SG Sonnenhof Großaspach will Lehren aus der Vorsaison ziehen
Die Oberliga-Fußballer aus dem Fautenhau treten nach fünf Siegen am Stück zu Rundenbeginn und dem jüngsten 1:1 gegen Göppingen morgen um 19 Uhr beim ATSV Mutschelbach an. Dort also, wo sie mit derselben Bilanz zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit die erste Niederlage kassierten.
Von Steffen Grün
Es gibt so manches Spiel im Lauf einer langen Saison mit 34 Begegnungen, an das die Erinnerungen rasch verblassen. Weil es eine austauschbare Partie war. Ein langweiliges 0:0, ein schnöder Arbeitssieg, eine knappe, nicht allzu schmerzhafte Niederlage. Der Auftritt der SG Sonnenhof Großaspach beim ATSV Mutschelbach vor fast genau zwölf Monaten gehört definitiv nicht in diese Kategorie. Das Team aus dem Fautenhau fuhr als Spitzenreiter in den Ortsteil von Karlsbad im Landkreis Karlsruhe, strotzte vor Selbstvertrauen und wollte auch im siebten Spiel ungeschlagen bleiben. Und dann das: Es setzte eine 1:3-Schlappe mit zwei Platzverweisen, die Tabellenführung war futsch.
Einer der beiden Spieler, die vom Referee vorzeitig unter die Dusche geschickt wurden, war Dominik Salz. Der Torjäger sah bereits nach 32 Minuten die Ampelkarte und räumt rückblickend ein, dass man „die geben kann, aber nicht unbedingt in dieser Situation. Es war eher die Summe.“ Anders ausgedrückt: Er war vorher schon das eine oder andere Mal mit zu robustem Körpereinsatz aufgefallen. Abgesehen von dieser in der Gesamtbetrachtung nachvollziehbaren Entscheidung zog der Schiedsrichter allerdings des Öfteren die Kritik der SG Sonnenhof auf sich. Und zwar über die gesamte Spielzeit und nicht nur bei der Roten Karte für Benedict Dos Santos nach einer angeblichen Tätlichkeit in der 80. Minute. Die hatte sonst keiner auf und neben dem Platz gesehen, weshalb der Spieler nach einer Partie Pause bereits wieder mitmischen durfte.
Dominik Salz rät zu „kühlem Kopf und heißem Herzen“, keinesfalls umgekehrt
So berechtigt die Unmutsbekundungen der Gäste also gewesen sind, so wenig dienlich waren sie der Konzentration nach einer eigentlich ordentlichen Anfangsphase. „Wir haben unsere Linie verloren, weil wir uns über zu viele Dinge aufgeregt haben“, erinnert sich Dominik Salz. Seine Schlussfolgerung: „Man sollte sich mit den Aspekten beschäftigen, die man selbst in der Hand hat – und das ist vor allem die eigene Leistung.“ Das hätte in Mutschelbach vielleicht auch geholfen, als die SG durch Bleart Dautaj zwischenzeitlich ausgeglichen hatte und dann meinte, in Unterzahl mit aller Macht auf das 2:1 drängen zu müssen. Stattdessen kassierte der Favorit in rascher Folge zwei Tore und stand mit völlig leeren Händen da. „Manchmal muss man auch mit einem Unentschieden zufrieden sein“, sagt der Routinier und rät bei einem ähnlichen Spielverlauf zu „kühlem Kopf und heißem Herzen. Bei uns war es damals eher umgekehrt.“
Der 36-Jährige, der in den ersten sechs Duellen dieser Saison schon wieder fünf Tore erzielte, ist vor der Rückkehr nach Mutschelbach am morgigen Freitag aber fast sicher, „dass uns das nicht mehr passiert. Ich glaube, wir haben aus den damaligen Erfahrungen gelernt.“ Die Duplizität der Ereignisse, dass die SG wie vor einem Jahr mit anfangs fünf Siegen in Serie und dann einem Remis am siebten Spieltag als Spitzenreiter zum ATSV fährt, „war mir nicht bewusst“, sagt Dominik Salz. Damals waren es das 4:2 in Nöttingen, das 4:1 gegen Bietigheim-Bissingen, das 2:1 in Backnang, das 1:0 gegen Pforzheim, das 2:0 in Oberachern und das 0:0 gegen Ravensburg. Dieses Mal das 4:0 in Ravensburg, das 6:0 gegen Offenburg, das 1:0 in Essingen, das 4:2 gegen Villingen, das 2:1 in Backnang und das 1:1 gegen Göppingen. Damit konfrontiert macht der Stürmer überhaupt nicht den Eindruck, als befürchte er die praktisch zwangsläufige Fortsetzung der Ergebnisse der Vorsaison und damit den abermaligen Sturz vom Tabellenthron. Ihn würden während der Trainingswoche nur zwei Punkte beschäftigen: Anfangs die Analyse des vergangenen Spiels, dann die Vorbereitung auf die nächste Aufgabe. Die einzige Ausnahme, die Salz dieses Mal macht: Er verweist als „Mutmacher“ auf das 5:1 gegen Mutschelbach in der Rückserie, als er selbst einen Dreierpack schnürte.
Laut Dominik Salz hat die SG Sonnenhof ihr Repertoire erweitert
Ohnehin hält der Leistungsträger die SG für gefestigter als in der Vorsaison, als es infolge des Abstiegs aus der Regionalliga einen totalen Umbruch gab und eine Vielzahl an Zugängen zu integrieren war. „Nun haben viele Spieler schon eine gemeinsame Saison hinter sich“, erläutert Dominik Salz den Unterschied und lobt zudem die gezielten Verstärkungen. Lange Bälle auf ihn, der sie aus der Luft pflückt und dann hält, verteilt oder selbst verwertet, zählten zwar immer noch zum Repertoire und seien legitim, denn „manchmal muss man nicht in Schönheit sterben“. Aber: „Wir haben mittlerweile mehr Pfeile im Köcher.“ Dazu gehören unter anderem gepflegte Ballstafetten und das Spiel über die Flügel. Der Lohn ist ein Platz mit 16 Punkten vor Aufsteiger Gmünd (14 Zähler). Hollenbach (13) sowie vor allem die mit Großaspach den Favoritenkreis bildenden Teams aus Villingen (12), Göppingen (11) und Pforzheim (9) folgen mit etwas Respektabstand. „Wir müssen stets den Hunger haben, jedes Spiel gewinnen zu wollen“, mahnt Dominik Salz. Nur mit dieser Gier wird es auch ohne die in der Vorsaison letztlich übermächtigen Stuttgarter Kickers möglich sein, als Meister den Aufstieg in die Regionalliga zu schaffen.
Rückblick „Extrem intensiv“ sei die Englische Woche mit dem Nachbarschaftsduell bei der TSG Backnang und den Heimspielen gegen die dicken Brocken aus Villingen und Göppingen gewesen, sagt SG-Trainer Pascal Reinhardt. Mit sieben Punkten und der Tatsache, dass Großaspach weiterhin ungeschlagen ist und die Tabelle anführt, „können wir definitiv zufrieden sein“, zieht der 30-Jährige den Strich drunter. Das 1:1 gegen Göppingen betrachtet er „keinesfalls als Rückschlag“, sondern alle hätten schon vorher gewusst, dass nicht jedes Saisonspiel gewonnen wird.
Gegner Pascal Reinhardt sieht am morgigen Freitag (19 Uhr) im Spiel beim ATSV Mutschelbach eine Mannschaft auf sein Team zukommen, „die sehr mannorientiert agiert. Es wird wichtig sein, dass wir auch dort unser Spiel durchziehen und vor allem die Eins-gegen-Eins-Duelle zu unseren Gunsten entscheiden.“ Mit acht Punkten und 16:17 Toren (drittbeste Offensive, drittschlechteste Defensive) belegen die Hausherren derzeit den achten Platz. Einer ihrer Stürmer führt allerdings die Torschützenliste an: Christoph Batke hat bislang bereits sechsmal getroffen.
Personal Der SG fehlen weiter Luca Wöhrle (OP am Sprunggelenk), Jannik Pfänder (Schulterverletzung) und Marius Kunde (Bänderriss im Sprunggelenk).