Typische Warnzeichen für Herzschwäche

Beim Gesundheitsvortrag des Krankenpflegevereins informiert Kardiologe Michael Sailer vom Rems-Murr-Klinikum Winnenden über Symptome, Ursachen und Behandlung. Herzinsuffizienzschwester Petra Weller gibt Patienten Tipps zum Umgang mit der Krankheit im Alltag.

Typische Warnzeichen für Herzschwäche

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. „Herzschwäche ist eine Pumpleistungsstörung und eine lebensbedrohliche Erkrankung, denn das Herz versorgt den Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff“, verdeutlicht Michael Sailer, Oberarzt in der Kardiologie des Rems-Murr-Klinikums Winnenden. „Um Patienten ein Leben mit möglichst wenigen Einschränkungen zu ermöglichen, ist es wichtig, die Krankheit frühzeitig zu erkennen“, betont der Kardiologe vor zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern in seinem Gesundheitsvortrag auf Einladung des Krankenpflegevereins im Heinrich-von-Zügel-Saal. Es gibt zwei Arten der Herzschwäche: Bei der diastolischen ist das Herz mit zu wenig Blut gefüllt wegen verdickten Innenwänden, bei der systolischen ist der Herzmuskel zu schwach und kann die notwendige Blutmenge nicht transportieren. Symptome der Erkrankung sind schnelle Erschöpfung und geringe Leistungsfähigkeit, Luftnot bei Belastung, weil der Gasaustausch in der Lunge gestört ist, Wassereinlagerungen mit Schwellungen im Knöchelbereich, Hustenreiz, Schwindel, Konzentrationsschwierigkeiten, häufiger nächtlicher Harndrang, Druck auf der Brust.

Ursachen sind Durchblutungsstörungen wegen verengter Blutgefäße durch Verkalkungen und Cholesterinablagerungen sowie die koronare Herzkrankheit. „Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedrohlicher Notfall: Spürt jemand minutenlang einen schmerzhaften Druck auf der Brust, ist sofort der Notarzt zu rufen über die Notrufnummer 112“, unterstreicht der Oberarzt. Zu Herzschwäche führen auch Herzmuskelentzündungen, ausgelöst durch Viren wie Corona, Bluthochdruck, durch den das Herz sich erschöpft und der Herzmuskel sich verdickt, Herzrhythmusstörungen, Herzvergrößerung und Herzundichtigkeit, weil die Herzklappen nicht mehr schließen.

„Ziel der Behandlung ist die Verbesserung der Herzleistung, Fundament dafür ist die Information des Patienten und dessen Eigeninitiative, denn er kann selbst viel tun“, um Lebensqualität und Lebenserwartung zu verbessern, so Sailer. Darauf ruhen die drei Säulen Medikamente, Medizingeräte sowie Betreuung und Beratung durch Ärzte, Pflegekräfte, Angehörige oder vertraute Personen. Medikamente müssen bei chronischer Herzschwäche ständig eingenommen werden, es gibt vier Gruppen: ACE-Hemmer blockieren die Wirkung des Hormons Angiotensin II, erweitern die Gefäße, entlasten das Herz und senken den Blutdruck. AT1-Antagonisten wirken ähnlich, blockieren die Bindungsstellen des Hormons Angiotensin II an Herz, Blutgefäßen und Nieren und entlasten so das Herz. Betablocker schützen das Herz vor ungünstigen Auswirkungen erhöhter Stresshormone, so schlägt es langsamer und effizienter. Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI) wirken zweifach: Sie blockieren die Bindungsstellen des Hormons Angiotensin II und das Enzym Neprilysin. So bleiben die Blutgefäße weit, Herz und Körper werden besser durchblutet. „Neue, viel bessere und sehr wirksame Medikamente sind SGLT2-Hemmer“, Wirkstoffe zur Behandlung von Diabetes Typ 2, Herzschwäche und chronischer Nierenerkrankung. Sie verbessern die Energiegewinnung im Herzen, reduzieren Flüssigkeitsansammlungen, entlasten das Herz und schützen die Nieren. Diuretika entwässern den Körper, normalisieren das Blutvolumen und entlasten den Herzmuskel. Aldosteron-Antagonisten sind schwache Diuretika, die die Wirkung eines Nebennierenhormons blockieren. So reduzieren sie Flüssigkeitsansammlungen im Körper und schützen das Herz.

Chirurgisch in den Körper eingesetzte Medizingeräte unterstützen die Herzleistung. Die kardiale Resynchronisationstherapie koordiniert und synchronisiert die Aktivität beider Herzkammern. Herzschrittmacher unterstützen bei Herzrhythmusstörungen, Minidefibrillatoren schützen vor plötzlichem Herztod durch Kammerflimmern. Eine mechanische Pumpe kann die Leistung der linken Herzkammer übernehmen und ein Kunstherz die gesamte Herzfunktion.

So wichtig wie die Medikamenteneinnahme ist der alltägliche Umgang mit der Herzschwäche. „Patienten können selbst zu Hause viel tun“, verdeutlicht Herzinsuffizienzschwester Petra Weller, Mitglied im Kardiologieteam um Oberarzt Sailer. Sie betreut die Patienten telefonisch und fragt etwa dreimal pro Woche den Gesundheitszustand ab, um diesen in Rücksprache mit Kardiologen und Hausärzten zu optimieren. Sie empfiehlt einen gesunden Lebensstil ohne Rauchen und Alkohol, Ernährung mit viel frischem Gemüse, Salaten, Obst und Vollkornprodukten, möglichst wenig Fertigprodukten und salzhaltigen Nahrungsmitteln.

„Herzpatienten sollten nicht zu viel trinken und maximal 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag aufnehmen“, wozu auch Suppen und Salate zählen. „Wichtig ist auch tägliche Bewegung wie Spazierengehen, aber kein Leistungssport. Zur Selbstkontrolle sollten Patienten ein Herztagebuch führen, in das sie täglich Blutdruck, Puls und Gewicht eintragen, die sie jeden Morgen messen. So erhalten sie selbst einen Überblick und helfen ihrem Arzt, die Medikamente optimal einzustellen“, betont Petra Weller.

Typische Warnzeichen für Herzschwäche

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Erstellt:
29. Juni 2022, 06:00 Uhr

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