Paukenschlag in Zeiten des Stillstands

Backnangs Fußball-Oberligist und Trainer Holger Ludwig beenden diesen Sommer und damit ein Jahr früher als ausgemacht ihre Zusammenarbeit. Vorstellungen und Erwartungen beider Seiten seien zu unterschiedlich, begründet die TSG die Entscheidung.

Holger Ludwig gibt im Training der TSG Backnang die Kommandos nur noch bis zum Saisonende, dann trennen sich die Wege. Foto: A. Hornauer

© Alexander Hornauer

Holger Ludwig gibt im Training der TSG Backnang die Kommandos nur noch bis zum Saisonende, dann trennen sich die Wege. Foto: A. Hornauer

Von Uwe Flegel

Eigentlich herrscht in der Fußball-Oberliga gerade Ruhe. Seit November sorgt die Zwangspause wegen des Coronavirus weitestgehend für Stillstand. Und trotzdem reicht es bei der TSG Backnang für einen echten Paukenschlag. Der Tabellenzwölfte aus den Etzwiesen und Coach Holger Ludwig beenden am Saisonende ihre Zusammenarbeit, obwohl der Vertrag des vor der Saison vom Verbandsligisten TSV Heimerdingen gekommenen Trainers noch bis zum 30. Juni 2022 gelaufen wäre. Marc Erdmann, im Vorstand des Aufsteigers für die erste Mannschaft zuständig, begründet den unerwarteten Schritt so: „Die Vorstellungen und Erwartungen von Holger Ludwig auf der einen sowie dem Verein auf der anderen Seite sind zu unterschiedlich.“

Der Trainer selbst bestätigt diese Aussage, sagt aber klipp und klar: „Der Schritt ging von Vereinsseite aus und kam auch für mich ein wenig überraschend.“ Nicht nur für ihn, immerhin zeigte der Neuling in den letzten Partien vor der Coronapause zwar nicht immer, aber doch sehr oft gute Leistungen. Zum Beispiel beim 2:1-Auswärtssieg in Villingen und beim 5:2-Heimsieg gegen den FSV 08 Bissingen, dem letzten Spiel vor der Zwangspause. Als Zwölfter hat der Neuling vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone und Erdmann sagt: „Wir sind absolut überzeugt, unser Saisonziel Nichtabstieg mit Holger Ludwig als Trainer zu erreichen. Insbesondere auch, weil die harmonische und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie die Entwicklung und die Leistungen der Mannschaft vor der Unterbrechung positiv waren.“

Hört sich nett an, ist offenbar auch so gemeint und wird vom Trainer so bestätigt, sagt der 39-Jährige doch: „Mir hat die Arbeit mit der Mannschaft Spaß gemacht. Wir haben ein junges und entwicklungsfähiges Team, mit dem ich gerne weitergemacht hätte.“ Darf er nun aber nicht mehr und Erdmann erklärt dazu: „Wir haben in den vergangenen Wochen einige Gespräche miteinander geführt, haben aber miteinander vereinbart, keine Details zu nennen.“ Fakt sei, so der sportliche Leiter, dass Verein und insbesondere er in der Pflicht stehen, die Weichen und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Dabei sei es wichtig und unumgänglich, dass Verein und Trainer gemeinsame Vorstellungen haben, erklärt der 49-Jährige.

Der Trainer wird in der Hinsicht nicht genauer, was beide Seiten denn so unterschiedlich beurteilt haben, damit nun ein Jahr früher als ausgemacht ein Schlussstrich gezogen wird. Der Realschullehrer bestätigt nur so viel: „Es gab ein paar Dinge, die ich anders gesehen habe.“ Sportliche Aspekte scheinen es eher nicht gewesen zu sein, denn dazu sagt Marc Erdmann: „Die sportlichen und fachlichen Qualitäten von Holger Ludwig waren nicht ausschlaggebend.“ Überhaupt sei ihm die Entscheidung vor allem unter menschlichen Gesichtspunkten sehr schwergefallen, da der Coach ein unheimlich sympathischer Typ ist.

Um gemeinsam weiterzumachen, reichte das alles aber ebensowenig wie die sportliche Zwischenbilanz, über die der Nachfolger von Aufstiegstrainer Evangelos Sbonias urteilt: „Als Neuling stehen wir trotz der einen oder anderen Widrigkeit ganz gut da.“ Sein sportlicher Leiter stimmt ihm zu und verspricht für eine eventuelle Saisonfortsetzung: „Wir werden absolut fokussiert sein und alle Kräfte bündeln, um den Klassenverbleib zu erreichen. Damit hätte auch Holger den Abschluss, den er sich verdient hat.“ Wie es danach auf der Trainerposition bei den Backnangern weitergeht, kann oder will Erdmann noch nicht sagen. Er verrät nur, dass die TSG sehr zuversichtlich sei, den Nachfolger in den nächsten Wochen bereits präsentieren zu können. Es habe bereits sehr vielversprechende und aussichtsreiche Gespräche gegeben.

Holger Ludwig indes war auf seinen Abschied im Sommer, von dem die Mannschaft erst am gestrigen Montagabend erfuhr, offensichtlich nicht vorbereitet, Anfragen anderer Klubs würden ihm jedenfalls noch keine vorliegen. Wohl auch, weil der Vertrag des früheren Oberliga-Spielers des SGV Freiberg und des FSV 08 Bissingen ja noch für eine weitere Runde in Backnang gegolten hätte. Nun sagt der Noch-TSG-Trainer dazu: „Ich bin mir zwar nicht sicher, ob wir diese Saison noch einmal spielen, aber offiziell ist die Runde nicht rum und danach schaue ich mal, was kommt. Ich bin auf jeden Fall offen.“

Fünf Trainer in acht Jahren

Die TSG-Fußballer hatten fünf Trainer in den vergangenen acht Jahren. In der Saison 2013/ 2014 übernahm Markus Lang den Posten. Er führte das Etzwiesenteam von der Landesliga über die Verbandsliga in die Oberliga. Nach vier Jahren verabschiedete sich Lang. In der Saison 2017/2018 hatte Beniamino Molinari das Sagen. Unter seiner Führung sicherte sich die TSG Rang zwölf. Sein Nachfolger in der Saison 2018/2019 wurde Andreas Lechner. Für ihn war nach zwei Siegen, zwei Unentschieden und zwölf Niederlagen am 11. November 2019 Schluss. Der neue TSG-Coach hieß Evangelos Sbonias. Den Backnangern wäre unter seiner Regie fast der Ligaverbleib geglückt, doch am Ende stieg die TSG ab. Sbonias führte das Team anschließend zur Meisterschaft in der Verbandsliga und zur Rückkehr in die Oberliga. Nach seinem Abschied übernahm zur Saison 2020/2021 Holger Ludwig.

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Erstellt:
15. März 2021, 20:00 Uhr

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