Regenphase bremst Freibadsanierung aus

Die letzte Instandsetzungsetappe im Murrhardter Freibad wird zur Geduldsprobe: Die anhaltenden Regenfälle haben die Beton- und Beschichtungsarbeiten teils blockiert und immer wieder verzögert. Nun muss das Material trocknen, um die Gewährleistung nicht zu gefährden.

Ein seltener Anblick: Endlich können die Arbeiten am großen Becken im Murrhardter Freibad weitergehen. Fotos: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Ein seltener Anblick: Endlich können die Arbeiten am großen Becken im Murrhardter Freibad weitergehen. Fotos: Stefan Bossow

Von Christine Schick

Murrhardt. Der mögliche Eröffnungstermin für das Murrhardter Freibad ist immer wieder verschoben worden. Dachten Freibadförderverein und Stadtwerke zunächst, dass es nach den Pfingstferien Ende Mai losgehen kann, mussten die Pläne revidiert werden, mittlerweile hoffen die Verantwortlichen auf den 6. Juli. Das zentrale Problem: Die anhaltenden Regenfälle verzögern die Freibadsanierung, die zwar im Endspurt, aber eben noch in der entscheidenden Abschlussphase ist. Zudem war es lange Zeit auch zu kalt für die Arbeiten.

Stadtwerkegeschäftsführer Rainer Braulik räumt ein, dass auch er drei Kreuze macht, wenn das Projekt in sprichwörtlich trockenen Tüchern ist. Am liebsten hätte er über dem Freibad ein großes Zelt aufgebaut, damit die Arbeiten eben nicht immer wieder hätten pausieren müssen. Im Mittelpunkt der dritten Phase der Freibadgeneralüberholung steht die Betonsanierung des großen Beckens, nachdem im Vorjahr der Kinderbereich auf Vordermann gebracht und 2022 die Liegewiese in der Nähe deutlich erweitert worden war.

Rainer Braulik umreißt die drei Schritte der Betonsanierung. Ziel ist es, das Becken abzudichten, um eindringendes Grundwasser und zu viel unnötigen Wasserverlust zu vermeiden. „Es handelt sich aus heutiger Sicht um nicht sehr werthaltiges Material, das nicht mit Stahl versetzt und wasserdurchlässig ist“, erklärt der Stadtwerkegeschäftsführer. Zunächst wurde der Beton freigelegt und es hieß, mit Druck die Teile zu entfernen, die lose und beschädigt waren. Im Anschluss wurden die Risse im Material mit einer Mischung aus Kunstharz abgedichtet. „Das Epoxidharz wird in die Bodenplatte gespritzt und man versucht so, sie dicht zu bekommen.“

Aufbringen der Beschichtung braucht drei durchgehend trockene Tage

In einem Zwischenschritt wurden neue Dehnfugen angelegt, um der Bodenplatte einen gewissen Spielraum bei Druck zu geben und Bruchstellen vorzubeugen. Nachdem die Oberfläche dann so glatt wie möglich abgeschlossen wurde, folgte der letzte Schritt: die Beschichtung mit einer weiteren Kunstharzschicht, die mit blauer Farbe versetzt ist. Rainer Braulik beschreibt diese wie eine Art Pfannenbeschichtung, die für entsprechende Dichte und Schutz sorgen soll. Um sie aufzubringen, sind drei durchgehend trockene Tage Bedingung, was erst in der vergangenen Woche möglich war. Aber auch anschließend werden sechs bis acht Tage benötigt, damit das Harz wirklich durchtrocknen kann. Sollte es zwischendurch wieder regnen, braucht es entsprechend länger. Wichtig ist, dies auch zu garantieren, da ansonsten die Gewährleistung der Firma nicht greifen würde. „Die Beschichtung allein kostet 120000 Euro. Wenn wir das Wasser früher einlassen würden und es Abplatzungen gäbe, wären wir selbst verantwortlich.“ Das ist aber auch nicht vorgesehen, vielmehr soll es demnächst einen Termin mit der beauftragten Firma geben, damit die Fachleute die Beschichtung noch einmal in Augenschein nehmen und den Trocknungsgrad absegnen können.

Anders als vielleicht vermutet, haben Stark- und Dauerregen im Rems-Murr-Kreis am 2./3. Juni zu keinen Schäden rund um die Beckensanierung geführt. Die anfangs sehr niedrigen Temperaturen und der anhaltende Regen waren die zentralen Herausforderungen, auch für flankierende, nicht vorgesehene Arbeiten. Zu diesen gehörten Plattenlegearbeiten und die Instandsetzung der Schwallwasserrinnen an den Beckenlängsseiten. Zudem hat sich das Team entschlossen, einen treppenartigen Einstieg am Becken zuzumauern und dafür in der Mitte ein Metallgeländer einzusetzen, das auch für ältere Badegäste gut geeignet ist.

Da vergangenes Jahr auch im Kinderbereich vor allem beim Spielgerät mehr investiert wurde, schätzt Braulik, dass über 100000 Euro mehr an Kosten anfallen. Der Freibadförderverein habe aber bereits Signal gegeben, die Sanierung mit 200000 Euro zu unterstützen. Zu Beginn waren die Gesamtkosten auf rund 850000 Euro veranschlagt gewesen.

Die eine oder andere Stimme fordert wegen der nun stark reduzierten Freibadsaison eine Absenkung der Mitgliedsbeiträge, die zum Eintritt das Jahr über berechtigen. Braulik macht klar, dass die Stadtwerke darüber nicht entscheiden können, sondern der Freibadförderverein. Er erinnert aber auch daran, dass solch ein Anliegen an der Idee solch einer Mitgliedschaft und vereinsgetragenen Unterstützung des Freibads vorbeigeht. Denn der Freibadförderverein wurde vor rund 20 Jahren gegründet, als es der Stadt Murrhardt finanziell äußerst schlecht ging und sich die Frage stellte, welche städtischen Einrichtungen geschlossen werden müssen. Um das Freibad zu erhalten, wurde der Verein ins Leben gerufen. Zum Konzept gehört zum einen aktive Mithilfe beispielsweise bei der Pflege des Geländes und bei den Kassendiensten, zum anderen die Mitgliedsbeiträge, über die immer wieder Investitionen ermöglicht werden. „Der Mitgliedsbeitrag ist dazu da, den Erhalt des Freibads zu sichern“, sagt Rainer Braulik. Ohne diese Unterstützung sei das für die Stadt Murrhardt, die in den kommenden Jahren vor finanziell fordernden Investitionen steht, schwierig.

Nach einer Freigabe gibt es noch
eine Reihe von Vorbereitungsarbeiten

Jetzt, wo es wärmer wird, spekulieren sicher auch wieder mehr Badefreudige darauf, das Freibad zu nutzen. Dass es – sollte nun mit der Trocknung alles glattgehen – trotzdem noch einen zusätzlichen Vorlauf braucht, liegt daran, dass das große Becken auch noch befüllt werden muss, erläutert der Stadtwerkegeschäftsführer. Das Wasser dafür kommt aus der normalen Trinkwasserversorgung, also vom Hochbehälter. Da an erster Stelle aber die Privathaushalte stehen, braucht es rund fünf Tage, das Becken zu befüllen. Hinzu kommt, dass das Wasser erwärmt und die Chlordosierung abgestimmt werden muss. Letztere hatte in der Vergangenheit immer mal wieder Probleme gemacht, weshalb die Stadtwerke eine neue Steuerung und neue Ventile für die Anlage angeschafft haben.

Braulik hofft, dass der anvisierte Eröffnungstermin Samstag, 6. Juli, gehalten werden kann. „Die Arbeiten sind einfach extrem wetterabhängig. Das einzig Gute war, dass bis vor Kurzem auch kaum jemand ins Freibad hätte gehen wollen.“ Klar sei jedenfalls schon jetzt, dass dann im September länger auf sein soll, unter anderem um
den Schulen Veranstaltungen wie Sporttage auch nach den Ferien noch zu ermöglichen.

Das große Becken hat eine umfangreiche Generalüberholung erhalten. Der Beton wurde saniert und mit Kunstharz abgedichtet (zu sehen an der beigen Fläche) und abschließend hat der Boden eine neue Beschichtung mit blauer Farbe verabreicht bekommen.

© Stefan Bossow

Das große Becken hat eine umfangreiche Generalüberholung erhalten. Der Beton wurde saniert und mit Kunstharz abgedichtet (zu sehen an der beigen Fläche) und abschließend hat der Boden eine neue Beschichtung mit blauer Farbe verabreicht bekommen.

Frühestens 6./7. Juli wird eröffnet

Zuschuss Die Sanierung ist mit Gesamtkosten von 850000 Euro geplant worden und konnte dank einer Zuwendung zur Projektförderung des Landes Baden-Württemberg aus dem Entwicklungsprogramm zur Förderung des ländlichen Raums (ELR) in Höhe von 278000 Euro umgesetzt werden.

Eröffnungsplan Die Stadtwerke teilten gestern Nachmittag auf ihrer Homepage mit, dass die Arbeiten zur Betonsanierung des 50-Meter-Beckens nach sechswöchiger Verzögerung abgeschlossen sind. Zur Absicherung der Gewährleistung muss die Beschichtung noch bis mindestens Donnerstag, 27. Juni, durchtrocknen, damit sich diese nicht wieder löst. Nach wie vor sei nicht sicher, ab wann die beauftragte Firma das Becken zur Befüllung freigibt, da diese Woche am 26./27. Juni erneut Regen vorhergesagt wird. Einschließlich Probebetrieb für die Chlordosierung gehen die Stadtwerke nach einer Freigabe zur Beckenfüllung von einer weiteren Vorbereitungszeit von sechs bis acht Tagen aus. „Das heißt, frühestens am Wochenende 6./7. Juli werden wir das Bad öffnen können“, so das Stadtwerketeam. Es informiert zur Sache weiter auf www.stadtwerke-murrhardt.de.

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Erstellt:
26. Juni 2024, 06:00 Uhr

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