Stipendiatinnen und Stipendiaten bieten Kammermusik vom Feinsten

Das Frühjahrskonzert der Riebesam-Stiftung im Kulturhaus Klosterhof ist ein Publikumsmagnet. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen halten ein facettenreiches Programm von der Barockzeit bis zum 21. Jahrhundert bereit.

Lewin Creuz beeindruckt beim Konzert mit seinen Interpretationen, bei denen er die Emotionen tief auslotet und in Bezug aufs Tempo schon fast artistisch unterwegs ist. Seine Schwester Pauline begleitet ihn am Klavier. Foto: Elisabeth Klaper

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Lewin Creuz beeindruckt beim Konzert mit seinen Interpretationen, bei denen er die Emotionen tief auslotet und in Bezug aufs Tempo schon fast artistisch unterwegs ist. Seine Schwester Pauline begleitet ihn am Klavier. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Das Frühjahrskonzert der Riebesam-Stiftung findet so großes Interesse, dass der Saal im Kulturhaus Klosterhof komplett besetzt ist. Die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer, die teils auch von weither angereist sind, kommen in den Genuss eines stilistisch und charakterlich überaus abwechslungsreichen kammermusikalischen Programms unter der Gesamtleitung von Musikpädagogin Julia Kirschbaum.

Vier Stipendiatinnen und fünf Stipendiaten, die teils noch Unterricht an Musikschulen der Region haben, teils bereits an Musikhochschulen studieren, präsentieren mit großer Freude am Musizieren präzise und stilistisch stimmig Kompositionen von der Barockzeit bis zum 21. Jahrhundert. Dabei malen sie gleichsam mit Klängen vielschichtige und fantasievolle Klangbilder.

Zum Auftakt erklingt festliche Barockmusik: Die Musikschüler Efthymios Balis und Korbinian Gunther intonieren als harmonisch interagierendes Trompetenduo das als Eurovisionsmelodie bekannte Prélude aus Marc-Antoine Charpentiers Te Deum. Zudem treten beide solistisch auf: Korbinian Gunther meistert bravourös eine spätromantisch komplexe Ballade von Guillaume Balay.

Reizvoller Kontrast „Spaß für Trompete“

Efthymios Balis bereitet viel Vergnügen mit dem harmonisch teils schrägen Latin-Jazz-Stück „Spaß für Trompete“ von Ted Huggens in einem rumbaähnlichen Rhythmus, das einen reizvollen Kontrast zum übrigen Programm bildet. Musikstudentin Lea Gunther wirkt als Klavierpartnerin mit, ebenso bei ihrer Schwester, Musikschülerin Justina Gunther. Souverän interpretiert diese ein Kleinod der Klassik: das graziöse, tänzerisch beschwingte Rondo Allegretto aus Joseph Haydns Oboenkonzert C-Dur. Aus kunstvoll ausgestalteten, tänzerisch und verspielt wirkenden klassischen Strukturen malt sie gleichsam ein nuancenreiches Klangbild.

Musikstudent Emir Ilgen brilliert solistisch mit seiner minutiösen Interpretation von Franz Schuberts Sonate Nr. 4 a-Moll. Der Pianist scheint geradezu mit dem Flügel zu verschmelzen, so stil- und gefühlvoll bringt er mit elegantem Anschlag die Fülle der Ideen und Motive, Themen und Charaktere sowie virtuose Figurationen zur Entfaltung.

Zudem tritt Emir Ilgen als Klavierpartner von Musikstudentin und Sopransängerin Rabea Vockeroth auf, die ganz kurzfristig für die erkrankte Sopranistin Sarah Rehberg eingesprungen ist. Mit ihrer bezaubernd klangschönen, lyrischen Sopranstimme gestaltet sie vollendet die kunstvoll ausgearbeitete, beschwingte barocke Arie „La bocca vaga – Die süßen Lippen“ mit kniffligen Intervallen und Koloraturen aus der Oper „Alcina“ von Georg Friedrich Händel, ebenso zwei melodisch reizvolle Kunstlieder von Robert Schumann.

Musikschüler Noel Lehar zeigt erneut seine außerordentlichen Fähigkeiten: Auf der Piccoloflöte bietet er empfindungsreich das schwermütige Largo aus Antonio Vivaldis Concerto in C-Dur dar. Mit der Querflöte interpretiert er feinsinnig zwei Sätze aus Eldin Burtons verträumter impressionistischer Sonatina für Flöte und Klavier, Lea Gunther übernimmt die Klavierpartien.

Fülle von Effekten, komplexe Details

Den krönenden Abschluss bilden zwei vor Musizierfreude sprühende, hochvirtuose Interpretationen von Musikstudent Lewin Creuz, der sich abermals als begnadeter Meister der Violine erweist, mit seiner Schwester Pauline als Klavierpartnerin. In der Polonaise brillante von Henryk Wieniawski sind teilweise typisch slawische Melodie- und Harmonieelemente kunstvoll verarbeitet. Zugleich ist sie ein außergewöhnlich virtuos gestaltetes romantisches Klangkunstwerk mit einer Fülle von Effekten und komplexen Details wie mehrstimmigen Passagen, die Lewin Creuz geradezu leidenschaftlich zelebriert. Ernst, fast meditativ beginnt die Komposition „Introduction et Rondo Capriccioso“ von Camille Saint-Saëns. Doch rasch verwandelt Lewin Creuz sie in ein mitreißend kapriziöses und effektreiches Tonkunstwerk mit allerlei komplexen, koloraturartigen Läufen und Figurationen. Diese interpretiert er in atemberaubend schnellem Tempo geradezu artistisch, wobei er den Tonumfang der Violine fast komplett auslotet. Mit Bravorufen und enthusiastischem Beifall dankt das Publikum den Nachwuchsmusikerinnen und -musikern für das wunderbare Hörerlebnis.

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Erstellt:
17. April 2024, 06:00 Uhr

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