SG fügt sich, hofft aber auch gleichzeitig
Die Fußballer aus Großaspach haben die Entscheidung der Regionalliga Südwest GbR zur Kenntnis genommen, den Spielbetrieb mindestens bis zum 30. November auszusetzen. Dies hat nun sportliche und finanzielle Folgen für den Verein aus dem Fautenhau.

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Mindestens bis zum 30. November wird kein Regionalliga-Spiel in der Arena in Großaspach stattfinden. Foto: A. Becher
Von Heiko Schmidt
„Es ist eine politische Entscheidung, der wir uns fügen müssen“, lautet die erste Reaktion von Thomas Deters auf die Unterbrechung der Saison bis mindestens 30. November. Das Vorstandsmitglied der SG Sonnenhof hatte darauf gehofft, dass am kommenden Wochenende in der Regionalliga weitergespielt wird. Dementsprechend positionierte sich der Verein aus dem Fautenhau. „Wir haben vom Landratsamt die Mitteilung bekommen, dass die Vereine der Fußball-Regionalliga in der geänderten Coronaverordnung Baden-Württembergs als Profis eingestuft werden“, so Deters. Für ihn ist deshalb klar: „Wir können trainieren und auch spielen.“ Dies wurde den betreffenden Verbänden mitgeteilt.
Seit Montag finden deshalb auch die Übungseinheiten der Mannschaft von Trainer Hans-Jürgen Boysen im gewohnten Umfang statt. Doch die Entscheidung der Regionalliga GbR, die Saison bis zum 30. November auszusetzen, hat weitreichende Folgen, auch für die SG. Dies trifft auf den sportlichen und auch auf den finanziellen Bereich zu. Vom Sportlichen her wird es zumindest in den beiden kommenden Wochen nicht weitergehen wie bisher. So soll der Umfang des Trainings heruntergeschraubt werden. Das hat zur Folge: „Wir werden vermutlich die Spieler teilweise in Kurzarbeit schicken“, erklärt Deters den unumgänglichen Schritt. Er macht aber auch klar: „Es wird keine 100-prozentige Kurzarbeit sein. Die Spieler werden trainieren, um sich fit zu halten.“
Auch soll es das Mannschaftstraining geben, allerdings im reduzierten Umfang. „Es wäre fahrlässig, nun alles komplett herunterzufahren.“ Schließlich wird die Lage in zwei Wochen neu bewertet. Es könnte weitere finanzielle Einschnitte bei der SG geben. Trainer, Betreuer und Verwaltungsangestellte haben laut Deters nun weniger Arbeitsaufwand, da die Spiele vorerst wegfallen. „Wir wollen mit ihnen auch über eine mögliche Kurzarbeit sprechen.“ Hinzu kommt, dass ein großer Teil der Einnahmen im November wegen der Spielpause wegbrechen wird. Bei den Dauerkarteninhabern hat sich der Verein schon vor dem Saisonbeginn Gedanken gemacht und dementsprechend vorgebeugt. Jeder habe beim Kauf eines solchen Tickets unterschrieben, dass die Anzahl der Tickets auf andere Saisonspiele übertragen werden kann und nicht zurückerstattet werde. Deters richtet zudem eine Bitte an die Unterstützer der SG Sonnenhof, besonders in der Zeit, in der keine Spiele stattfinden: „Wir hoffen, dass uns alle Partnersponsoren die Treue halten werden.“
Für die Großaspacher und auch für die anderen Fußball-Regionalligisten wird die Lage in den kommenden Wochen nicht einfach. Ob die Verantwortlichen des Dorfklubs etwaige rechtliche Schritte gegen die Saisonunterbrechung einleiten, beantwortet Deters so: „Wir müssen uns alles genauer anschauen.“ Andere Vereine hatten sich im Vorfeld der Entscheidung, ob im November weitergespielt wird oder nicht, deutlicher positioniert. Kickers Offenbach hatte in einem offenen Brief zur Fortsetzung der Saison aufgefordert und für den Fall einer Unterbrechung indirekt mit einem Gang vor Gericht gedroht. „Wir haben bereits in der jüngsten Vergangenheit gezeigt, dass wir auch juristisch kämpfen können und wollen“, schrieb Offenbachs Präsident Joachim Wagner. Großaspachs Vorstandsmitglied Thomas Deters steht dem eher skeptisch gegenüber. „Gegen wen sollten wir klagen, da wir in Baden-Württemberg trainieren und spielen können.“
Bleibt abzuwarten, wie die Lage am 17. November von der Regionalliga Südwest GbR eingeschätzt wird und ob dann das Okay aus Rheinland-Pfalz für die Saisonfortsetzung kommt. „Wir hoffen, dass es Anfang Dezember weitergehen kann“, erklärt Deters. Das Nachholspiel beim TSV Schott Mainz würde dann anstehen, denn dieses wurde auf Dienstag, 1. Dezember, um 19 Uhr terminiert.
Regionalliga West: Im Gegensatz zur Südwest-Staffel hat der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) die Vereine der West-Staffel darüber informiert, dass der Spielbetrieb vorerst fortgesetzt werden soll. Generelle Spielabsagen in Verbindung mit den für den November 2020 beschlossenen Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie sind entsprechend nicht vorgesehen. Nach Rücksprache des WDFV als Träger des Regionalliga-Spielbetriebs in Nordrhein-Westfalen mit der dortigen Landesregierung wurde festgelegt, dass die Männer-Regionalliga West als Spielklasse mit professionellen Strukturen anzusehen ist und nicht in den Amateurbereich fällt. Dementsprechend kann der Spielbetrieb in dieser vierthöchsten Spielklasse aufrechterhalten werden. Gestern und heute steht dort der 13. Spieltag auf dem Programm.
Regionalliga Nord: Wie der Norddeutsche Fußball-Verband (NFV) beschlossen hat, pausiert die Regionalliga Nord wie vom Gesetzgeber vorgegeben bis mindestens 30. November. Ob im Dezember der Spielbetrieb fortgeführt wird, ist derzeit noch nicht final entschieden.
Regionalliga Nordost: Das Problem für die Nordost-Staffel ist, dass die Vereine aus mehreren Bundesländern kommen. So kann beispielsweise Energie Cottbus den Trainingsbetrieb trotz des Lockdowns fortführen, weil in Brandenburg die vierte Liga dem Profisport zugeordnet wird. Dagegen dürfen Vereine aus Sachsen oder aus Berlin im November nicht trainieren oder spielen. Das macht eine Fortsetzung der Regionalliga Nordost nicht möglich.
Regionalliga Bayern: Vorzeitig in die Winterpause bis zum 31. Dezember gehen die Vereine aus Bayern. Das beschloss der Vorstand des Bayerischen Fußball-Verbands. Dies trifft auf alle bayerischen Amateurligen von der Regionalliga bis zur C-Klasse zu. Nach einer Umfrage unter den Regionalligisten stimmte eine Mehrheit zu.