Patrick Künzer will am Ruder bleiben

Der Fußball-Bezirkstag, der ursprünglich am vergangenen Freitag beim FC Oberrot geplant war, geht nun am morgigen Donnerstag in virtueller Form über die Bühne. Es werden dabei einige richtungsweisende Entscheidungen für die Zukunft erwartet.

Vor drei Jahren wurden Antonio Agazio (links) als Bezirksjugendleiter und Patrick Künzer als Bezirksvorsitzender gewählt. Während Agazio morgen nur noch bestätigt werden soll, hofft Künzer auf das erneute Vertrauen der Vereinsvertreter. Archivfoto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Vor drei Jahren wurden Antonio Agazio (links) als Bezirksjugendleiter und Patrick Künzer als Bezirksvorsitzender gewählt. Während Agazio morgen nur noch bestätigt werden soll, hofft Künzer auf das erneute Vertrauen der Vereinsvertreter. Archivfoto: T. Sellmaier

Von Heiko Schmidt

Vor sechs Jahren wurde Patrick Künzer als neuer Chef des Fußball-Bezirks Rems-Murr gewählt. Er setzte sich in einer Kampfabstimmung in Großaspach gegen die damalige kommissarische Amtsinhaberin Corinna Bäuerle mit 82:71 Stimmen durch. 2015 folgte dann die einstimmige Wiederwahl beim Bezirkstag in Schornbach. Patrick Künzer zieht ein positives Fazit aus seinen bisherigen sechs Jahren als Chef der Rems-Murr-Fußballer. „Die Nähe zu den Vereinen ist mir wichtig. Ich habe tolle Kontakte mit ihnen“, sagt der 57-jährige Kraftfahrer. Er schiebt nach: „Bezirksvorsitzender ist das schönste Ehrenamt für mich. Es ist zwar zeitaufwendig, es macht aber sehr viel Spaß.“ Dem gelernten Bäcker fällt es deshalb schwer, etwas Negatives aus der Vergangenheit als Fußball-Bezirksvorsitzender zu finden. Eine Ausnahme gibt es aber. „Negativ waren die Übergriffe auf dem Sportplatz, die wir gelegentlich im Bezirk hatten.“

Für Patrick Künzer aus Weiler zum Stein ist klar, dass er am Ruder des Fußball-Bezirks bleiben möchte. Er tritt bei der Wahl beim diesjährigen Bezirkstag wieder an. Ein möglicher Gegenkandidat ist ihm nicht bekannt. Das gleiche Ergebnis brachte eine Umfrage unserer Zeitung bei einigen Vereinen. Die Veranstaltung findet anders als in der Vergangenheit wegen der Coronalage nicht in Präsenz statt. Der ursprünglich am vergangenen Freitag beim FC Oberrot geplante Termin wurde verschoben. Der Bezirkstag ist nun am morgigen Donnerstag um 19.30 Uhr in virtueller Form angesetzt. Das Interesse daran ist groß. Nahmen vor drei Jahren lediglich Verantwortliche aus 36 der insgesamt 84 Fußballvereine aus Rems-Murr teil, so haben sich für die Videokonferenz 54 Klubs angemeldet. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass wichtige Punkte auf der Tagesordnung stehen.

Zum einen sind das die personellen Entscheidungen. Neben dem Bezirksvorsitzenden Patrick Künzer treten auch der Bezirksspielleiter Ralph Rolli und der Bezirkssportgerichts-Vorsitzende Rainer Lasartzyk erneut zur Wahl an. Außerdem müssen der Bezirksjugendleiter Antonio Agazio und der Bezirksschiedsrichter-Obmann Markus Seidl (Waiblingen) – er löst Michael Keller (Backnang) ab – bestätigt werden. Sie wurden bei ihren jeweiligen Versammlungen bereits gewählt. Zum anderen geht es auch um die Zukunft des Fußball-Bezirks Rems-Murr in seiner jetzigen Form. Der Württembergische Fußballverband (WFV) plant seit November 2018 eine neue Spielklassenstruktur, die bis zum Verbandstag im Jahr 2024 abgeschlossen werden soll. Der Grund sei ein Rückgang bei der Anzahl der Mannschaften. Favorisiert wird dabei das Modell 1-4-12c. Das heißt, es soll weiterhin eine Verbandsliga und vier Landesliga-Staffeln geben. Jedoch verringert sich demnach die Anzahl der Bezirksligen von 16 auf 12. Im gleichen Zuge sollen auch die Fußball-Bezirke von 16 auf 12 schrumpfen, da es wohl immer schwieriger sei, genug Ehrenamtliche zu finden. Die Rems-Murr-Kicker würden demnach in etwa mit der Hälfte aus Hohenlohe einen neuen Bezirk bilden.

Beschlossen werden sollen die Veränderungen beim WFV-Verbandstag, der aufs Frühjahr 2022 verschoben wurde und in Präsenz stattfinden soll. Dorthin entsendet jeder Bezirk seine Delegierten. Elf Personen plus der Bezirksvorsitzende werden es von den Rems-Murr-Fußballern sein. Jede Spielklasse muss berücksichtigt werden. Auch Vertreter aus der Jugend, aus dem Frauenbereich und aus dem Freizeitsport sollen zu diesem Personenkreis gehören. Patrick Künzer hat bereits elf Kandidaten dafür gefunden, die beim morgigen Bezirkstag gewählt werden sollen. Allerdings können sich weitere Interessenten noch bei der Videokonferenz melden. Auch vier Ersatzdelegierte sind möglich. „Alle Delegierten entscheiden, wie sie es für richtig erachten“, macht Künzer klar. Er weist darauf hin, dass keinem seine Meinung auferzwungen wird. Der amtierende Bezirksvorsitzende bleibt aber weiterhin bei seiner Meinung: „Für unseren Bezirk sehe ich keinen akuten Handlungsbedarf für eine Spielklassenstruktur. Wenn die Mehrheit der Vereine die Änderung möchte, werden wir uns nicht dagegenstellen.“

Vereine fürchten um Nachwuchs

Eine Fußballsaison hat es im Grunde genommen nicht gegeben, ein Jugend-Bezirkstag musste dennoch abgehalten werden. Antonio Agazio (30), vor drei Jahren erstmals ins Amt des Bezirksjugendleiters gewählt, stellte sich zur Wiederwahl und war zunächst einmal begeistert von der Beteiligung der Vereinsvertreter.

88 Teilnehmer waren es bei der Online-Veranstaltung. Von 60 Vereinen im Bezirk, die Jugendarbeit betreiben, saßen 53 zumindest mit einem Vertreter vor dem Bildschirm. „Das zeigt uns die Wertschätzung und Anerkennung für unsere Arbeit“, sagt Agazio. „Darauf bin ich sehr stolz.“ Der Winnender wurde bei einer Neinstimme für die nächsten drei Jahre bestätigt.

Über die Saison 2020/2021 lasse sich allerdings nicht viel sagen. Fünf, sechs Spieltage konnten lediglich stattfinden, bevor der nächste Corona-Lockdown alles lahmlegte. „Das ist natürlich schade“, sagt Agazio. Vor allem, „weil wir die Landesstaffel in der A- und B-Jugend eingeführt haben“. In der kommenden Spielzeit sollten nun die neuen Regionenstaffeln folgen, doch die müssen ein weiteres Jahr warten.

Die Jugendfußballer hoffen auf die Saison 2021/2022. „Wir gehen davon aus, dass wir im September wieder im geregelten Ablauf spielen werden“, sagt Agazio. Aber mit wie vielen Mannschaften? Die Vereine, so Agazio, „befürchten, dass viele Spieler verloren gehen, weil sie die Lust am Fußball verloren haben. Auch der WFV fürchtet, dass die Zahlen rasant sinken werden.“ Der pessimistische Ausblick beziehe sich weniger auf die guten und motivierten Fußballer. Aber wer vorher schon nur wegen der Eltern oder des Kumpels ins Training gegangen ist und in der Leistungshierarchie weit unten rangiert, bleibe womöglich nun lieber zu Hause. Bei den Übungsleitern scheint es besser auszusehen. Agazio: „Ich glaube, dass die uns nicht verloren gehen.“

Der Ausschuss der Bezirksjugend ist etwas größer geworden. Nese San Schassberger hat den vakanten Posten der Mädchenbeauftragten übernommen. Neu ist, dass es einen U-25-Beauftragten geben soll. Den möchte der Verband, weil die Ehrenamtlichen wohl immer älter werden und sich im Alter immer weiter von jenen entfernen, für die sie sich einsetzen. Im Bezirk Rems-Murr ist die Position noch nicht besetzt, Agazio jedoch ist sicher, dass das nicht mehr lange der Fall sein wird. „Ich bin mit jemandem in guten Gesprächen.“ Dem Ausschuss gehören an: Antonio Agazio als Chef, Tobias Müller als Stellvertreter und Bezirksjugendspielleiter und Nese San Schassberger als Mädchenreferentin sowie Steffen Müller, Stefan Landwehr, Laura Berkowitsch und Manuel Stammler.

Veränderungen soll es ab der neuen Saison bei den Endspielen im Bezirkspokal geben. Bislang fanden das Frauen- und Männer-Finale hintereinander statt. In Zukunft spielen die A-Jugend und die Männer am gleichen Tag und Ort. Vor dem Endspiel der Frauen wird das Finale der B-Mädchen an einem anderen Tag und Ort ausgetragen.

Zum Artikel

Erstellt:
26. Mai 2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt Sport

SV Unterweissach nimmt die Favoritenrolle an

Der Tabellenführer will in der Fußball-Kreisliga A2 auch gegen den Nachbarn SV Allmersbach II nichts anbrennen lassen. Verfolger VfR Murrhardt steht vor einem schwierigen Auswärtsspiel.

Murrhardt Sport

SG Sonnenhof Großaspach: Ein 50-Meter-Tor als Sahnehäubchen

Mert Tasdelen setzt beim 5:0-Heimerfolg des Fußball-Oberligisten aus dem Fautenhau gegen den FC 08 Villingen II den glanzvollen Schlusspunkt. Mit dem nunmehr schon zehnten Sieg in Serie stellt Großaspach den Vereinsrekord aus der Verbandsliga-Meistersaison 2004/2005 ein.