Strategischer Ansatz für Industriegebiet

Entlang der Murrhardter Wilhelm-Soehnle-Straße befinden sich Flächen, die für gewerbliche Ansiedlungen interessant sein könnten. Allerdings gibt es dort eine Hochwasserproblematik. Nun wird geprüft, ob eine Retentionsmulde Abhilfe schaffen kann.

Von Christine Schick

MURRHARDT. Es sind ungefähr 2,6 Hektar, die das Industriegebiet an der Wilhelm-Soehnle-Straße umfasst und die insgesamt vier Eigentümer – zu ihnen gehört auch die Stadt Murrhardt – unter sich aufteilen. Mittlerweile macht die Verwaltung wieder ein gewisses Interesse an Flächen aus, nicht zuletzt, weil die Angebote in der Region Stuttgart immer rarer werden. Insofern möchte sie mit diesem Pfund wuchern, sprich die Flächen in Absprache mit den Miteigentümern vermarkten. Neue Ansiedlungen bedeuten neue Arbeitsplätze, so die Überlegung.

Es gibt allerdings eine Hürde: Es handelt sich um ein Gebiet mit Hochwasserproblematik. Zwar gab es nach Auskunft der Stadt in den vergangenen Jahren immer wieder Anfragen von Betrieben. Nachdem die Verwaltung zu diesem Hintergrund informiert hatte, haben sich die Interessenten aber wieder zurückgezogen beziehungsweise anders entschieden. Jüngstes Beispiel, bei der sich die Stadt mit den anderen Eigentümern abgesprochen hatte: Die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, die nach Flächen für eine regionale Werkstatt mit Blick aufs Wagenmaterial gesucht hat. Auch hier wurde der Standort in Murrhardt nicht weiterverfolgt. Die Stadt geht davon aus, dass die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen im Oberen Murrtal, sprich die Hochwasserrückhaltebecken, die der Wasserverband Murrtal plant, eine Erleichterung bringen. Doch hat die Erfahrung gezeigt, dass die Realisierung dieser Bauwerke sehr lange Zeiträume erfordert und auch die Planung sich bisher immer weiter hinausgezogen hat.

Um in Bezug auf das Industriegebiet wieder handlungsfähig zu werden, hat die Stadt den drei Eigentümern nun einen Vorschlag gemacht: Vielleicht ist es eine Möglichkeit, auf dem Areal eine Retentionsmulde zu schaffen, die einen entsprechenden Ausgleich bei Hochwasser gewährleisten kann. „Das müsste ein Fachbüro für uns berechnen, damit klar ist, wie groß der Ausgleich sein muss und welche Flächen bebaut werden könnten“, erklärte Bürgermeister Armin Mößner in der Gemeinderatssitzung, in der das Thema auf der Tagesordnung stand und beraten wurde. Man habe sich per Videokonferenz mit den Eigentümern abgesprochen, die sich an den Honorarkosten der Berechnung beteiligen würden. Diese schätzt die Stadt auf rund 2000 Euro, somit entfallen auf jeden 500 Euro.

Im Gremium kam der Vorschlag gut an. Mario Brenner (CDU/FWV) befürwortete das Vorgehen, vor allem angesichts der wenigen Flächen, die auch in Bezug von gewerblicher Entwicklung überhaupt noch zur Verfügung stünden. Der Stadtrat fragte in Bezug auf die Situation von Leerständen im Gebiet nach und ob die Planung für die Flächen auch über die einer Lagerung als Nutzung hinausgehe. Bürgermeister Armin Mößner erläuterte, dass genau dies die Stoßrichtung sei. Eine Vermarktung im Verbund sei möglicherweise vielversprechender. Aber die Rahmenbedingungen für Flächen, die im Bereich eines 100-jährlichen Hochwassers liegen, seien schwierig, da Projekte entweder nur mit Pfahlbauweise oder besagter Ausgleichsmaßnahme (Retentionsmulde) eine Chance hätten. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass großflächiger Einzelhandel dort nicht mehr möglich ist (vor dem Hintergrund der Verlagerung von Aldi in die Murrarkaden hat der Gemeinderat dies für das Gebiet festgelegt).

Rainer Hirzel (UL) ist es wichtig, alles auszuschöpfen, um die Flächen nutzen beziehungsweise vermarkten zu können. Auch mit Blick auf mögliche Arbeitsplätze sei dies eine Chance. Dem pflichtete Edgar Schäf (SPD) bei. Es handle sich um eine der letzten großen Gewerbeflächen der Stadt – leider in einem HQ-100-Gebiet. Wenn man über eine Retentionsmulde nun doch einen Weg finde, Ansiedlungen zu ermöglichen, wäre das erfreulich. Die Arbeitsplätze könne Murrhardt brauchen, so Schäf.

Gerd Linke (MDAL/Die Grünen) erkundigte sich nochmals zur Anfrage der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg. Bürgermeister Mößner stellte allerdings fest, dass – auch wenn Murrhardt damals in die engere Auswahl gekommen sei – die Verantwortlichen einen anderen Standort gefunden haben, bei dem auch ein Gleisanschluss eine wichtige Voraussetzung gewesen sei. Mit einstimmigem Beschluss hat die Stadtverwaltung nun den Auftrag, die notwendigen Berechnungen in Auftrag zu geben, um festzustellen, wie groß das Retentionsvolumen mit Blick auf die Flächen ausfallen müsste.

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Erstellt:
12. März 2021, 06:00 Uhr

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