Geldwäsche-Skandal im Vatikan

Skandal im Papstchor – Angeklagte wandern ins Gefängnis

Sechs Jahre nach dem Bekanntwerden des Finanzskandals im vatikanischen Papstchor ist das Prozessurteil gesprochen. Für den früheren Leiter und den ehemaligen Finanzchef des päpstlichen Chors gab es lange Gefängnisstrafen.

Der päpstliche Chor bei einer Probe im Jahr 2016. Chorleiter Massimo Palombella (vorne) wurde in dieser Woche zu einer Haftstrafe verurteilt.

© dpa/Hendrik Schmidt

Der päpstliche Chor bei einer Probe im Jahr 2016. Chorleiter Massimo Palombella (vorne) wurde in dieser Woche zu einer Haftstrafe verurteilt.

Von Dominik Straub

Eigentlich beginnen für den Papstchor mit den anstehenden Weihnachtsfeiern und den zahlreichen Papst-Messen im Vatikan in Kürze die gesangreichsten Tage des Jahres – aber der „Päpstliche Chor der Sixtinischen Kapelle“, wie das vatikanische Ensemble mit der vollen Bezeichnung heißt, ist in dieser Woche von einer wüsten Geschichte eingeholt worden. Denn mit den hellen und klaren Stimmen des Chors, der seit fünfzehn Jahrhunderten die liturgischen Feiern des Papstes musikalisch umrahmt, wurden in jüngerer Vergangenheit trübe Geschäfte gemacht. Auch von seelischer Misshandlung der Chorknaben war die Rede gewesen, als der Skandal vor sechs Jahren hochgekocht war.

Nun hat der vatikanische Gerichtshof einen vorläufigen Schlussstrich unter die Affäre gezogen und den früheren Chorleiter, den Turiner Geistlichen Massimo Palombella, am Dienstag zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Der ehemalige Finanzchef des Papstchors, der Römer Treuhänder Michelangelo Nardella, muss sogar für vier Jahre und acht Monate ins Gefängnis. Außerdem müssen sie dem Vatikan 300 000 Euro an ergaunerten Gewinnen zurückzahlen. Die Anklage lautete auf Veruntreuung, Geldwäsche und Betrug.

Zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe wurde auch die Ehefrau des Treuhänders verurteilt, die an den illegalen Machenschaften nach Auffassung des Gerichts ebenfalls beteiligt war. Es handelt sich um ein Urteil in erster Instanz, gegen das die Verurteilten Beschwerde einlegen können.

Konkret warf der vatikanische Gerichtshof den drei Angeschuldigten vor, Gagen, die der Chor einspielte, in die eigenen Taschen umgeleitet zu haben. Gelegenheiten dazu gab es viele: Das päpstliche Ensemble tritt jedes Jahr zu dutzenden Anlässen außerhalb des Vatikans auf. Der Chor, der aus zwanzig erwachsenen Sängern und 35 Knaben im Alter von neun bis 13 Jahren (sogenannte „Pueri cantores“) besteht, tourt durch Italien und die Welt und gibt Konzerte für Prälaten, Politiker, Institutionen und Großunternehmen. Das eingespielte Geld sollte auf vatikanischen Konten landen und nicht – wie im vorliegenden Fall – auf zwei heimlich eingerichteten Privatkonten.

Ein Konzert mit Rihanna und Jennifer Lopez wird zum Verhängnis

Öffentlich bekannt geworden waren die illegalen Machenschaften von Palombella und Nardella nach einem Galakonzert des Chors im New Yorker Metropolitan Museum, an dem auch die Popsängerinnen Jennifer Lopez und Rihanna teilnahmen. Zu Ermittlungen war es ursprünglich lediglich gekommen, weil die erwachsenen Sänger bei der Veranstaltung in den Staaten Selfies mit knapp bekleideten Tänzerinnen nach Hause schickten – die Eltern der Chorknaben beschwerten sich später über den für Kinder ungeeigneten Rahmen der Veranstaltung.

Es waren nicht die ersten Beschwerden, schon zuvor hatten einige Eltern mehrfach den groben Umgangston des Chorleiters beklagt und Palombella vorgeworfen, ihre Kinder, wenn eines einen falschen Ton traf, vor den anderen erniedrigt zu haben.

Nach dem New Yorker Zwischenfall hatte Papst Franziskus daraufhin Untersuchungen einleiten lassen, in denen sich auch der Finanzskandal offenbarte. Der Finanzverwalter musste seinen Sessel sofort räumen, der Chorleiter nahm den Hut einige Monate später. 2019 unterstellte der Papst die Verwaltung des Chores direkt dem vatikanischen Liturgieamt. Zuvor hatte sich das Ensemble im Verantwortlichkeitsbereich des damaligen Präfekten des päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein, befunden.

Am vatikanischen Strafprozess, der im Mai 2023 begann, hatten mehrere Zeugen ausgesagt, darunter auch Gänswein. Laut dem Portal „Vatikan News“ (früher: Radio Vatikan) sprach der bei Papst Franziskus in Ungnade gefallene Erzbischof von „Behandlungen, die für die Chorknaben hart waren“. Gleichzeitig hatte auch er Zweifel an der „Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit“ der Verantwortlichen eingeräumt.

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Erstellt:
11. Dezember 2024, 17:12 Uhr

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