Art Karlsruhe aus Stuttgarter Sicht
Stuttgarter Galerien zufrieden: „Es war eine gute Art Karlsruhe“.
Zehn Privatgalerien, die Kunstakademie und die LBBW-Sammlung präsentierten sich bei der jüngsten Art Karlsruhe (20. bis 23. Februar). Wie ist ihre Bilanz?

© Messe Karlsruhe/Carlotta Roob
Schauen, Fragen, Kaufen – die Kunstmesse Art Karlsruhe sorgte auch selbst wieder für Gesprächsstoff
Von Nikolai B. Forstbauer
Zehn Stuttgarter Galerien bildeten vergangene Woche auf der Kunstmesse Art Karlsruhe 2025 eine starke Phalanx. Ob Von Braunbehrens, Thomas Fuchs, Lauffer und Imke Valentien oder auch die Exo Gallery, die Galerie Z und die Galerie Sammlung Amann – alle waren sie bei der Art Karlsruhe mit dabei. Ebenso die Galerie Schlichtenmaier, Marko Schacher mit seinem Raum für Kunst und auch Michael Sturm (mit seiner Wiener Galerie Sturm & Schober). Wie ist ihr Eindruck im zweiten Jahr nach dem selbst verordneten Messeneustart unter neuer Leitung im Jahr 2024? Wir haben einige Stimmen gesammelt.
Stuttgarts Kunstszene war indes auch über die Privatgalerien hinaus präsent – zuvorderst über eine konzentrierte Auswahl aus der Sammlung der Landesbank Baden-Württemberg und über die Werke von Studierenden der Kunstakademie Stuttgart im Rahmen des „Academy Square“ – hier schaffte es eine Arbeit von Noemi Strittmatter, mit ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung aktuell in der Ruoff-Stiftung in Nürtingen (Schellingstraße 12) vertreten, gar auf den Titel der Messe-Sonderausgabe des Berliner Kunstmagazins „Monopol“.
Auf einem guten Weg
Galerie Schlichtenmaier: „Wir können mit der diesjährigen Ausgabe der Messe zufrieden sein. Wir haben unsere bestehenden Kontakte gepflegt und neue hergestellt. Viele sind unserer Einladung gefolgt und es haben sich bei uns nicht nur private Sammler:innen gezeigt, sondern auch zahlreiche Museumsleute. Wir konnten Kunstwerke in private und öffentliche Sammlungen vermitteln. Unsere Gäste am Stand hatten ein positives Bild der Messe insgesamt. Sie ist auf einem guten Weg und darf gerne noch weiter den Hauptfokus auf ein qualitätvolles galeristisches Teilnehmerfeld als wichtigsten Grund für den Messebesuch richten.“
Die Auswahl überprüfen
Galerie Imke Valentien: „Die Messe hat unter der neuen Leitung anregende Neuerungen und gute Ideen, und ist insgesamt besser als in den letzten Jahren zuvor, wo sie etwas müde daherkam, und von Gewohnheit träge geworden. Ich konnte schon zum zweiten Mal am „re-discover“-Programm teilnehmen, diesmal mit Niko Grindlers strengen, aber feinen Fadenbildern, und auch dieses mal wieder mit Erfolg. Es geht also auch in Halle 2 nicht nur um junge Kunst, sondern vor allem um gute Kunst! Insgesamt sind allerdings weiterhin Positionen zu sehen, die nicht in das mittlere Segment gehören, das die Messe darstellt, und es wäre ein strengeres Auge wünschenswert. Auch die Größe der Messe ist weiterhin eine Herausforderung, so berichtete es mir zumindest fast jeder zweite Besucher.“
Breite Kaufnachfrage
Galerie Z: „Eine sehr spannende Messewoche liegt hinter uns. Der verhaltene Start hat sich über die Messewoche unerwartet gut entwickelt. Alle KünstlerInnen zeigten sich im grünen Bereich. Die Breite der Nachfrage überraschte dann doch etwas. Klar, bei Gustav Sonntag waren wir fleißig beschäftigt, neue Leinwände aufzuhängen. Yulia Kazakova erfuhr mit ihren neuen Arbeiten zu Stuttgart21 eine einzigartige Resonanz. Auch unser neuer Künstler Johannes Kersting fand gleich an mehreren Ständen (ungeplant) neuen Zuspruch. Gerhard Neumaier hatte wie immer in Karlsruhe mehr oder weniger ein Heimspiel. Überrascht hat dann doch, dass auch große Arbeiten gefragt waren. Unser Re:discovery Position zeigte jedoch, dass hier vielleicht die Messe noch Nachholbedarf hat, den Bereich zu positionieren. Jo Winter, den wir hierin zeigten, war dennoch zufrieden, dass in alte Karlsruher Sammlungen vermittelt werden konnte. Zu unserer besonderen Freude fand auch Wolfgang Stifter, unser österreichischer Großmeister, in der paper:square, mit mehreren Arbeiten einen neuen Liebhaber aus der Pfalz. Er hatte auch dazu beigetragen, dass einer der größten österreichischen Sammler und Museumsinhaber incognito die Messe besuchte. Er war wieder voll des Lobes über das fulminante Angebote in Karlsruhe.“
Standbau mit Qualitätsfragen
Galerie Sammlung Amann: „Den Messebesuch würde ich für uns als durchaus positiv bewerten. Auch wenn die Käufer sehr zurückhaltend waren, gab es dennoch ein sehr schönes Feedback. Erstaunlich viele Museumsleute und Kuratoren aus dem regionalen Umfeld aber auch auf nationaler Ebene haben uns besucht und wir konnten für unsere Künstler Ausstellungsprojekte auf den Weg bringen. Die Veränderung der Messe wird allgemein als sehr positiv bewertet. Der in Halle 4 sehr mangelhafte Standbau sollte von der Messe auf ein gleiches Niveau gebracht werden, damit die Qualität der Galerien homogener wahrgenommen wird. Alles in allem war es eine sehr schöne Woche, und wir können uns vorstellen, kommendes Jahr wieder dort zu sein.“
Eine gute Art Karlsruhe
Galerie von Braunbehrens: „Ich hatte den Eindruck, dass die Stimmung besser war als in den Vorjahren. Davon waren wir angenehm überrascht, denn eigentlich war der Wahlsonntag auf dem letzten Messetag nicht gerade günstig. Die Besucherinnen und Besucher waren interessiert, kannten sich häufig gut aus und waren kauflustiger als zuletzt. 2025 war eine gute Art Karlsruhe.“
Kenntnisreiches Publikum
Galerie Lauffer: „Wir können uns dem Resümee der Galerie Schlichtenmaier überwiegend anschließen. Neben den von uns geladenen Besuchern hatten wir viel neues und sehr interessiertes Publikum an allen Tagen und sehr viel positive Rückmeldung zu allen gezeigten Künstlern erhalten. Am Preview Tag gab es mehrere Pressekontakte und Besuch von Kuratoren und Sammlern aus privatem, aber auch öffentlichen Bereich. Diesen Tag haben wir als wirklich sehr bereichernd empfunden. Viele Führungen haben sich an unserem Stand während der kompletten Messedauer für die von uns präsentierten jungen Positionen interessiert. Der Verkauf hat unsere Erwartungen übertroffen. Auch wir hatten den Eindruck, dass unsere Besucher insgesamt ein positives Bild der Messe hatten, Qualitätsunterschiede aber durchaus deutlich wahrgenommen haben.“
Dialog über Generationen hinweg
Marko Schacher – Raum für Kunst: „Meine Teilnahme an der Art Karlsruhe 2025 war die bisher erfolgreichste in den letzten 13 Jahren. Die allgemeine, unter GaleristInnen verbreitete Befürchtung, die momentane weltpolitische Lage könne sich negativ auf etwaige Verkäufe auswirken, hat sich null bewahrheitet. Mit der Präsentation der Gemälde von Josephine Sagna, Jahrgang 1989, und Illa Hammerbacher-Klaukien, Jahrgang 1938, hat „Schacher - Raum für Kunst“ den Generationen übergreifenden Dialog gewagt – und alle haben gewonnen. Dass beide Künstlerinnen an den ersten beiden Messetagen vor Ort waren und ihre Kunst präsentiert und repräsentiert haben, hat viele der üblichen BesucherInnnen-Fragen („Sind Sie der Künstler?“) unnötig gemacht und für zahlreiche, auch in die Tiefe gehende Gespräche über die Endlichkeit des Lebens und die politische Power von Kunstwerken gesorgt.“
Exo Gallery – Ilona Keilich: „Unser Auftritt auf der Art Karlsruhe war ein weiterer bedeutender Schritt nach vorne. Als junge Galerie hatten wir die Möglichkeit, unser vielseitiges Portfolio multidisziplinärer Werke einem breiten Publikum zu präsentieren. Unsere Bekanntheit wächst stetig, und die Art Karlsruhe ist dabei ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg. Besonders erfreulich war, dass wir mehrere Arbeiten unserer Galeriekünstler erfolgreich über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus platzieren konnten. Diese positive Entwicklung bestärkt uns darin, unsere Vision weiter voranzutreiben und neue künstlerische Perspektiven zu erschließen.“