SPD verliert, UL gewinnt einen Sitz

Die Fraktion der Sozialdemokraten ist nur noch mit zwei Mandaten im Gemeinderat vertreten, die Unabhängige Liste stellt nun sechs Mitglieder wie die CDU/FWV. Trotz Verlusten halten die MDAL/Die Grünen ihre vier Sitze.

Am Montag haben sich die Teams im Rathaus bei der Auszählung noch mal ins Zeug gelegt. Auf dem Bild arbeiten sich Ann-Kathrin Löchner und Oliver Volkmer durch die Wahlzettel und nehmen die Stimmen auf. Foto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Am Montag haben sich die Teams im Rathaus bei der Auszählung noch mal ins Zeug gelegt. Auf dem Bild arbeiten sich Ann-Kathrin Löchner und Oliver Volkmer durch die Wahlzettel und nehmen die Stimmen auf. Foto: Stefan Bossow

Von Christine Schick

Murrhardt. In Murrhardt muss die SPD Federn lassen: Zwar verliert die Fraktion bei der Gemeinderatswahl prozentual nicht ganz so deutlich (von 14 auf 12,6 Prozent), trotzdem kostet sie dies nun einen der drei Sitze im Gremium. Bereits 2019 hatte sie ein Mandat verloren. „Das ist ein enttäuschendes Ergebnis. Wir hätten uns gewünscht, unsere drei Sitze zu halten, aber der Bürgerwille war ein anderer“, stellt Fraktionsvorsitzender Edgar Schäf fest. Damit kann Elisabeth Zenker ihre Arbeit nicht fortsetzen, was Schäf sehr bedauert, da er die Fraktionskollegin als sehr engagiert erlebt hat. Enttäuscht ist Schäf auch darüber, dass er selbst im Vergleich zu 2019 rund 350 Stimmen verloren hat.

Frage nach der Rolle der Gremiumsarbeit

Ob es eine Rolle gespielt hat, dass die Fraktion mit elf statt mit 18 Kandidatinnen und Kandidaten in den Wahlkampf und ins Rennen gegangen ist, ist für Edgar Schäf nicht ganz klar, denn auch Einzelne hätten bei der Wahl gute Ergebnisse erzielt. Die allgemeinen Verluste der SPD bei der Europawahl und die Abstrafung der Regierungspolitik will er aber nicht als Erklärung heranziehen. „Die Arbeit vor Ort ist damit nicht zu vergleichen. Aber wenn sie nicht gewürdigt wird, ist es schwer, etwas dagegen zu tun“, sagt er. Er und Sonja Allinger-Helbig bleiben für die Sozialdemokraten im Gremium.

Lukas Metzger (21) ist jüngster Stadtrat

Gewinner der Wahl ist, wie schon vor fünf Jahren, die Unabhängige Liste (UL). Sie konnte um rund 5,8 Prozent zulegen (von 27,8 auf 33,6 Prozent) und erhält einen Sitz mehr. Mit nun sechs Mandaten ist sie gleich stark wie die CDU/FWV. „Damit habe ich nicht gerechnet, freue mich aber sehr“, sagt Fraktionsvorsitzender Wolfgang Hess. Die breit aufgestellte Kandidatenliste, ein Wahlkampf, der auf Personen gesetzt habe, und die gute Arbeit im Gremium hätten wohl dazu beigetragen. Zu Wolfgang Hess, Markus Blank, Brigitte Kübler und Klaus-Peter-Dörrscheidt kommen Lukas Metzger und Luca Schiffo als neue Mitglieder hinzu. Lukas Metzger, selbstständiger Landschaftsgärtner, ist mit 21 Jahren das mit Abstand jüngste Gremiumsmitglied, gefolgt von Robin Reber (CDU/FWV) mit 32 Jahren und Ralf Nentwich (MDAL/Die Grünen) mit 42 Jahren. Die weiteren Ratsmitglieder sind 50 Jahre und älter. Der 58-jährige Luca Schiffo dürfte einigen Murrhardterinnen und Murrhardtern als Betreiber des Eiscafés Belluno bekannt sein. Er verkörpert somit auch das Thema „Belebung der Innenstadt“, erklärt Wolfgang Hess. Als Auftrag des kompletten UL-Kandidatenteams habe die Fraktion außerdem klar mitbekommen, sich nun stärker für erneuerbare Energien einzusetzen.

Umbruch im Kandidatenfeld

Für die CDU/FWV mit ebenfalls sechs Mandaten ändert sich nichts, auch wenn sie leicht von 33,2 auf rund 34,8 Prozent zugelegt hat. „Wir hätten uns über einen weiteren Sitz gefreut, sind aber auch froh, den Status quo halten zu können“, sagt Fraktionsvorsitzender Andreas Winkle. Er vermutet, dass unter anderem das Ausscheiden beziehungsweise der Verzicht auf eine erneute Kandidatur stimmenstarker Mitglieder wie Susanne Barreuther, Georg Devrikis und Klaus Lang eine Rolle gespielt hat.

Neu im Team mit Andreas Winkle, Mario Brenner, Rolf Kirschbaum, Robin Reber und Markus Kiefer ist Walter Heinz. Der 64-jährige Installateur und Landwirt aus Fornsbach schaffte den Einzug nicht nur auf Anhieb, sondern auch mit einem vergleichsweise hohen Stimmenergebnis von 3029. Für Andreas Winkle zeigt das, dass die Gemeinderatswahl vor allem eine Persönlichkeitswahl ist, auch wenn die politische Großwetterlage ebenso eine Rolle gespielt habe. „Die etablierten Parteien haben nicht so profitiert“, sagt er.

Dass bei der CDU/FWV keine Frau mehr in der Fraktion mit von der Partie ist, bedauert Andreas Winkle, räumt aber auch ein, dass es schon bei der Listenaufstellung nicht einfach gewesen sei, Frauen für eine Kandidatur zu gewinnen. Susanne Barreuther hatte sich nach vielen Jahren als Gemeinderätin entschieden, nicht mehr anzutreten. So sind im neuen Gemeinderat mit Sonja Allinger-Helbig und Brigitte Kübler nur zwei Frauen vertreten.

Kontinuität bei MDAL/Die Grünen

Auch die MDAL/Die Grünen müssen Verluste hinnehmen. Sie verlieren im Vergleich zu 2019 fast sechs Prozentpunkte (von 25 auf 19,05 Prozent). Schrammten sie damals mit diesem sehr guten Ergebnis nur knapp an einem zusätzlichen fünften Sitz vorbei, bleibt es nun wiederum bei den bisherigen vier Sitzen. „Die Gemeinderatswahl ist kein Spiegelbild der Gremienarbeit, es kommt vielmehr darauf an, ob die Menschen eine Kandidatin oder einen Kandidaten kennen“, sagt Fraktionschef Gerd Linke. Das Ergebnis enttäusche ihn zwar, aber man sei mit einem blauen Auge davongekommen. Die bundespolitische Lage habe nicht gerade für Rückenwind gesorgt und er sei froh, dass in Murrhardt keine AfD-Liste zur Gemeinderatswahl angetreten sei.

Vor Ort gehe es aber vor allem um die ganz konkrete Arbeit, sei es die Sanierung einer Schule, den Bau einer Sporthalle oder die Ausstattung städtischer Gebäude mit Solaranlagen. Dafür werde sich das bisherige und künftige Fraktionsteam mit ihm selbst, Ralf Nentwich, Hartmann Widmaier und Martin Stierand einsetzen. Diese Arbeit vor Ort unterstreichen auch die drei anderen Fraktionsvorsitzenden.

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Erstellt:
11. Juni 2024, 06:00 Uhr

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