Nationalspielerin Zoe-Ida Schmidt inmitten lauter Jungs

Mit Großaspachs C-Junioren kämpft die 14-Jährige um den Titel in der Verbandsstaffel, beim DFB hat sie nun ihr Debüt in der U 15 gefeiert. Dabei hat die Verteidigerin der SG Sonnenhof mit den deutschen Nachwuchsfußballerinnen in Portugal gleich ein Turnier gewonnen.

Seit Sommer ist Zoe-Ida-Schmidt (Mitte) am Ball bei den U-15-Jungs der SG und ist deren erste deutsche Nationalspielerin. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Seit Sommer ist Zoe-Ida-Schmidt (Mitte) am Ball bei den U-15-Jungs der SG und ist deren erste deutsche Nationalspielerin. Foto: Alexander Becher

Von Uwe Flegel

Irgendwie hört es sich schon ein wenig komisch an: Die SG Sonnenhof Großaspach hat eine Jugend-Nationalspielerin, obwohl der Oberligist gar keinen Mädchenfußball anbietet. Dennoch ist die 14-jährige Zoe-Ida Schmidt sowohl für den Verein aus dem Fautenhau als auch für den DFB am Ball. Für dessen U 15 bestritt sie nun beim Vier-Nationen-Turnier in Portugal ihre ersten zwei Länderspiele und sagt. „Es war schon ein krasses Gefühl und ich bin stolz darauf.“

Das ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass sie mit dem deutschen Nachwuchs in den Vergleichen mit Portugal, Spanien und Island jedes Mal als Siegerin von Platz gingen. Beim Länderspieldebüt der Abwehrspielerin gab es einen 11:1-Sieg über die Gastgeberinnen und bei ihrem zweiten Einsatz ein 4:1 gegen Island. Nur das 1:0 gegen Spanien erlebte sie lediglich von der Bank aus. Der Turniersieg und die DFB-Premiere waren dennoch wohl die größten Erlebnisse in der noch jungen Karriere.

Eine Laufbahn, in der Zoe-Ida Schmidt nur bei den U-15-Jungs aus dem Fautenhau am Ball ist. Wie ist das so als einziges Mädchen zwischen lauter Kerlen? „Ich kenne es nicht anders“, sagt Schmidt, die außer in der Auswahl des Württembergischen Fußballverbands sowie nun beim DFB noch nie in einem Mädchenteam stand. Nicht bei ihrem Heimatverein, dem FC Marbach, bei dem sie in jungen Jahren mit dem Fußball begann, nicht nach ihrem Wechsel zum FSV Waiblingen, von dem sie im Sommer nun zum Verein in den Fautenhau kam.

Die SG-Trainerin der 14-Jährigen stand selbst schon in Diensten des DFB

„Ich kannte Zoe schon von früher“, erzählt die ebenfalls in Marbach wohnende Carmen Holinka, die in Großaspach für die C-Junioren zuständig ist. Die 55-Jährige war selbst einst in der Frauen-Bundesliga am Ball, war danach als Trainerin im Frauenbereich des DFB und ist seit ihrer Rückkehr vor wenigen Jahren ins Schwabenland hier im Jugendbereich tätig. Erst bei der TSG Backnang, seit diesem Sommer in Großaspach.

Holinka klärt dann auch auf, wie es kommt, dass Zoe-Ida Schmidt bei der SG im Verbandsstaffelteam am Ball ist. „Das fördert der DFB ganz bewusst, damit die Jugend-Nationalspielerinnen regelmäßig auf hohem Niveau trainieren und spielen können.“ Die Schülerin des Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums im Großaspacher Trikot ist also keine Ausnahme, sondern die Regel. Wobei sie mittlerweile dank eines sogenannten Zweitspielrechts für die Juniorinnen der TSG Hoffenheim spielen dürfte. Bislang war sie dort aber noch nicht im Einsatz. „Bei uns bekommt sie einfach die nötige Spielzeit“, erklärt Holinka, die mit ihrer Elf in der Verbandsstaffel auf Rang zwei hinter der TSG Balingen liegt. Eine Reihenfolge, die der Nachwuchs aus dem Fautenhau im zweiten Halbjahr noch ändern und damit den Aufstieg packen will.

Für die frischgebackene Nationalspielerin wäre es ein Traum, denn „wenn wir in die Oberliga aufsteigen, dann bleibe ich auf jeden Fall hier“. Schließlich wäre das für sie die perfekte nächste Stufe. Und es käme die nächste Regelung zum Einsatz, die der DFB eingeführt hat, um die fehlende Breite im Spitzenbereich des Mädchenfußballs auszugleichen. Denn eigentlich wäre die Außenverteidigerin kommende Saison zu alt für die U 15, doch „als Mädchen kann sie ein Jahr zurückgestellt werden“, weiß Holinka.

Sie und Zoe-Ida Schmidt wissen allerdings auch, dass es nicht mehr so lange dauert, bis sich die ehrgeizige Jugendliche einem Verein anschließen muss, der Mädchen- oder Frauenfußball anbietet. Bis dahin hat das Talent aber noch zwei oder gar drei Jahre Zeit, im Großaspacher Trikot Europas Fußballer des Jahres 2019 Virgil van Dijk nachzueifern. Der Innenverteidiger der niederländischen Nationalmannschaft und des FC Liverpool ist ihr Vorbild.

Wobei der 31-jährige Weltklassefußballer nicht der Einzige ist, von dem sich die SG-Spielerin etwas abschauen kann. Auch in der eigenen Familie gibt es einen, der ihr wichtige Tipps geben kann. Ihr zwei Jahre älterer Bruder Luke ist Kapitän der Bundesliga-B-Jugend des 1. FC Heidenheim. Zoe-Ida Schmidt bekommt aus nächster Nähe mit, wie schwer es ist und welcher Aufwand betrieben werden muss, um auf Dauer Teil der Spitze eines Jahrgangs zu sein. Entsprechend unspektakulär fällt ihre Antwort aus, wenn sie nach ihren Zielen gefragt wird: „Im Nationalteam bleiben und den Sprung in die U 16 schaffen.“ Das krasse Gefühl, im DFB-Trikot auflaufen zu dürfen, soll keine Eintagsfliege gewesen sein.

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Erstellt:
15. Dezember 2023, 06:00 Uhr

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