Münchens erster alkoholfreier Biergarten
Mitten in der Problemzone
Eine neue Freiluft-Gastronomie in der „Welthauptstadt des Biers“ schenkt keinen Tropfen Alkohol aus. Was lustig klingt, hat einen ernsten Hintergrund.
Von Patrick Guyton
Mit dem Münchner Biergarten verbindet man mitunter ein leicht beduselt-beschwingtes Gefühl. Der Sommer ist schön, das Leben leichter und die Stimmung entspannt am lauen Abend unter den Kastanien. Das mag auch an der Wirkung des einen oder anderen im Garten getrunkenen Kruges Bier liegen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist nun zu einem neuen und für die Welthauptstadt des Bieres außergewöhnlichen, ja einzigartigen Ort gekommen. „Ich habe schon viel eingeweiht in den letzten Jahren“, sagt er gut gelaunt. „Aber noch nie einen alkoholfreien Biergarten.“ Nun ist es so weit, eine Münchner Schülerband rockt dazu.
Der alkoholfreie Biergarten liegt mitten im Problemviertel
„Die Null“ nennt sich diese auf dem Karl-Stützel-Platz errichtete Location. Er wolle die Bürger aber nicht zu Anti-Alkoholikern erziehen, sagt Dieter Reiter. Vielmehr ist die „Null“ als Kontrapunkt zur Umgebung entstanden. Der Biergarten liegt nur ein paar Schritte vom Hauptbahnhof entfernt. Diese Ecke, meint Reiter, gebe ein „niederschmetterndes Bild“ ab. Der Garten ist in München zum Brennpunkt für Kriminalität sowie für Alkoholiker und Obdachlose geworden. Christian Lehner vom Parkcafé, das ein paar Meter entfernt liegt, findet: „Es ist hier wunderschön, aber unter der Situation der letzten Jahre haben wir sehr gelitten.“ Die Stadt will aber keine harte Law-and-Order-Politik durchsetzen. Alkohol- und drogenkranke Menschen brauchen laut dem OB vor allem Hilfsangebote.
In der „Null“ gibt es nicht nur alkoholfreies Bier, sondern ebensolchen Wein – vom Riesling über Rosé bis zum Spätburgunder -, Limos, Säfte oder Mocktails, worunter man Cocktails ohne Alkohol versteht. Und Konzerte sind angesagt - Rock, Techno-Raves. Sowie der Chor des Münchner Amtsgerichts.