat aber etwas von einer Lotterie, wie Großaspach in der Vorsaison mit dem K.-o.-Schlag in der Nachspielzeit des Rückspiels gegen die TuS Koblenz leidvoll erfahren musste. Es ist also ein Umweg, den sich die SG dieses Mal ersparen möchte.
Das nächste Spiel Mit Bissingen wird ein Team in Aspach erwartet, das als Viertletzter einen Abstiegsplatz belegt. SG-Trainer Pascal Reinhardt rechnet erneut mit einem tief stehenden Rivalen, „der seine Qualitäten vor allem im Umschaltspiel hat“. Den Beweis für diese These liefert die 1:2-Pleite im Hinspiel, bei der das 0:1 aus einem Konter resultierte, den FSV-Spieler Nesreddin Kenniche vollendete. Revanche für die Niederlage zu üben, ist für die SG aber allenfalls zweitrangig, denn in erster Linie geht’s darum, im Titelrennen auf Kurs zu bleiben. Mit Blick aufs kräftezehrende Pokalspiel gegen Ulm, bei dem einige seiner Schützlinge von Wadenkrämpfen geplagt wurden, kündigt Reinhardt an, „dass es die eine oder andere Veränderung geben kann“. Eine ist sogar zwingend erforderlich, da Torjäger Dominik Salz nach der Ampelkarte im WFV-Pokal-Duell nur drei Tage später in der Liga seine Sperre absitzt. Egal wie die Startelf letztlich aussieht, es gilt das Versprechen des SG-Trainers: „Wir werden eine schlagkräftige Truppe auf dem Platz haben.“
Die Personalsituation Dominik Salz fehlt nur gegen Bissingen, während Marius Kunde eine längere Zwangspause droht. Mit einem Kieferbruch ist die Saison für den Offensivakteur wahrscheinlich vorzeitig beendet. Hinter Mittelfeldspieler Luca Wöhrle, der gegen Ulm krankheitsbedingt passen musste, steht auch morgen ein Fragezeichen. Die Keeper Lukas Britzelmeir und Silas Ihde fallen weiter aus, als Ersatz für Maximilian Reule ist Tim Schulz dabei.
Die weiteren Duelle „Jetzt ist jedes Spiel ein Endspiel“, sagt Pascal Reinhardt: „Egal wer der Gegner ist.“ Dass es in den letzten fünf Vorrundenspielen nicht nur in Bissingen eine Niederlage setzte, sondern auch in Gmünd, und dass sich dazu ein torloses Remis zu Hause gegen Nöttingen gesellte, lässt den SG-Coach keinesfalls ängstlich auf die erneuten Duelle mit diesen Vereinen blicken. Der 31-Jährige glaubt an sein Team und an die Möglichkeit, mit fünf Siegen aus eigener Kraft alles klarzumachen.
Das Pokalfinale „Wir wollen diesen Schwung in die letzten Punktspiele mitnehmen“, sagt Pascal Reinhardt über das umjubelte 2:0 im WFV-Pokal-Halbfinale gegen Ulm. Die Gefahr, dass unter der Vorfreude auf das Endspiel im heimischen Fautenhau gegen Aalen, bei dem es neben dem zweiten Pokaltriumph nach 2009 auch ums DFB-Pokal-Ticket geht, die Konzentration im Titelendspurt leiden könnte, sieht der SG-Trainer nicht: „Für die Mannschaft und mich ist dieses Finale noch weit weg, für uns zählen im Moment nur die nächsten Spiele.“
Die Kontrahenten Villingen und Göppingen klauen sich morgen gegenseitig die Punkte. „Wir profitieren nur dann, wenn wir unser Spiel gewinnen“, warnt Pascal Reinhardt, „dann aber auf alle Fälle.“ Entweder vergrößert die SG ihren Vorsprung auf einen Rivalen deutlich oder auf beide Kontrahenten ein bisschen. Am letzten Spieltag treffen mit Villingen und Pforzheim noch einmal zwei Vereine aus dem derzeitigen Spitzenquartett aufeinander.
SG Sonnenhof (1. Platz, 60 Punkte, 71:24 Tore): FSV 08 Bietigheim-Bissingen (15. Platz/H)
SSV Reutlingen
(14. Platz/A)
FC Nöttingen
(5. Platz/A)
1. FC Normannia Gmünd (6. Platz/H)
FC Holzhausen
(16. Platz/A)
FC 08 Villingen (2. Platz, 59 Punkte, 69:36 Tore):
1. Göppinger SV
(3. Platz/H)
ATSV Mutschelbach (11. Platz/A)
FSV Hollenbach
(8. Platz/H)
SV Oberachern
(13. Platz/A)
1. CfR Pforzheim
(4. Platz/H)
1. Göppinger SV (3. Platz, 59 Punkte, 58:32 Tore):
FC 08 Villingen
(2. Platz/A)
TSG Backnang
(9. Platz/H)
SSV Reutlingen
(14. Platz/H)
ATSV Mutschelbach
(11. Platz/A)
FSV Hollenbach
(8. Platz/H)
1. CfR Pforzheim (4. Platz, 54 Punkte, 64:37 Tore):
FC Holzhausen
(16. Platz/A)
FV Ravensburg
(10. Platz/H)
Offenburger FV
(18. Platz, A)
TSV Essingen
(7. Platz/H)
FC 08 Villingen
(2. Platz/A)