Baden-Württemberg

Tiervermarkter soll über Monate betrogen haben

Ein Viehvermarkter steht unter Manipulationsverdacht. Es geht um gefälschte Dokumente und falsche Angaben bei der Haltungskennzeichnung. Kam falsch deklariertes Fleisch in den Handel?

Einer der größten deutschen Viehvermarkter steht im Verdacht, die Lieferpapiere von mehr als 1.100 Rindern manipuliert zu haben (Symbolbild).

© dpa/Boris Roessler

Einer der größten deutschen Viehvermarkter steht im Verdacht, die Lieferpapiere von mehr als 1.100 Rindern manipuliert zu haben (Symbolbild).

Von red/dpa

Einer der größten deutschen Viehvermarkter steht im Verdacht, die Lieferpapiere von mehr als 1.100 Rindern vor deren Einlieferung in Schlachthöfe manipuliert zu haben. Nach Angaben der Raiffeisen Viehzentrale (RVZ) sind die Rinder zwischen November 2023 und Januar 2024 „fälschlich als Tiere der Haltungsform 3 (HF 3) deklariert“ worden. In der Folge kamen so nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ mutmaßlich mehrere Hundert Tonnen falsch deklariertes Fleisch und falsch deklarierte Wurst in den Handel.

Die Haltungsform ist ein freiwilliges Kennzeichnungssystem für Fleisch und verarbeitete Produkte von Schwein, Rind und Geflügel. Es gibt vier Stufen mit wachsenden Anforderungen an die Haltung der Tiere. 

Der Vorfall betreffe die Gesellschaft RVG mit Sitz im Münsterland, die nach der Fusion mit der Viehzentrale Südwest in der RVZ mit Sitz im baden-württembergischen Wolpertshausen aufgegangen sei. Dem Bericht zufolge deckten Kontrolleure der bundesweit für Qualitätssicherung in der Fleischwirtschaft zuständigen QS Qualität und Sicherheit GmbH die Manipulationen auf. 

Zeitung: Nummern ausgetauscht, Unterschriften gefälscht

Die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert aus einem internen Rundschreiben, in dem QS-Geschäftsführer Alexander Hinrichs den Vorgang als „sehr schwerwiegenden Verstoß“ und „Sanktionsfall von erheblicher Tragweite“ einstuft. Demnach sollen bei zwei Transporten einmal bei 24, im anderen Fall bei 28 Schlachtbullen die Ohrenmarkennummern ausgetauscht und die Unterschrift eines Rinderhalters gefälscht worden sein. 

Bei 41 weiteren Tiertransporten seien weitere mindestens 1135 Rinder mit „falschen Angaben zu den Herkunftsbetrieben“ in Schlachthöfen gelandet, zitiert die Zeitung aus dem QS-Schreiben. Stets sei der Eindruck erweckt worden, all die Tiere stammten aus Betrieben mit Haltungsform 3. 

Viehvermarkter kündigt Aufklärung an

Eine Sprecherin der in Bonn ansässigen Qualität und Sicherheit GmbH sagte, die Zusammenarbeit mit der RVZ sei beendet worden. Es habe ein Sanktionsverfahren gegeben. Einzelheiten wurden nicht genannt. Der Viehvermarkter RVZ sammelt dem Bericht zufolge pro Jahr 4,5 Millionen Tiere auf Bauernhöfen ein und bringt sie in Schlachthöfe.

Ein Sprecher der RVZ sagte weiter, sofort nach Bekanntwerden des Sachverhalts Ende Februar sei eine unabhängige externe Prüfung durch die Prüfungsgesellschaft KPMG beauftragt worden. Diese laufe noch. „Unser oberstes Ziel ist eine möglichst schnelle aber gründliche und vollständige Aufklärung des Sachverhalts.“ Es sei die Staatsanwaltschaft Bielefeld eingeschaltet worden.

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Erstellt:
16. April 2025, 14:34 Uhr

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