Buch „Soko Erle“ als Grundlage
„Spuren“ der Realität – ARD-Polizeiserie ist an Südbaden-Morde angelehnt
Die ARD-Serie „Spuren“ ist angelehnt an zwei reale Kriminalfälle, die Südbaden 2016 in Schrecken versetzten. Sie veranschaulicht die kleinteilige Polizeiarbeit, die allzu oft in Sackgassen führt.
Von Michael Haug
Es waren Fälle, über die damals viel berichtet wurde: 2017 wurde ein rumänischer Lkw-Fahrer zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er im November 2016 in Endingen bei Freiburg einen Sexualmord an der 27 Jahre alten Joggerin Carolin G. begangen haben soll. 2014 soll er in Österreich bereits eine französische Austauschschülerin ermordet haben. Drei Wochen zuvor war in Freiburg eine Studentin getötet worden. Beide Fälle wurden aufgeklärt, der erste Fall allerdings erst nach mehr als einem halben Jahr.
Walter Roth, ehemaliger Pressesprecher der Freiburger Polizei, schrieb über den Fall Carolin G. das Sachbuch „Soko Erle“. Es bildet die Grundlage der ARD-Serie „Spuren“ von Regisseur Stefan Krohmer.
Sensibler Umgang mit der Realität
Die Drehbuch-Autoren Robert Hummel und Martina Mouchot haben die realen Fälle fiktionalisiert. So ist beispielsweise die zeitliche Abfolge der Taten vertauscht und es gibt nur eine Sonderkommission statt zwei. Das „mediale Ausschlachten“ der Opfer solle auch dadurch verhindert werden, dass die Opfer und Familien verfremdet wurden. Sie spielen nur kleinere Nebenrollen. Auch die Entscheidung, den Tätern kaum Bildschirmzeit zu geben, ist nachvollziehbar und verantwortungsbewusst.
Authentische Schauspieler
Das Ermittler-Duo, das mit den Morden betraut wird, besteht aus der Kommissarin Barbara Kramer (Nina Kunzendorf) und ihrem Kollegen Thomas Ziedle (Tilman Strauß). Kunzendorf und Strauß machen in ihren Rollen einen guten Job. Kunzendorf, deren halbe Familie aus Südbaden kommt, trifft die seriös-spröde Art von Barbara Kramer gut.
Strauß hat in „Spuren“ seinen „ersten Auftritt im Fernsehen in meinem Heimatdialekt“. Das Schwäbisch der gebürtigen Ulmers inmitten der badischen Mundart fällt zwar auf, stört aber nicht, sondern wirkt im Gegenteil sehr authentisch.
Ermittlungen mit vielen Details
Zumal die Kriminalfälle ganz klar im Mittelpunkt der Serie stehen. Die 27-jährige Stefanie Berghoff verschwindet beim Joggen in den Weinbergen. In den drei Stunden wird das Vorgehen der Polizei detailliert geschildert. Die großen Suchaktionen, die Zusammenarbeit mit dem Labor, die kleinteilige Spurensuche, alles das und einiges mehr wird sichtbar.
Die Serie ist nicht voller Action, diesen Anspruch hat sich auch gar nicht. Trotzdem ist sie spannend, weil sie sich sehr real anfühlt und die oft mühselige Polizeiarbeit realistisch darstellt. Die Drehbuchautoren Hummel und Mouchot sprachen für den Stoff unter anderem mit einer Fallanalytikerin und einem Professor der Rechtsmedizin. Anschaulich wird das Auf und Ab der Emotionen im Ermittlerteam dargestellt. Die Kommissare schwanken zwischen Zuversicht und Hoffnungslosigkeit – zum Beispiel als die ersten Verdächtigen für unschuldig befunden werden.
Der Fall Berghoff wird am Ende zum Marathon. Auch die Aufklärung des Falls Josefine Schora, die 30 Kilometer entfernt ermordet wurde, hilft der sogenannten „Kommission Sonntag“ nicht. Erst als der Ermittler Navid Sabet (Atrin Haghdoust) feststellt, dass die DNA des Täters im Fall Berghoff mit der gefundenen DNA bei einem Mord vor vier Jahren in Österreich übereinstimmt, kommt Bewegung in die Ermittlungen. In mühevoller Kleinarbeit wird der Fall schließlich gelöst.
„Spuren“ ist ab dem 7. Februar in der ARD Mediathek abrufbar. Am 15. Februar läuft die Serie im Free-TV.
Spuren. Deutschland 2025. Polizeiserie. Regie: Stefan Krohmer. 180 Minuten.