Viele offene Fragen vor Aspachs Auftakt

Der Fußball-Regionalligist SG Sonnenhof muss beim Saisonstart in Pirmasens das erste Mal alle Karten auf den Tisch legen.

Startet mit Aspach heute in Pirmasens in die Regionalliga-Saison: Joel Gerezgiher. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Startet mit Aspach heute in Pirmasens in die Regionalliga-Saison: Joel Gerezgiher. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Personell kann Cheftrainer Hans-Jürgen Boysen beim Saisonauftakt in Pirmasens fast aus dem Vollen schöpfen, steht doch nur der verletzte Mittelfeldmann Georgios Pintidis nicht zur Verfügung. Das ist aber nicht der Grund, weshalb es beim Fußball-Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach vor dem Rundenbeginn durchaus noch offene Fragen in Bezug auf die Anfangsformation gibt. Eine davon betrifft das in den vergangenen Jahren immer gesetzte Innenverteidigerduo Julian Leist/Kai Gehring und ob sie in der Südwestpfalz heute (14 Uhr, Stadion Husterhöhe) von Beginn an randürfen.

Das mit sogenannten Generalproben ist so eine Sache. Manchmal spielen solche Partien kurz vor Saisonbeginn eine wichtige Rolle, wenn es zum Beispiel um die Startelf für die kommende Aufgabe geht. Ab und zu ist der letzte Vergleich vor dem ersten Punktspiel aber fast ein Muster ohne Wert. Das 4:1 der Schwaben beim nordbadischen Verbandsligisten VfR Mannheim erzielte auf jeden Fall ein SG-Team, das mit der Anfangsformation beim FK 03 Pirmasens wenig gemein hat. Nicht nur, weil mit Valdrin Mustafa (zuletzt Hannover 96 II) und Frank Silvain Teku (SV Heilbronn) zwei Gastspieler mitmischten. Die Testpartie hakt Boysen deshalb schnell ab und sagt nur: „Es war ein sehr spannender und lebendiger Spielverlauf, den wir erfolgreich beendet haben.“ Damit hat es sich und der langjährige Zweitliga-Trainer, der als Profi für den KSC und den 1. FC Saarbrücken über 100 Bundesliga-Partien bestritt, wendet sich den wichtigen Dingen zu.

Dazu zählt der Rundenstart der SG heute in der Pfalz. Dabei wartet auf Großaspach ein Gegner, der beim Abbruch der vergangenen Saison auf Rang 16 stand und damit stark abstiegsgefährdet war. Boysen weiß das, warnt aber davor, diesem Fakt große Bedeutung beizumessen. Erstens weil der Fußballlehrer schon seit geraumer Zeit immer wieder betont, dass sein neu zusammengestellter Kader zwar viel Qualität hat, es aber Zeit braucht, bis ein Rädchen ins andere greift. Zweitens weil die drei vorab gespielten Begegnungen unter der Woche gleich zweimal einen überraschenden Ausgang nahmen. Mit dem SSV Ulm (0:0 bei Rot-Weiß Koblenz) und dem TSV Steinbach Haiger (0:1 beim VfR Aalen) strauchelten gleich zwei der großen Titelfavoriten. Selbst der dritte im Bunde, der SV Elversberg, erntete beim knappen 1:0 zu Hause gegen den FC Gießen keine Lobeshymnen. Boysen sagt zu den Erfahrungen der drei Großkopfeten, die wegen ihrer Teilnahme am DFB-Pokal die Spiele vom zweiten September-Wochenende schon vor Rundenbeginn absolvieren mussten: „Aller Anfang ist eben schwer.“

Eine Erkenntnis, die für seine Mannschaft möglichst nicht gelten soll, obwohl auch bei Aspach noch nicht so ganz klar ist, wo es leistungsmäßig steht. Das liegt zum einen an den vielen neuen Spielern, die im Verlauf der Vorbereitung teilweise erst spät dazukamen. Ein anderer Grund dafür ist aber auch, weil eigentlich gesetzte Akteure wie Julian Leist und der gerade frisch Vater gewordene Kai Gehring aus Verletzungs- und aus privaten Gründen die eine oder andere wichtige Trainingseinheit verpassten. Deshalb bildeten im Pokalduell in Freiberg Ken Gipson und Mohamed Diakite die Innenverteidigung. Beide machten ihre Sache trotz des unglücklichen 1:2 gut und vom Trainer gab’s ein Lob: „Sie haben gezeigt, dass sie eine Alternative sind.“ Es wäre also keine riesige Überraschung, wenn dieses Duo heute beim Auftakt die Abwehrzentrale bildet. Unabhängig davon, mit welcher Elf der SG-Coach in Pirmasens letztendlich beginnt, ist das Ziel klar: „Wir wollen mit drei Punkten in die Saison starten.“ Boysen weiß aber, dass es „sicher kein Spaziergang wird“. Das auch, weil sich bei den Pfälzern über den Sommer personell durchaus was getan hat. Ein Zugang kommt mit Iosif Maroudis bekanntlich aus dem Murrtal. Ein 22-jähriger Mittelfeldspieler, der wegen der Coronapandemie nur kurz beim Verbandsliga-Meister TSG Backnang war, in der Zeit aber durchaus überzeugte.

FK 03 Pirmasens

Der FK 03 Pirmasens ist einer der traditionsreichsten Vereine in Rheinland-Pfalz. In den Jahren kurz vor, vor allem aber nach dem Zweiten Weltkrieg zählte der FKP mit zu den besten Teams Süddeutschlands. In der Oberliga Südwest war „die Klub“, wie der Verein von seinen Anhängern immer noch liebevoll genannt wird, ein Dauerrivale des 1. FC Kaiserslautern. Meist, aber nicht immer ging das Duell zugunsten des FCK aus. Zwischen 1957 und 1960 wurde Pirmasens dreimal in Folge Südwestmeister und nahm an der Endrunde zur deutschen Meisterschaft teil.

Trotzdem gehörte Pirmasens bei der Gründung der Bundesliga 1963 nur der zweitklassigen Regionalliga Südwest an. Dort war die Elf meist im Vorderfeld zu finden, scheiterte aber insgesamt viermal in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga. In der Saison 1965/1966 nur wegen des schlechteren Torverhältnisses gegenüber Fortuna Düsseldorf.

Auch nach der Einführung der Zweiten Bundesliga in der Saison 1974/1975, die zunächst in eine Süd- und Nord-Staffel zweigeteilt war, blieb der Verein aus der damaligen deutschen Schuhmetropole zunächst vorne dran. Die vom aus dem schwäbischen Neckarhausen stammenden Bernd Hoss trainierte Mannschaft scheiterte aber gleich in der ersten Saison als Süd-Vizemeister in der Relegation an Nord-Vizemeister Bayer 05 Uerdingen. Es war der letzte große Auftritt der Südwestpfälzer im bundesdeutschen Fußball. Mit der Krise der deutschen Schuhindustrie begann auch der Abwärtstrend beim FKP, der 1978 als Tabellenletzter runtermusste und seitdem fast immer zwischen Regional- und Oberliga pendelt.

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Erstellt:
5. September 2020, 06:00 Uhr

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