US-Wahl 2024
Trump will zurück ins Weiße Haus – seine Familie auch?
Donald Trump setzt wie alle Politiker im Wahlkampf auf die perfekte Inszenierung. Dabei müssen alle Trumps mitziehen – doch nicht jeder ist mit gleich viel Elan dabei.
Von Theresa Schäfer
Ivanka Trump will nicht mehr. Schon vor zwei Jahren, als ihr Vater Donald Trump seine erneute Kandidatur ums US-Präsidentenamt angekündigt hatte, hatte seine Tochter klargemacht: Diesmal ohne mich. Was überraschend war, denn in der ersten Amtszeit ihres Vaters waren Ivanka und ihr Ehemann Jared Kushner Top-Berater im Weißen Haus, Trump beauftragte seinen Schwiegersohn sogar mit politischen Mammutaufgaben wie dem Frieden im Nahen Osten.
Auch Trumps Ehefrau Melania hält sich in diesem Wahlkampf auffallend zurück, gab aber jüngst nach Wochen, in denen sie vollkommen abgetaucht war, mit ihren Memoiren ein furioses Comeback. Umso treuer stehen die beiden Trump-Söhne Don jr. und Eric an der Seite ihres Vaters, geben sich angriffslustig beim konservativen Fernsehsender Fox News und touren für Trump durch die „Swing States“. Angeblich legte Don seinem Vater J.D. Vance so lange ans Herz, bis Trump den Senator von Ohio zu seinem „Running Mate“ machte.
Vielleicht nirgendwo sonst ist das Private so politisch wie in den USA. Die Präsidentschaftswahl ist vor allem eine Persönlichkeitswahl. Keine Frage ist wichtiger als die, ob man als Wähler Lust hätte, mit dem Kandidaten abends ein Bier trinken zu gehen. Und wie selbstverständlich spielt im Wahlkampf auch die Familie des Kandidaten eine entscheidende Rolle. Wer ist sie also, die Familie Trump?
Das ist die Familie Trump
Melania Trump: Das mit Abstand beliebteste Mitglied der Trump-Familie heißt Melania. Während die Zustimmungswerte ihres Mannes chronisch niedrig sind, ist die frühere First Lady im Land immer noch recht populär. Das kommt auch daher, weil sich die 54-Jährige geschickt vom Hau-drauf-Stil ihres Mannes distanziert. Melania, das ehemalige Model, redet wenig und bietet damit die perfekte Projektionsfläche: Geht sie mit dem Programm ihres Mannes gar nicht d’accord? Bietet sie ihm gar hinter den Kulissen Paroli?
Lange war Melania fast komplett abgetaucht, kurz vor dem Wahltag am 5. November kommt sie mit Macht zurück. Im Gepäck: Ihre Memoiren. In „Melania“ schreibt die frühere First Lady unter anderem, sie sei für das Recht auf Abtreibung. Das Buch schoss auf Platz eins der Bestsellerlisten. Am vergangenen Wochenende sah man die Trumps seit Langem mal wieder gemeinsam: Melania begleitete ihren Mann zum traditionellen Alfred E. Smith Memorial Foundation Dinner.
Seit 2005 sind Melania und Donald Trump verheiratet. Sie ist seine dritte Frau, die Mutter seines jüngsten Sohnes Barron. Sie soll glücklich gewesen sein mit ihrem privilegierten Leben in New York und schon 2016 alles andere als begeistert über die Präsidentschaftskandidatur ihres Mannes. In der damaligen Wahlnacht, so heißt es zumindest in Michael Wolffs Buch „Fire and Fury“ von 2018, soll Melania geweint haben – nicht vor Freude. Um die Ehe der Trumps ranken sich viele Gerüchte. Auf Youtube finden sich unzählige Videos, die zeigen, wie sie ihre Hand zurückzieht, wenn er danach greifen will.
Nur einmal wendete sich Melania Trump öffentlich gegen die Politik ihres Mannes: 2018, als die Trump-Administration an der Grenze zu Mexiko Migranten-Kinder von ihren Eltern trennte. „Es war herzzerreißend. Und ich reagierte mit meiner eigenen Stimme“, sagte die First Lady in einem ihrer seltenen Interviews einem Reporter des Senders ABC. „Ich ließ es ihn wissen. (...) Ich sagte es ihm zu Hause. Und ich sagte ihm, dass ich finde, dass das nicht hinnehmbar ist.“ Trump beendete die umstrittene Praxis.
Melania gilt als Sphinx – kaum einer weiß, was sie wirklich denkt. Doch politische Beobachter vermuten, dass der gebürtigen Slowenin in Trumps Zirkel eine ganz spezifische Rolle zukommt: Sie softet den ungeschliffenen Kommunikationsstil ihres Mannes ab, macht ihn wählbar für Menschen, die sich an seinem brachialen Auftreten stören.
Donald Trump jr.: Der älteste Sohn und Namensvetter des Präsidenten schickt sich an, dessen politisches Erbe anzutreten. Keines der Trump-Kinder ist im republikanischen Wahlkampf präsenter als Don junior. Der Sohn von Donald und seiner ersten Frau Ivana ist regelmäßiger Gast beim konservativen Fernsehsender Fox News, auf Twitter ähnlich aktiv wie sein Vater und sprach auch auf dem Nominierungsparteitag im August.
Trump junior ist der Mann fürs Grobe: Auf Fox und in den sozialen Medien lästert der 46-Jährige über Kamala Harris’ Geisteszustand. 2020 veröffentlichte Trump jr. das Buch „Liberal Privilege“, das aufzählt, welche angebliche Missetaten US-Präsident Joe Biden in seinen Jahrzehnten in Washington begangen haben soll. Bidens Sprecher sagte, das angebliche Enthüllungsbuch sei voll von „ekelhaften Lügen und Verleumdungen“.
Eigentlich galt lange seine Schwester Ivanka als der Jung-Trump mit politischen Ambitionen, doch es scheint, als übernehme Don junior die Rolle des politischen Erben. Er soll seinem Vater J.D. Vance als „Running Mate“ angetragen haben. Bei eingefleischten Trump-Wählern kommt Don, der sich gerne hemdsärmelig beim Jagen oder Fischen ablichten lässt, gut an. Mit der früheren Fox-News-Kommentatorin Kimberly Guilfoyle hat Don jr. – geschiedener Vater von fünf Kindern – eine Frau an der Seite, die seine politischen Ambitionen unterstützt.
Beim „Republican National Convention“ (RNC), dem Nominierungsparteitag der Republikaner, betrat eine den Amerikanern bislang noch unbekannte Trump die politische Bühne: Dons älteste Tochter Kai. Die Schülerin zeichnete ein sympathisch- menschelndes Bild ihres Großvaters: Er stecke ihr heimlich Süßigkeiten zu und rufe sie mitten am Vormittag in der Schule an, um sich nach ihren Fortschritten beim Golf zu erkundigen.
Ivanka Trump: „Daddy’s Girl“ – Ivanka war immer der unangefochtene Star der Familie. In einem Video zum Vatertag fragte Donald junior vor ein paar Jahren seinen Vater: „Wer ist dein Lieblingskind? Und warum ist es Ivanka?“ Es sollte ein Scherz sein, beschrieb aber lange ziemlich genau die Rangordnung der Geschwister. Die 42-jährige Ivanka war stets das „golden child“, wie das in Amerika heißt. Trump ließ sich sogar schon einmal zu der Bemerkung hinreißen, wenn sie nicht seine Tochter wäre, würde er mit Ivanka ausgehen.
Kaum saß Donald Trump 2017 im Weißen Haus, ernannte er seine älteste Tochter und deren Mann Jared Kushner zu Beratern – ungerührt davon, dass Kritiker ihm Nepotismus vorwarfen. Heute spielt die „First Daughter“ keine Rolle in Trumps Wahlkampf mehr. Schon vor zwei Jahren, als ihr Vater erneut seinen Hut in den Ring warf, kündigte Ivanka an, sie werde sich diesmal nicht für die Kampagne engagieren: „Ich liebe meinen Vater sehr. Dieses Mal entscheide ich mich dafür, meinen kleinen Kindern und unserem Familienleben Priorität einzuräumen“, schrieb Ivanka damals auf Instagram. „Obwohl ich meinen Vater immer lieben und unterstützen werde, werde ich dies in Zukunft außerhalb der politischen Arena tun.“ Beim RNC im August war sie zwar in Milwaukee, hielt aber anders als ihre beiden älteren Brüder keine Rede.
Im „Make America Great Again“-Lager ist Ivanka schon alleine deshalb in Ungnade gefallen, weil sie sich dazu entschloss, mit dem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zu kooperieren, der den Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 aufarbeiten sollte. Die „First Daughter“ gestand bei ihrer Befragung ein, dass das Team um ihren Vater keine Beweise für Wahlbetrug finden konnte.
Eric Trump: Der zweitgeborene Trump-Sohn kümmert sich in erster Linie um die Geschäfte und hält die Trump Organization am Laufen, die in der Vergangenheit immer wieder im Visier der Staatsanwaltschaft war. Nebenher findet Eric aber auch noch Zeit, Fox News Interviews zu geben. Auch beim Nominierungsparteitag hielt der 40-Jährige eine Rede. Politik macht in Erics Ehe aber seine Frau: Lara Trump empfahl sich mit ihren stramm konservativen Nachrichtensendungen im Internet für einen Posten in der republikanischen Partei: Seit dem Frühjahr ist Lara Co-Vorsitzende der „Grand Old Party“. Das Paar hat zwei Kinder.
Glaubt man Michael Wolffs Enthüllungsbuch “Fire and Fury“ hat Donald Trump nicht viel für seine beiden ältesten Söhne übrig: Der Präsident scherze gerne, „dass die beiden wohl hinten im Raum standen, als der liebe Gott Gehirne verteilte“, verriet eine unbekannte Quelle dem Autor.
Tiffany Trump: Aus Donald Trumps zweiter Ehe mit Marla Maples stammt die Tochter Tiffany Trump, die immer eine weitaus weniger prominente Rolle in der Präsidentenfamilie spielte als ihre älteren Geschwister. Ihren Namen hat Tiffany, weil ihr Vater zeitgleich zu ihrer Geburt mit dem gleichnamigen Luxusjuwelier ein Immobiliengeschäft abgeschlossen hatte. Tiffany wuchs nicht in New York auf, sondern lebte mit ihrer Mutter in Kalifornien.
Die 30-Jährige ist seit zwei Jahren mit dem Milliardär Michael Boulos verheiratet. Das Ja-Wort gaben sich die beiden in Trumps Golfclub Mar-a-Lago. Im Wahlkampf verkündete ihr Vater, dass Tiffany ein Baby erwartet.
Anders als 2016 und 2020 hielt Tiffany in diesem Jahr keine Rede beim RNC. 2020 ergoss sich im Internet Spott über die Trump-Tochter – für die Bemerkung der privilegierten Milliardärstochter, sie sei gerade mit ihrem Jurastudium fertig geworden und könne sich „in so viele von Euch hineinversetzen, die vielleicht gerade einen Job suchen“.
Barron Trump: Ein Teenager im Weißen Haus zu sein ist nicht leicht – schon gar nicht, wenn dein Vater der unbeliebteste US-Präsident seit Richard Nixon ist. Barron, das jüngste Trump-Kind und der Augapfel seiner Mutter Melania, war zehn, als sein Vater US-Präsident wurde. Ihm zuliebe soll Melania zu Beginn von Trumps Amtszeit erst einmal in New York geblieben sein: Barron sollte nicht mitten im Schuljahr umziehen. In Mary Jordans Buch über die First Lady heißt es, Melania habe für Barron sogar ihren Ehevertrag nachverhandelt: „Sie wollte einen schriftlichen Nachweis dafür, dass Barron in Bezug auf finanzielle Möglichkeiten und Erbschaft den drei ältesten Kindern von Trump eher gleichgestellt sein würde.“
Inzwischen ist Barron 18, hat im Sommer in Florida seinen Highschool-Abschluss gemacht und studiert seit diesem Semester Wirtschaft an der New York University. Den Nominierungsparteitag in Milwaukee schwänzte der jüngste Trump-Sohn. Groß ist Barron auf jeden Fall geworden – er überragt seinen Vater bereits.