Pascal Reinhardt: „Allen Topteams fehlt noch die Konstanz“

Interview Der Trainer des Fußball-Oberligisten SG Sonnenhof Großaspach freut sich auf das morgige Heimspiel um 19 Uhr gegen seinen Ex-Verein FC Holzhausen. Es ist zugleich die erste Partie nach dem Verlust der Tabellenführung und bereits das letzte Duell der Vorrunde.

Pascal Reinhardt trainiert Aspach seit Anfang Juli und musste mit seinem Team nach einem makellosen Saisonstart zuletzt den einen oder anderen Rückschlag verdauen. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Pascal Reinhardt trainiert Aspach seit Anfang Juli und musste mit seinem Team nach einem makellosen Saisonstart zuletzt den einen oder anderen Rückschlag verdauen. Foto: Tobias Sellmaier

Das 0:2 in Gmünd hat Großaspach erstmals in dieser Saison die Spitzenposition gekostet. Was bedeutet das für die Aufstiegsambitionen der SG Sonnenhof?

Die Tabelle ist derzeit noch zweitrangig. Sie ändert nichts an unserer Herangehensweise im Training und in den Spielen, obwohl es immer schöne Momentaufnahmen waren, an der Spitze zu stehen. Es sind noch sehr, sehr viele Spiele zu bestreiten. Wie hat Uli Hoeneß einmal so schön gesagt: Der Weihnachtsmann war noch nie der Osterhase.

Nach zehn Partien waren es fünf Punkte Polster auf den Dritten aus Göppingen. Der ist nun Erster und nach 16 Spielen sind es zwei Zähler Rückstand. Warum?

Dafür gibt es mehrere Gründe und Erklärungen. Uns ist die Selbstverständlichkeit, die wir zu Saisonbeginn hatten, ein Stück weit verloren gegangen. Die Gegner werfen alles in die Waagschale, um uns ein Bein zu stellen. Darauf müssen wir vorbereitet sein und unsere Tugenden abrufen. Bringen wir das Maximum mit und gegen den Ball auf den Platz, haben wir alles selbst in der Hand. Das gelingt uns gerade nicht jede Woche.

Nach fünf Siegen zu Saisonbeginn und der ersten Pleite im achten Spiel wechselten sich Siege und Niederlagen zuletzt meist ab. Haben Sie schon Gründe für die fehlende Konstanz ausgemacht?

Wir hatten oft Verletzungsprobleme, insbesondere Leistungsträger wie Kapitän Volkan Celiktas oder Marius Kunde haben uns längerfristig gleichzeitig gefehlt. Bei den jungen Spielern ist es normal, dass die Leistungen mal schwankend sind, aber das sollen keine Ausreden sein. Wir haben das jüngste Team der Liga mit einer hohen Qualität und jeder muss sich an die eigene Nase packen, wenn er die nicht immer auf den Platz kriegt. Es liegt auch an mir, die Jungs in bestimmten Situationen besser einzustellen. Wir müssen mit Rückschlägen umgehen können und dennoch den Glauben an uns bewahren.

Vor allem auf fremden Plätzen klappte in der Oberliga zuletzt wenig, wie drei Schlappen in Folge nach den vorherigen fünf Siegen zeigen. Warum läuft es auswärts nichts mehr so gut wie anfangs?

Man fühlt sich daheim mit den gewohnten Abläufen immer etwas wohler, aber für alle Gäste ist es bei uns im meiner Meinung nach schönsten Oberliga-Stadion ein Highlightspiel. Erst recht unter Flutlicht. Auch auswärts sind immer viele Zuschauer da, aber davon dürfen wir uns nicht beirren lassen. Es gilt, daheim wie auswärts den Kampf anzunehmen und nicht nur spielerisch glänzen zu wollen. Wir möchten auch das Spielglück wieder mehr auf unsere Seite ziehen, aber das geht nur durch dauerhafte harte Arbeit.

Zum letzten Vorrundenspiel kommt am Freitag der FC Holzhausen, den Sie zwei Jahre trainiert und in die Oberliga geführt haben. Bleibt trotz des Verlusts der Tabellenführung und der prekären Lage Ihres Ex-Vereins, der Vorletzter ist, etwas Zeit für Wiedersehensfreude?

Ja, natürlich. Viele Spieler sind Freunde geworden und ich bin noch mit ihnen im Austausch. Ich kenne auch sonst viele Leute im Verein, habe in dieser Saison schon die eine andere Partie angeschaut und wurde immer herzlich empfangen. Ich freue mich auf das Spiel, das etwas Besonderes für mich ist, aber letztlich geht es auch morgen nur um drei Punkte. Die wollen wir hierbehalten.

Wäre für Holzhausen im zweiten Oberliga-Jahr auch mit Ihnen auf der Bank der Abstiegskampf angestanden?

Das ist Spekulation, da steht mir eine Aussage nicht zu. Der Kader ist in der Breite besser besetzt als in der Vorsaison. Ich habe ein funktionierendes Konstrukt hinterlassen, obwohl der Zeitpunkt des Wechsels nach dem bereits erfolgten Start in die Vorbereitung vielleicht nicht optimal war. Ich weiß aber nicht, ob es für so einen Moment überhaupt den optimalen Zeitpunkt gibt.

Was unterscheidet Ihren jetzigen und früheren Verein sowie Ihre Aufgaben?

Ich war in Holzhausen auch Sportlicher Leiter und hatte im Hintergrund mehr zu tun, während ich mich hier vor allem auf die Arbeit auf dem Platz konzentrieren kann. Die SG hat vor vier Jahren noch Dritte Liga gespielt. Hier ist alles größer und viel professioneller, wir trainieren meist fünfmal pro Woche und haben viele Jungs, die noch höhere Ziele haben. Es gibt aber auch viele Parallelen. Das Team steht im Vordergrund, das Wir wird großgeschrieben und beide Vereine betrachten sich als Dorfklub.

Wie gehen Sie das morgige Spiel an?

Wir sind der Favorit und wollen gewinnen, wollen dominant auftreten und immer aktiv sein. Wir werden Holzhausen aber nicht unterschätzen. Sie werden uns meist den Ball überlassen, kompakt stehen und versuchen, schnell umzuschalten, was eine große Qualität von ihnen ist. Wir müssen in Ballbesitz ein gutes Positionsspiel haben und immer wieder auf die Restverteidigung achten.

Göppingen spielt in Hollenbach. Glauben Sie noch an den Herbstmeistertitel?

Das ist erst einmal zweitrangig. Natürlich wäre es ein schöner Bonus, wenn wir die Tabellenführung sofort zurückerobern würden, aber das haben wir nicht in der Hand. Wir müssen unsere Hausaufgabe erledigen und schauen erst danach auf die Konkurrenz.

Selbst bei einem Sieg und dann 35 Zählern ist die Ausbeute von 38 Punkten in der Vorrunde der Vorsaison nicht mehr zu erreichen. Sagt das etwas über die Qualität dieser beiden SG-Teams aus?

Wir schauen nicht auf die vergangene Saison, daher interessiert uns auch die Punktausbeute nicht. Man sieht, dass anders als mit den Stuttgarter Kickers in der vergangenen Runde dieses Mal kein Verein vorneweg marschiert, sondern bei allen Topteams noch ein bisschen die Konstanz fehlt. Wir müssen auf uns gucken und ob es am Ende drei Punkte mehr oder weniger als in der Vorsaison sind, ist zunächst einmal egal, obwohl man immer das Maximum anstrebt.

Nach dem Spiel gegen Holzhausen stehen dieses Jahr noch drei Rückrundenpartien an. Was muss passieren, damit Sie zufrieden Weihnachten feiern?

Derzeit richtet sich der Fokus aufs Duell mit Holzhausen. Die Vorrundenspiele gegen die drei Gegner, die anschließend auf uns warten (Ravensburg, Offenburg und Essingen, d. Red.), haben wir allesamt positiv gestaltet. Daran wollen wir anknüpfen, sobald wir die morgige Aufgabe gelöst haben. Es liegt nur an uns, wie Weihnachten gefeiert wird.

Haben Sie personelle Wünsche für den Rest der Runde im neuen Jahr?

Das nicht direkt, aber die Verantwortlichen und ich pflegen einen ständigen Austausch. Fast so etwas wie Zugänge werden die zwei Langzeitverletzten sein: Luca Wöhrle hat in dieser Saison noch kein Spiel bestritten, Benedict dos Santos hatte nur einen Kurzeinsatz. Dennoch ist unser Kader mit 19 Feldspielern relativ klein und da ist mit Lukas Stoppel ein U-19-Spieler eingerechnet. Wir müssen daher schauen, ob wir vielleicht aktiv werden, und tauschen immer wieder Ideen aus. Um einen Spieler zu verpflichten, muss aber am Ende viel zusammenpassen.

Kann es am Ende eine erfolgreiche Saison sein, selbst wenn sie nicht mit dem Regionalliga-Aufstieg enden sollte?

Jetzt schon über einen Aufstieg oder andere Eventualitäten zu reden passt einfach nicht zu unserer Philosophie. Wir wollen – so abgedroschen das klingen mag, aber so ist es eben – jedes Spiel gewinnen und gucken dann, für was es reicht. Man kann auch Spiele verlieren, dann kommt es auf die Art und Weise an – und die war zuletzt nicht immer ideal. Daran müssen wir arbeiten.

Sie sind mit 31 Jahren ein junger Trainer. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich habe keinen Karriereplan, im schnelllebigen Fußballgeschäft ist kaum etwas planbar. Ich hätte vor einem halben Jahr auch noch nicht gedacht, dass ich jetzt Trainer in Großaspach bin. Ich will hart und akribisch arbeiten. Dann wird sich zeigen, wo die Reise hingeht. Aber klar ist, dass ich meine berufliche Zukunft weiterhin im Fußball sehe.

Das Gespräch führte Steffen Grün.

Zur Person

Spieler Pascal Reinhardt wird am 11. September 1992 in Horb am Neckar geboren. Die Jugendvereine: VfL Hochdorf, SSV Reutlingen, Stuttgarter Kickers. Seine Aktivenklubs: Bayern München II, FC 08 Homburg, FSV Mainz 05 II, SSV Ulm, Waitakere United, VfL Nagold. Das halbe Jahr beim neuseeländischen Erstligisten kommt über einen dort spielenden Kumpel zustande. 2020 hört er nach seinem dritten Kreuzbandriss auf.

Trainer Nahtlos geht es als Co-Trainer in Nagold weiter, ehe er 2021 als Chefcoach zum FC Holzhausen wechselt und den Verein auf Anhieb in die Oberliga führt. Seit Beginn dieser Saison ist Reinhardt in Großaspach.

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Erstellt:
9. November 2023, 06:00 Uhr

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