Später Ausgleich macht Appetit auf mehr

Aspachs Regionalliga-Fußballern im Auftaktspiel in Hoffenheim einen Punkt gerettet zu haben, soll für David Hummel nur der Anfang gewesen sein. Seinen ausgeprägten Torhunger will der 19-jährige Zugang im Idealfall schon im morgigen Heimspiel gegen Kassel abermals stillen.

David Hummel hat selten Zeit, den Ball ungestört anzunehmen, weil die Gegner um seine Torgefährlichkeit wissen.Foto: M. Mummert

© Magdalena Mummert

David Hummel hat selten Zeit, den Ball ungestört anzunehmen, weil die Gegner um seine Torgefährlichkeit wissen.Foto: M. Mummert

Von Steffen Grün

Der Angriff der SG Sonnenhof war in der Vorsaison oftmals ein laues Lüftchen. Nur 52 Tore in 42 Partien erzielte das Team aus dem Fautenhau – und mehr als ein Drittel davon gingen aufs Konto eines Mannes, der nun nicht mehr da ist: Mit der Empfehlung von 19 Buden kehrte Leihgabe Marvin Cuni zu Bayern München II zurück. In die Fußstapfen des Deutsch-Albaners, der kürzlich den 20. Geburtstag feierte, soll mit David Hummel ein Talent treten, das noch einmal fast sechs Monate jünger ist. Obwohl es mit dem gestrigen Abgang von Jan Ferdinand wieder wahrscheinlicher geworden ist, dass die SG das dadurch gesparte Geld einsetzt und einen weiteren Stürmer verpflichtet, ist der 19-Jährige der große Hoffnungsträger.

Eine Erwartungshaltung, mit der Hummel umgehen kann. Das lässt die Leistung am vergangenen Sonntag bei der TSG Hoffenheim II vermuten. Es lief die 83. Minute, die Gäste lagen 0:1 hinten und ihnen drohte eine Auftaktpleite, als der Neue zuschlug. Er lauerte, wo ein Angreifer zu lauern hat, und staubte aus acht Metern ab. Es war der verdiente Lohn dafür, dass die Aspacher den frühen Rückstand schnell aus den Klamotten geschüttelt und insgesamt eine ordentliche Vorstellung abgeliefert hatte. „Es hat sich natürlich toll angefühlt, gleich im ersten Punktspiel zu treffen“, sagt Hummel, denkt aber in erster Linie ans große Ganze: „Übers komplette Spiel betrachtet, hätten wir sogar mehr verdient gehabt.“ Dass aus dem Dreier nichts wurde, kreidet sich der Münsinger auch selbst an: „Ich hätte mindestens ein weiteres Tor machen können.“ Zum Beispiel schon nach zwei Minuten, als er es in Bruchteilen von Sekunden mit dem Kopf und mit dem Fuß probierte und beide Male am starken TSG-Keeper scheiterte.

Auch ein Vollblutstürmer wie er, der für die SG vorher bereits im Testspiel in Brackenheim dreimal sowie beim Pokal-Aus in Bissingen einmal eingenetzt hatte, trifft eben nicht immer. Dass sein Selbstvertrauen darunter leidet, ist nicht zu erwarten. Dafür hat Hummel in den letzten 18 Monaten zu viele Rückschläge weggesteckt, die ohne eigenes Zutun auf ihn einprasselten. Auf ihn und auf seine Altersgenossen, denn „Corona hat uns die gesamte U-19-Zeit verhagelt“. Mit dem VfB Stuttgart stand er 2020 im DFB-Pokal-Halbfinale, als der Ausbruch der Pandemie alle Wettbewerbe abrupt beendete. In die folgende Bundesliga-Spielzeit starteten die Talente vom Wasen mit drei Siegen und einem Remis, in den vier Partien steuerte Hummel fünf Tore bei: „Es lief richtig gut, für mich und das Team. Für viele von uns war es das letzte Jahr bei den Junioren und wir hatten noch einmal richtig viel vor, um uns für den Aktivenbereich zu empfehlen.“ Es war ihnen nicht gegönnt, Ende Oktober war erneut Lockdown angesagt. Letztlich wurde die Saison nicht mehr fortgesetzt, immerhin durfte die U19 trainieren.

„Ich war fit, motiviert und hatte schon gehofft, in die zweite Mannschaft aufzurücken“, erinnert sich Hummel an diese Zeit. Doch weder seine Treffer für die A-Junioren noch seine beiden Kurzeinsätze beim VfB II im WFV-Pokal und in der Regionalliga – ausgerechnet gegen den Sonnenhof und die morgigen Gäste aus Kassel – veranlassten die Verantwortlichen, ihn vorzeitig zu den Aktiven zu befördern. Eine bittere Erfahrung für einen, der 2020 beim renommierten Mercedes-Benz-Junior-Cup in Sindelfingen als Torschützenkönig ausgezeichnet wurde, und zuletzt beobachten musste, wie der damals zum besten Akteur des Hallenturniers gekürte Yusuf Demir von Rapid Wien an den FC Barcelona ausgeliehen wurde – mitsamt einer Kaufoption in Höhe von angeblich zehn Millionen Euro. „Ich habe damals schon gesehen, dass er kicken kann“, sagt Hummel lachend und nimmt es locker, im Fautenhau statt in Kataloniens Metropole gelandet zu sein: „Das macht mir gar nichts, denn ich schaue vor allem nach mir. Ich bin mit Großaspach zufrieden.“

Ihm ging es darum, einen Verein zu finden, „bei dem ich viel Spielpraxis sammeln kann“. Das wäre in Dresden schwierig geworden, weshalb ein Wechsel zum Zweitligisten trotz des dortigen Vorspielens noch keine Option war. „Ich wollte aber, dass sie mich schon einmal auf dem Schirm haben“, erklärt der Stürmer seinen Hintergedanken. Als nächste Station fiel seine Wahl nach guten Gesprächen mit den Verantwortlichen auf die SG, denn es gebe „viele Beispiele, an denen man gesehen hat, dass der Weg über Großaspach nach oben führen kann. Ich habe schon noch etwas vor in meiner Karriere.“ Das ist aber Zukunftsmusik, die Konzentration gilt dem morgigen Heimspiel gegen Kassel. „Wir sind richtig gut drauf und gehen ins Spiel, um zu gewinnen“, betont Hummel: „Wenn ich wieder meinen Teil beitragen kann, umso besser.“ Eine Marke, wie viele Treffer es in dieser Saison werden sollen, nennt das 1,80 Meter große Talent nicht. Aber: „Ein Stürmer will immer so viele Tore wie möglich erzielen.“ Ein Anfang ist mit dem 1:1 in Hoffenheim gemacht.

David Hummel

Am 1. Januar 2002 und damit an dem Neujahrstag, an dem das Euro-Bargeld eingeführt wird, wird David Hummel in Münsingen geboren. Er wächst in Engstingen auf und beginnt beim dortigen FC mit dem Fußball, ehe er zum SSV Reutlingen wechselt.

2016 geht’s zum VfB. Für Stuttgarts U17 bringt es der Stürmer in 27 Spielen auf sechs Tore und vier Assists. Zwölf Treffer und fünf Vorlagen sind es in 29 U-19-Partien. Je zweimal läuft Hummel für die deutsche U15 und U17 auf. Sein Debüt im Trikot des VfB II feiert er am 5. August 2020 ausgerechnet beim 0:1 im WFV-Pokal-Duell mit seinem heutigen Klub. Durchaus prägend waren die Zweikämpfe mit Kai Gehring: „Von der Statur und vom ganzen Auftreten war das etwas anderes als bei einem U-19-Verteidiger.“

Da ihn der VfB nicht in die Zweite befördert, wechselt Hummel. Behilflich ist ihm seine Beratungsagentur, die Wege sind kurz: Es ist Fair-Sport um Geschäftsführer Joannis Koukoutrigas, zugleich SG-Sportchef.

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Erstellt:
20. August 2021, 06:00 Uhr

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