Tabea Streicher erhält den Publikumspreis

Das Galaabschlusskonzert der 21. Internationalen Klavierakademie in Murrhardt ist ein Publikumsmagnet. Fünf Studierende gestalten ein hochkarätiges Programm mit brillant interpretierten Kompositionen aus Barock, Romantik und Moderne.

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Eine große Publikumsattraktion und Sternstunde der Klaviermusik ist das Galaabschlusskonzert der 21. Internationalen Klavierakademie. Voller Hingabe, Musizierfreude und Virtuosität präsentieren vier Pianistinnen und ein Pianist, von den Professoren Christian A. Pohl, Jacques Rouvier und Markus Groh ausgewählt, Interpretationen facettenreicher Tonkunstwerke auf absolutem Spitzenniveau.

Vier der Künstler studieren an der Universität der Künste Berlin. Stilvoll gestaltet die 20-jährige Südkoreanerin Soohyun Park zwei Werkpaare von Johann Sebastian Bach, wobei sie die Mehrstimmigkeit und Vielfalt der ornamentalen Figurationen klangschön herausarbeitet. Festlich beschwingt bringt sie Präludium und Fuge
Nr. 1, mit markantem Leitornament zur Geltung. Vorwärtsstrebende Rhythmik sowie teils heitere, teils ernste Melodik prägen Präludium und Fuge Nr. 2 c-Moll.

Beeindruckende Interpretationvon Franz Liszts Mephisto-Walzer

Für Furore sorgt der 18-jährige Deutsche Simon Haje mit seiner stimmigen und minutiösen, temperamentvoll-temporeichen Darbietung von Franz Liszts Mephisto-Walzer Nr. 1. Das Werk aus großer Klangfarbenvielfalt und komplexen Figurationen illustriert eine Episode um Mephisto und Faust nach Nikolaus Lenau. Beide gehen in eine Dorfschenke, wo eine Hochzeit gefeiert wird, Mephisto nimmt eine Geige und spielt einen wilden Tanz. Der langsame Zwischenteil mit neuem Thema erzählt, wie Faust eine Frau verführt: Er geht mit ihr in den Wald, eine Nachtigall singt, und sich steigernde, erregte Klänge und Effekte verdeutlichen eine ekstatische Liebesnacht.

Die 19-jährige Deutschungarin Tabea Streicher begeistert mit ihrem mitreißenden Vortrag der Rhapsodie espagnole von Franz Liszt. Als Erinnerung an eine Reise durch Spanien und Portugal verarbeitete der Komponist darin zwei spanische Tanzmelodien: „La Folia“ und „La Jota Aragonese“. Mit Verve und in rasantem Tempo tanzen Streichers Finger über die Tasten. Bezaubernd schön bringt sie die orchestrale Klangfülle zur Entfaltung. Hochpräzise gestaltet sie Läufe und Figuren aus gebrochenen Akkorden, ebenso melodiöse Motive und Klänge in hohen Lagen, Impressionen einer mediterranen Idylle.

Elegant und anmutig trägt die 21-jährige Deutsche Julia Stephan Frédéric Chopins Ballade Nr. 4 Opus 52 f-Moll im Walzerrhythmus vor, die er der Baronin Nathaniel de Rothschild widmete. Fein differenziert gestaltet Stephan die wechselnden Stimmungen, Bewegungen und Seelenzustände mit liedhaften und lyrischen, aber auch nachdenklichen und schwermütigen Phrasen sowie spannungsvollen Harmonien.

Abschließend interpretiert die 30-jährige Südkoreanerin Seonghyeon Leem, die an der Musikhochschule Leipzig und am Mozarteum Salzburg studiert, Guido Agostis Klavierbearbeitung von Igor Strawinskys Ballettmusik „Der Feuervogel“ nach einem russischen Märchen.

Mit Verve gestaltet sie expressiv, aber melodisch stimmig das Feuerwerk aus innovativen Klängen und komplexen Rhythmen. Atemberaubend schnelle Figurationen illustrieren den sich heftig wehrenden Feuervogel, den Thronfolger Iwan Zarewitsch fängt. Nach einer schwermütigen Phase brechen sich triumphierende Glücksgefühle Bahn in glockenähnlichen Klängen.

Musik als Medizin undeine Sprache, die alle verstehen

Nun haben die Gäste, darunter auch Philip Campagna, Bürgermeister der britischen Partnerstadt Frome, und seine Frau, die anlässlich des Städtepartnerschaftsjubiläums in Murrhardt sind, die Qual der Wahl: Sie stimmen ab, wer den mit 300 Euro dotierten Publikumspreis bekommt. Denn: „Alle haben den Preis verdient“, betont Christian A. Pohl. Nach Auszählung der Stimmzettel gibt er bekannt: Tabea Streicher gewinnt den Publikumspreis, den der Akademieleiter ihr verleiht. Beeindruckt von den „qualitativ sehr hochwertigen Vorträgen“ ist Bürgermeister Armin Mößner: „Musik ist Medizin“ für die aufregenden Zeiten der Krisen und des Kriegs in der Ukraine, „und die Weltsprache, die wir für Frieden und Verständnis brauchen“, betont er.

Die 21. war „eine der schönsten Klavierakademien“, denn die Walterichstadt sei „ein wunderbarer Ort der Harmonie: Wir haben die Gastfreundschaft der Murrhardterinnen und Murrhardter sehr genossen, alles hat reibungslos funktioniert“, so Pohls positive Bilanz. Dies sei der hochprofessionellen Organisation durch das Team um Uwe Matti und Arda Arman zu verdanken.

„Es ist alles gut gelaufen und es gab keine Beschwerden“ dank flexiblen, kreativen und spontanen (Re)Agierens, so Armans Fazit. „Die Professoren haben sich sehr gut verstanden und ergänzt, wobei jeder unterschiedliche Schwerpunkte setzte“, und die Studierenden hätten deren Empfehlungen stimmig umgesetzt. Alle waren gemeinsam untergebracht: So entstanden Freundschaften und das „Wirgefühl als Teil der Identität der Klavierakademie, es herrschte eine schöne Atmosphäre“, freut sich der Akademieleiter.

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Erstellt:
11. September 2023, 06:00 Uhr

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