Tropenmediziner warnt
Reaktion auf „Krankheit X“ zeigt Mängel auf
Die mysteriösen Krankheitsfälle im Kongo könnten schlussendlich doch bekannte Ursachen haben. Doch die Reaktion darauf zeigt laut einem deutschen Mediziner: Wir sind nicht gut vorbereitet.
Von Markus Brauer/dpa
Nach der nur langsamen Reaktion der lokalen Behörden auf die mysteriösen Todesfälle in der Demokratischen Republik Kongo mahnt ein deutscher Infektiologe künftig rascheres weltweites Handeln an.
Ausbrüche von Krankheiten müssten auch in entlegenen Gebieten effektiv erkannt und eingedämmt werden, sagte Torsten Feldt, Zweiter Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit.
Malariaerreger aus Verursacher gefunden
Die Behörden im Kongo sprachen in den vergangenen Tagen von einer unbekannten „Krankheit X“. Doch laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde in 10 von 12 medizinischen Proben von Patienten Malaria nachgewiesen. Proben würden aber weiter untersucht, auch auf andere Krankheiten und Erreger. Möglicherweise erkrankten die Menschen auch an verschiedenen Dingen.
Die Zahl der Krankheitsfälle sei nach ersten Erkenntnissen anders als häufig bei neuen Krankheiten nicht in kurzer Zeit exponentiell angestiegen und liege in etwa im Bereich der Erwartungen für die Jahreszeit, sagt WHO-Spezialist Abdi Rahman Mahamad in Genf.
Mystery disease “Disease X” grips Congo: 400+ cases, 31 deaths, mostly children. @WHO investigates as global fears rise. Local outbreak or emerging threat? Click the link in our bio for more!#DiseaseX#GlobalHealthCrisis#WHOpic.twitter.com/GPof7L2BAk — Qonversations (@theQonversation) December 10, 2024
Zahlen stiegen nicht mehr stark an
Seit Ende Oktober wurden mehr als 400 Krankheitsfälle verzeichnet. Die WHO sprach von 31 Toten, die örtlichen Behörden von mehr als 130 Toten. Betroffen sind vor allem Kinder unter fünf Jahren. Allerdings stiegen die Zahlen – anders als häufig bei neuen Krankheiten – in den vergangenen Tagen nicht weiter stark an. Auch ist in der betroffenen Region gerade Regenzeit, was häufig zu einer Häufung von Atemwegserkrankungen, Grippe und Malaria-Infektionen führt.
„Die schlechte Anbindung der Region an Kommunikation und Verkehr hat die Reaktion erheblich erschwert, aber die Zeit, bis Maßnahmen eingeleitet wurden und bis Informationen verfügbar waren, war zu lang“, betont Feldt. „So könnten bei bedrohlichen Ausbrüchen Möglichkeiten für eine Eindämmung verpasst werden.“ Erst am 29. November meldete das Gesundheitsministerium des Kongo der WHO eine Warnung.
Behörden müssen schneller reagieren
Weltweit müssten Behörden schneller reagieren können, fordert Feldt, der an der Uniklinik Düsseldorf Bereichsleiter Tropenmedizin ist. „Zoonosen entstehen nicht selten auch in diesen entlegenen Gebieten, daher können wir diese bei unseren Überlegungen nicht ausblenden.“ Oft genug habe man gesehen, dass sich Erreger in kurzer Zeit über die Kontinente verbreiten.
Effektivere Prävention
Allerdings sollten in diesen Regionen die Gesundheitssysteme generell gestärkt werden. „Nicht nur der Schutz vor Ausbrüchen, die uns betreffen können.“ In der abgelegenen Region Panzi in der Provinz Kwango, in der die Fälle auftraten, sind nach lokalen Angaben etwa 40 Prozent der Menschen unterernährt. Bei Kindern liege der Anteil sogar bei 60 Prozent. Die medizinische Versorgung dort ist schlecht, die Infrastruktur marode oder nicht vorhanden.
„Es gibt eine Reihe von effektiven Präventionsmaßnahmen, die vor allem Kinder schützen können“, erklärt Feldt. Dazu gehörten zum Beispiel mit Insektiziden imprägnierte Bettnetze. Es brauche generell bessere Gesundheits- und Krankheitsüberwachungssysteme in vielen Ländern.
Info: Malaria
Mücken Der Malaria-Erreger wird durch Stiche von weiblichen Anopheles-Mücken übertragen. Schon ein Stich einer infizierten Mücke reicht aus, um sich anzustecken. Erst nach einigen Tagen merken die Betroffenen, dass sie erkrankt sind, doch für viele ist es dann schon zu spät.
Symptome Malaria verursacht Fieber, Anämie und neurologische Probleme und kann unbehandelt tödlich verlaufen. Die Erreger – sogenannte Plasmodien – gelangen in die Blutbahn und vermehren sich in der Leber.
Plasmodien Der Die in Afrika verbreitete und schwerste Form, die ^, wird durch den Erreger Plasmodium falciparum ausgelöst. Plasmodien sind einzellige Parasiten, die große medizinische Bedeutung haben, da die Krankheitserreger der Malaria zu dieser Gattung gehören.