Region Stuttgart zu langsam bei Wind und Solar?
Die Plattform Erneuerbare Energien sieht in der Region Stuttgart eine Frist in Gefahr. Der Verband Region kontert.
Von Judith A. Sägesser
Stuttgart - Die Rede ist von „ernüchternden Zahlen“ und einem möglichen „herben Rückschlag für die Bemühungen“. Die Plattform Erneuerbarer Energien (PEE) Baden-Württemberg kritisiert, dass der Ausbau von Wind- und Solarkraft in der Region Stuttgart viel zu langsam vorankomme. Der Zeitplan sei in Gefahr.
Laut der jüngsten Erhebung der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg liegt die Region Stuttgart recht weit hinten. Beim Spitzenreiter, dem Landkreis Schwäbisch Hall, käme auf eine Person im Durchschnitt ein Ertrag von 6088 Kilowattstunden pro Jahr; eine Person in der Region Stuttgart erreiche nur 605 Kilowattstunden. Die PEE ist eine Dachorganisation der Erneuerbaren-Energien-Branche. „Der Zieltermin 30. September 2025 zum Abschluss der Regionalplanung wackelt in der Region gerade gewaltig“, teilte die PEE nun mit. Denn man rücke davon langsam ab. „Im Gespräch ist der 31. Dezember 2027.“
Das Klimaschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg verlangt, dass die Regionalpläne bis spätestens 30. September 2025 stehen. Insgesamt 1,8 Prozent der Landesfläche müssen für Windkraft und 0,2 Prozent für Freiflächen-Photovoltaik (PV) ausgewiesen werden. „Der VRS kann sich zwar darauf berufen, dass das Landesgesetz nur eine ,Soll-Vorschrift‘ enthält“, so die PEE. Doch das dürfe nicht Maßstab des Handelns sein. Thomas Kiwitt, der technische Direktor des Verbands Region Stuttgart (VRS), kommentiert die Wortmeldung der PEE als Mitteilung mit „einer dünnen Informationsgrundlage“ und „Spekulationen“. Man habe den September 2025 als Ziel im Blick. „Ich will aber auch sagen: Wir sind in einem Verfahren, das rechtlich überprüft werden kann“, sagt Kiwitt. Daher wolle man sich Zeit nehmen bei der Bearbeitung der 6500 eingegangenen Hinweise. „Das arbeiten wir sorgfältig ab“, der technische Direktor des VRS.
Es spreche zudem überhaupt nichts dagegen, dass Projekte schon vorher realisiert werden könnten. „Ich kann die Unruhe nicht nachvollziehen“, sagt Kiwitt.
Dass es im Ballungsraum, die die Region Stuttgart nun einmal ist, schwieriger sei mit Windrädern und Freiflächen-PV, ist laut Kiwitt „eine Binsenweisheit. Hier leben 25 Prozent der Landesbevölkerung auf zehn Prozent der Fläche“. Hinzu komme eine sehr kleinteilige Eigentümerstruktur. Es sei eher ein Flickenteppich an Besitz und damit auch an Interessen, so Kiwitt.
Die 6500 eingereichten Hinweise für die Region Stuttgart sind übrigens nichts im Vergleich zu dem, was die Region Neckar-Alb zu handhaben hat. Dort sind 440 000 Einsprüche eingegangen. Der Vorwurf, der dort im Raum steht: Organisierte Windkraftgegner wollen die Behörde mit der Papierlawine blockieren.