Sextäter klopft ans Fenster
In den vergangenen Tagen hat es in Stuttgart mehrere Übergriffe auf Frauen gegeben, die besonders heftig erscheinen.
Von Jürgen Bock
Stuttgart - Eine sexuelle Belästigung oder gar ein körperlicher Angriff sind für die Opfer immer eine Katastrophe. Besondere Verunsicherung hinterlassen solche Taten allerdings, wenn sie sich nicht irgendwo abspielen, sondern im direkten persönlichen Umfeld. Gemeint damit sind in diesem Fall nicht etwa Übergriffe innerhalb der Familie, sondern Fälle, in denen es sich bei den Tätern den ersten Erkenntnissen nach um Unbekannte handelt. In Stuttgart hat es in den vergangenen Tagen gleich mehrere davon gegeben – mit teils unglaublich dreistem Vorgehen.
Nichts Böses geahnt hat zum Beispiel am Mittwochabend eine junge Frau in der Urbanstraße in der Innenstadt. Die 27-Jährige war dort gegen 19.20 Uhr in einem Gebäude, als sie ein Klopfen am Fenster hörte. Als sie hinausschaute, sah sie im Innenhof einen Mann, der an seinem Glied manipulierte und ihr gegenüber unsittliche Gesten machte. Sie rief sofort die Polizei. Die fahndete zwar nach dem Täter, konnte ihn allerdings nicht mehr finden.
Deutlich bedrohlicher war das, was eine 28-Jährige in der Nacht auf Samstag im Stuttgarter Süden erlebt hat. Die Frau betrat um 2.25 Uhr in der Immenhofer Straße den Hausflur eines Wohngebäudes, als sie einen Mann hinter sich bemerkte.
Er soll unsittliche Andeutungen gemacht und ihr an die Schulter gefasst haben. Außerdem soll er ihr den Weg versperrt haben. Die Frau schaffte es, aus dem Haus zu rennen, und Anwohner auf sich aufmerksam zu machen. Der schwarz gekleidete, etwa 1,60 Meter große Mann mit auffälligem Kreuz-Tattoo unter einem Auge flüchtete daraufhin.
Die Täterbeschreibung klingt in diesem Fall ganz ähnlich wie bei einem weiteren Übergriff am Donnerstagmorgen in der Landhausstraße. Dort bemerkte eine 32-jährige Frau gegen 6.45 Uhr, dass sie ein unbekannter Mann verfolgte. Der Mann holte die Frau ein, berührte sie am Po und manipulierte an seinem Glied. Sie flüchtete sich in einen Hauseingang. Auch dieser Unbekannte ist etwa 1,60 Meter groß, zwischen 35 und 40 Jahre alt und hatte schwarze Haare. Ein Tattoo unter dem Auge soll er laut Polizei aber nicht haben. Der Mann konnte ebenfalls entkommen.
Das immerhin verhält sich anders bei einem besonders bizarren Fall aus dem Stadtteil Lederberg. In der Nacht zum Sonntag fuhr eine 19-Jährige mit der Stadtbahnlinie U 7 nach Heumaden und stieg dort gegen 1 Uhr an der Haltestelle Bockelstraße aus. Offenbar folgte ihr ein Mann, der ebenfalls in der Stadtbahn gewesen war, bis zu ihrer Wohnung im Lederberg. Es handelt sich dabei um einen rund zwei Kilometer langen Weg und einen Fußmarsch von etwa einer halben Stunde. Unmittelbar vor dem Erreichen des Hauses soll der Mann sie schließlich angegriffen, umklammert und unsittlich berührt haben.
Die junge Frau wehrte sich mit Schlägen und Tritten. Ein Angehöriger wurde durch die Schreie aufmerksam und eilte der 19-Jährigen zu Hilfe. Gemeinsam schafften es die beiden, den Täter bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Der 25-jährige Mann sitzt jetzt in Untersuchungshaft.