Galerienrundgang Stuttgart

Tolle Kunst und ernste Töne zum Art Alarm-Jubiläum

Wiedersehensfreude bestimmte den ersten Tag des Jubiläums 25 Jahre Galerienrundgang Stuttgart. An diesem Sonntag geht es weiter – lohnen die Wege?

Galerienrundgang-Gespräch: Malerin Katrin Brause (links) mit Kunstvermittlerin Sara Dahme bei Schlichtenmaier

© Galerie

Galerienrundgang-Gespräch: Malerin Katrin Brause (links) mit Kunstvermittlerin Sara Dahme bei Schlichtenmaier

Von Nikolai B. Forstbauer

Wie feiert man ein Jubiläum? Die 21 Stuttgarter Galerien, die sich in diesem Jahr über 25 Jahre Galerienrundgang Stuttgart, über 25 Jahre Art Alarm, freuen, entschieden sich für eine Variante, die Stuttgarts Geist trifft – nicht für das Spektakel, sondern für das Reden über Kunst.

Das schränkt die Wiedersehensfreude beim Jubiläumsabend im Stadtpalais keineswegs ein. Dass dieser von Stuttgarts Kulturamtsleiter eröffnet wird, spricht dafür, dass die Stadt weiß, was sie an den Art Alarm-Galerien hat. Dass wiederum Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, die hochkarätig besetzte Runde zur Frage „Elitäre Spielwiese oder kulturelles Muss? Galerien als Orte des Kunsterlebens“ anführt, lässt aufhorchen. Hat das Land sein Herz für den Kunsthandel entdeckt?

Olschowski weiß freilich: Die Galerien agieren in der ersten Linie der Kunstvermittlung – und können genau deshalb genau in dieser Linie noch deutlich zulegen. Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie, und Anne Vieth, Lenkerin der Mercedes-Benz Art Collection, überlassen, wie auch Kristian Jarmuschek, Vorsitzender des Vorstands des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler, das Fordern, zuvorderst nach intelligenter Vernetzung, der Ministerin – und doch spürt man, dass sie eine „Gewissheit“ teilen: Dass alle gemeinsam noch viel mehr arbeiten müssen, um aktuelle Kunst sichtbar zu machen und zu sichtbar zu halten.

Da passt es, dass die Galerie Thomas Fuchs in der Augustenstraße 63 – unweit der angestammten Räume in der Reinsburgstraße 68a – zum Galerienrundgang mit 200 Quadratmetern Metern mehr startet. Bilder des in New York lebenden Malers Logan T. Sibrel sind zu sehen – ein junger Mann in Rückenansicht empfängt das Publikum mit spürbarer Gelassenheit. Sibel malt, was er sieht – seine Freunde und deren Cliquen. Er malt die Freunde als Wartende, als Suchende.

Zur Überraschung wird die Schau mit Werken von Michael Schramm in der Reinsburgstraße 178A. Der Absolvent der Stuttgarter Akademie sucht den direkten Weg in die Zeichnung – und zieht die Blicke Schicht für Schicht tiefer in den Bildgrund.

Wer wollte nicht vor Baudenkmalen in Paris tanzen, nicht den Moment völliger Sille in einer Choreografie genießen? Rina Böcher macht genau dies in ihren Bildern – in der Galerie Dengler und Dengler (Rosenbergstraße 102).

Die buchstäblich perfekte Gegenwelt liefert die Galerie von Braunbehrens (Rotebühlstraße 87) mit den Werken von Jürgen Paas. Paas malt mit PVC-Folienrollen, verstrickt den Kunststoff in heitere Debatten mit der Moderne.

Wen in der Galerie Mario Strzelski (Rotebühlplatz 30) der Dialog der Werke von Fabian Hübner und Tomomi Morishima sieht, mag sich zunächst auf Distanz gehalten fühlen. Dann aber kommt der Kiesraum mit seiner ganz eigenen Wirkung und wesentlich entschiedeneren Arbeiten Beider. Hier entfaltet die Figuration in abgeschatteten (Hübner) beziehungsweise blühenden (Morishima) Räumen eigene Kraft.

Diese eigene Kraft suchen auch die Collagen von Kinga Su in der Exo Gallery (Silberburgstraße 145A). Der Weg führt über ein Spiel, das in die zersplitternden Ebenen der Informationslandschaft eintauchen lässt.

Nicht zuletzt über die angebotenen Führungstouren sind die Galerien am Samstag gut besucht. Eine besondere Gruppe strömt am Samstagnachmittag in die Galerie Schlichtenmaier (Kleiner Schlossplatz). Die dortige Stuttgart-Premiere der Leipziger Malerin Katrin Brause interessiert Kundinnen und Kunden eines Nachbarn am Kleinen Schlossplatz – Abseits-Macher Winfried Klenk und sein Interesse an Brauses eigenwilligem, ganz aus dem Malerischen entwickelten Realismus machen es möglich.

Zum Szenetreff gerät derweil die Galerie Elisabeth und Reinhard Hauff (Paulinenstraße 47). Kuratorinnen und Kuratoren wichtiger Sammlungen begegnen sich hier – und die Etappe eins des Wiedersehens verbindet sich mit der gemeinsamen Freude vor allem über Mecksepers in der Schau zu sehendes Arrangement „The Hero“ mit seinen zeitlichen und inhaltlichen Rücksprüngen und Querverweisen.

An diesem Sonntag, 22. September, geht der Galerienrundgang weiter (11 bis 18 Uhr). Und auch die Gespräche nach dem großen Ernst im Stadtpalais machen deutlich: Da ist – im Zentrum bei Michael Sturm oder bei Marko Schacher wie auch leicht außerhalb wie in der Galerie Abt Art in Stuttgart-Möhringen) noch viel zu entdecken. Zuvor aber wird am Samstagabend im Stadtpalais denn doch noch einfach nur gefeiert.

Galerienrundgang Stuttgart am 22. September

Geöffnet sind die 21 teilnehmenden Galerien von 11 bis 18 Uhr, der Eintritt ist kostenlos

Führungen Um 11 Uhr startet eine E-Bike-Tour an der Galerie Ab Art (Räume im Studio Sigmaringerstrasse 57 A), anmelden kann man sich unter kontakt@art-alarm.de. Um 13 Uhr beginnt eine Tour bei Andreas Henn Kunsthandel Galerie (Wagenburgstraße 4), und ebenfalls um 13 Uhr beginnt eine Tour bei Galerie Michael Sturm (Christophstraße 6).

Zum Artikel

Erstellt:
23. September 2024, 15:50 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen