Schweres Seebeben vor Kalifornien

Tsunami-Warnung nach Erdbeben-Stärke 7,0

Häuser schwanken, in Geschäften kippen Regale um: Ein Erdbeben samt Tsunami-Warnung schreckt die Bewohner der US-Westküste auf. Zwar folgt schnell Entwarnung, aber die Region bleibt ein Hochrisikogebiet.

Menschen spazieren während einer Tsunami-Warnung am Ocean Beach in San Francisco entlang. Die Einwohner von San Francisco wurden nach einem gemeldeten Erdbeben in Nordkalifornien über die Möglichkeit eines Tsunamis informiert.

© AP/dpa/Emily Steinberger

Menschen spazieren während einer Tsunami-Warnung am Ocean Beach in San Francisco entlang. Die Einwohner von San Francisco wurden nach einem gemeldeten Erdbeben in Nordkalifornien über die Möglichkeit eines Tsunamis informiert.

Von Markus Brauer/dpa

Ein starkes Seebeben vor der Küste Nordkaliforniens hat die Bewohner des westlichen US-Bundesstaats aufgeschreckt. Doch katastrophale Folgen sind glücklicherweise ausgeblieben.

Das Beben ereignete sich im Pazifik in zehn Kilometern Tiefe im Pazifik, rund 70 Kilometer westlich der Stadt Ferndale. Der Ort liegt unweit der Küste rund 400 Kilometer nördlich von San Francisco. In sozialen Netzwerken beschrieben Augenzeugen Schrecksekunden, in denen ihre Häuser schwankten, Möbel umstürzten und Regale in Geschäften umkippten.

Tsunami-Warnung ausgerufen

Nach Angaben der USGS ereignete sich das Beben um 10.44 Uhr Ortszeit (19.44 Uhr MEZ). Der Erdstoß hatte nach Angaben staatlicher Stellen eine Stärke von 7,0 und löste zunächst eine Tsunami-Warnung für die Küstenregion aus.

Die Menschen in potenziell betroffenen Küstenregion erhielten Warnungen auf ihren Smartphones und wurden aufgefordert, sofort höheres Gelände aufzusuchen. Das Beben war an Land zu spüren gewesen, unter anderem in der Region der Bucht von San Francisco.

Tsunami Warning 1 for areas of OR & N. CA: See https://t.co/npoUHxX900 for alert areas. M7.3 045mi SW Eureka, California 1044PST Dec 5 pic.twitter.com/NFCbU5EaKa — NWS Tsunami Alerts (@NWS_NTWC) December 5, 2024

Fünf Millionen Menschen betroffen

Die vorübergehende Tsunami-Warnung betraf einen großen Teil der Küste nördlich von San Francisco. Eine gute Stunde nach dem Erdstoß wurde der Alarm dann aufgehoben. Von Seiten des Tsunami-Warnzentrums hieß es, die Gefahr von zerstörerischen Riesenwellen bestehe nicht mehr.

Nach Angaben des US-Senders CNN waren rund fünf Millionen Menschen entlang der Küste von der Warnung betroffen. Infolge von Seebeben können Küstenregionen potenziell überschwemmt werden, starke Strömungen entstehen und höhere Wellen auf Land treffen.

An earthquake with a preliminary magnitude of 7.0 occurred off the Northern California coast. A tsunami warning has been issued. https://t.co/zOQWsdabtZ — CNN Breaking News (@cnnbrk) December 5, 2024

Forscher rechnen mit weiteren Nachbeben

Beben dieser Art sind in Kalifornien keine Seltenheit. Laut der US-Erdbebenwarte USGS befand sich das Zentrum des Bebens diesmal in einer Region, wo drei tektonische Platten aufeinandertreffen. Die Forscher rechnen in den kommenden Tagen mit weiteren Nachbeben.

An der US-Westküste treffen mehrere tektonische Platten aufeinander, so dass Beben keine Seltenheit sind:

  • 1906: Beim Erdbeben von San Francisco im Jahr 1906 kamen mehr als 3000 Menschen ums Leben.
  • 1964: Ein tödlicher Tsunami traf im Jahr 1964 die nordkalifornische Stadt Crescent City. Zwölf Menschen starben, als die von einem schweren Beben in Alaska ausgelöste Flutwelle die Stadt überschwemmte. Dutzende Gebäude wurden damals zerstört.
  • 1994: Beim Northridge-Erdbeben 1994 in der Region Los Angeles wurden etwa 60 Menschen getötet und tausende verletzt.

Bewohner schildern Schrecksekunden

„Alles wackelte und Sachen fielen aus den Regalen“, schildert die Verkäuferin Dolly Pawar in der Ortschaft Petrolia dem „San Francisco Chronicle“. Berichte über Verletzte gab es in der Region zunächst nicht. Allerdings fiel in Tausenden Haushalten zeitweise der Strom aus.

Der Anwalt Marc Buller, der in der Hafenstadt Eureka lebt, sagte, er habe schon viele Beben erlebt, aber dieses sei ungewöhnlich gewesen. „Es gab einen intensiven Ruck. Und als der aufhörte, fühlte es sich so an, als würde unser Haus rollen“, sagte er.

So entstehen Erdbeben: Verschiebungen tief im Untergrund

Laut dem GeoForschungsZentrums (GFZ) in Potsdam entstehen Erdbeben durch das plötzliche, ruckartige Verschieben von Gesteinsmassen im Untergrund. Dabei wird Energie in Form seismischer Wellen freigesetzt, die sich vorher durch die großräumige kontinuierliche Verschiebung und gleichzeitigem Verhaken der Erdplatten über lange Zeiträume aufgestaut hat.

Dieser Ladeprozess schreitet solange fort, bis die Festigkeit des Gesteins überschritten wird und das Gestein an irgendeiner Stelle nachgibt, bricht und rutscht. Danach startet der Ladeprozess von neuem und bildet so einen wiederkehrenden Kreislauf von laden und entladen auf sogenannten tektonischen Störungen. Man nennt dies einen seismischen Zyklus. Je nach den geologischen Randbedingungen kann er Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte lang sein.

Rolle der Platten der Erdkruste

Die äußere Erdkruste besteht aus sieben großen und mehreren kleinen Platten. Diese sind nach den Kontinenten und Weltmeeren benannt. Die größten sind die Pazifische und Antarktische Platte, die Nord- und die Südamerikanische Platte, die Afrikanische, die Eurasische und die Australische Platte.

Hinzu kommen einige kleinere Krustenbruchstücke. Die schweren, unter Wasser liegenden heißen Ozeanische Platten, die leichten, oben liegenden nennt man Tektonische oder Kontinentalplatten.

Bewegung von Kontinentalplatten

Die Ursache für die häufigen schweren Beben in Südostasien ist die Bewegung der sogenannten Indischen Platte, eine der Kontinentalplatten, die den indischen Subkontinent trägt.

Diese Platte war einst ein Teil des Superkontinents Gondwanaland. Als dieser zerbrach, lösten sich das heutige Indien, Afrika, Australien, Antarktika und Südamerika voneinander und drifteten in verschiedene Richtungen auseinander.

Vor 50 Millionen Jahren kollidierte die Indische Platte mit der Eurasischen Platte, die Europa und Asien (bis auf Indien und den äußersten östlichen Teil Russlands) sowie Indonesien, die Philippinen, Teile Japans und Islands trägt.

Spannungen entladen sich in Erdstößen

Bei dem Zusammenstoß tauchte die von Süden kommende Platte teilweise unter die nördliche Platte ab. Andernorts haben sich beide Platten so ineinander verschoben und verkeilt, dass sich die Gebirge des Himalayas auffalteten und das Hochland von Tibet entstand.

Und dieser Zusammenstoß setzt sich weiter fort. Noch immer drückt der indische Subkontinent auf die Eurasische Platte, hebt den Himalaya jährlich um einige Millimeter an und lässt die Erde in Asien beben.

Wenn diese Platten driften, kollidieren oder sich aneinander vorbei bewegen, entstehen Spannungen. Wird dabei die sogenannte Scherfestigkeit der Gesteine überschritten, können sich diese Spannungen plötzlich entladen. Die Folge: Es kommt zu heftigen Erschütterungen – Erdbeben.

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Erstellt:
6. Dezember 2024, 09:22 Uhr
Aktualisiert:
6. Dezember 2024, 09:31 Uhr

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