Vollgas im Duell mit den alten Kumpels

Für Ulms Stürmer Tobias Rühle ist der Vergleich mit Aspachs Regionalliga-Fußballern ein besonderes Spiel. In all der Sympathie für den schwächelnden Ex-Verein sieht der 30-Jährige allerdings keinen Grund für vornehme Zurückhaltung auf dem Rasen.

Torgefährlich und einsatzfreudig: Tobias Rühle. Mittlerweile in Ulm, einst für Großaspach. Morgen geht es für den ehemaligen SG-Angreifer gegen die alten Kollegen. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Torgefährlich und einsatzfreudig: Tobias Rühle. Mittlerweile in Ulm, einst für Großaspach. Morgen geht es für den ehemaligen SG-Angreifer gegen die alten Kollegen. Fotos: A. Becher

Von Uwe Flegel

„Vollgas geben, eklig sein.“ Tobias Rühle braucht nicht viele Worte, um klarzumachen, was von ihm morgen zu erwarten ist, wenn im Donaustadion um 14 Uhr das Regionalliga-Duell zwischen dem SSV Ulm und der SG Sonnenhof Großaspach angepfiffen wird. Der 30-jährige Angreifer wird alles dafür tun, dass seine Spatzen am Ende als Sieger vom Platz gehen. So wie er einst alles für die Fußballer aus dem Fautenhau gegeben hat und noch heute über diese drei Jahre in der Regional- und Dritten Liga sagt: „Wir hatten eine Bombenmannschaft. Alles hat gepasst, egal ob Trainer, Spieler oder Umfeld. Das war genial.“

Die guten Erinnerungen an die Aufstiegssaison und die zwei Drittliga-Jahre in Aspach ändern aber nichts daran, dass er seinen alten Weggefährten in den 90 Minuten auf dem Platz das Leben so schwer wie möglich machen will. „Klar liegt mir die SG schon am Herzen“, sagt der 1,79 Meter große und willensstarke Stürmer einerseits. Andererseits kämpft Tobias Rühle mit Ulm um den Aufstieg. Nach dem 3:1-Erfolg am Dienstag im nachgeholten Topduell beim FSV Frankfurt ist der ehemalige Bundesligist im Titelrennen richtig dick im Geschäft. Nur drei Punkte fehlen dem Tabellendritten auf Spitzenreiter SC Freiburg II.

Aspachs Vorrundensieg ist eins der seltenen Glanzlichter der bisherigen Saison.

„Wir haben einen guten Lauf und holen gerade die Punkte.“ Seit zehn Spielen sind die Spatzen nicht mehr gerupft worden. Sieben Siege heimste der Sport- und Schwimmverein in der Zeit ein. Eventuell ärgert sich Rühle auch deshalb ein klein wenig mehr, dass „wir gegen die Mannschaften aus dem unteren Tabellenbereich bisher viele Punkten liegen lassen haben“. In der Vorrunde zum Beispiel auch in Großaspach. 3:1 gewann die SG. Es war eines der ganz wenigen Glanzlichter, die die Elf aus dem Fautenhau diese Saison bislang setzte. Als Viertletzter kämpft das Team von Trainer Walter Thomae gegen den Abstieg. Eine Entwicklung, die für viele unerwartet kommt. Auch für den 30-jährigen Angreifer, der in seinen 107 Einsätzen für den Ex-Drittligisten 31 Tore erzielte und 21 Vorlagen zu weiteren Treffern lieferte. „Aspach darf eigentlich nicht da hinten stehen“, sagt er wie viele andere, dass die individuelle Qualität des Kaders eigentlich mehr hergeben müsste. Warum das nicht so ist, will und kann der 30-Jährige nicht beurteilen.

Rücksicht auf die missliche Lage wird er am Samstag ohnehin keine nehmen. „Wir müssen gewinnen, müssen punkten, egal wie“, sagt der Stürmer mit bislang elf Saisontoren und macht klar, dass er zurück will in Liga drei, in der er mit dem VfB Stuttgart II, dem 1. FC Heidenheim, den Stuttgarter Kickers, Preußen Münster, dem KFC Uerdingen und eben der SG Sonnenhof schon war. „Das war Wahnsinn“, erinnert er sich noch an die Stimmung und den Aufstieg in Aspach im Juni 2014. Nun hat er mit Ulm die Chance, ein solch besonderes Erlebnis erneut zu haben. Wenn nicht diese Runde, dann eben „nächstes oder übernächstes Jahr“. Diesmal wäre es sogar was ganz Besonderes, war er für den SSV doch bereits als Jugendlicher am Ball. Mit Thomas Geyer und Johannes Reichert zählten zwei seiner jetzigen Mitspieler schon damals zu den Teamkollegen. Was Wunder, dass Rühle sagt: „Ulm ist schon ein Stück Heimat und nach der Zeit in Uerdingen tat die Rückkehr richtig gut.“

Positiv sind wie schon erwähnt jedoch auch die Erinnerungen an die drei Jahre in Aspach. Entsprechend sieht’s mit Verbindungen aus. „Vor allem freue ich mich aufs Wiedersehen mit Heiko Kachel“, sagt der Angreifer und hat dabei unter anderem die vielen Tennispartien mit dem Teamarzt im Hinterkopf. Wobei: „Gewonnen habe ich nie.“ Der Backnanger Internist ist nicht der einzige Kontakt, der Bestand hat. In den sozialen Medien „haben wir eine Gruppe mit einigen der alten Jungs“ und mit Janni Koukoutrigas wird auch immer mal wieder telefoniert.

Hinzu kamen in seiner Zeit in Münster, Uerdingen und Ulm die Begegnungen auf dem grünen Rasen. Vor allem seine Duelle mit seinem einstigen Mitstreiter im Aufstiegsteam Kai Gehring: „Die waren immer ganz speziell“, sagt Tobias Rühle, schmunzelt und fügt hinzu: „Kai ist eben auch immer sehr emotional dabei.“ So wie er selbst. Morgen fallen die heißen Zweikämpfe allerdings aus, ist der Aspacher Innenverteidiger nach der Ampelkarte in Freiburg doch gesperrt. Für Tobias Rühle ändert das nichts. Denn wenn der Anpfiff ertönt, dann gibt’s für ihn nur eins: „Vollgas geben, eklig sein.“

Die personell geschwächte SG Sonnenhof geht als Außenseiter in den Vergleich, mit einem Geburtstagskind auf jeder Seite

Cheftrainer Walter Thomae sagt vor Aspachs morgiger Auswärtsaufgabe: „Wir wollten die Zeit aufgrund des spielfreien Wochenendes unbedingt nutzen, um einzelne Inhalte nochmals verstärkter zu transportieren und zu besprechen, in welchen Bereichen wir gegebenenfalls noch nachjustieren müssen. Es war eine wirklich intensive Woche, aber die Mannschaft hat das gut angenommen und umgesetzt. Das hat uns dann auch nochmals einen Schritt nach vorne gebracht. Natürlich wissen wir um die derzeitige Verfassung der Ulmer, aber am Ende des Tages müssen wir uns selbst über unsere eigene Leistung definieren. Wenn wir dort etwas Zählbares mit nach Hause nehmen wollen, müssen wir auch dementsprechend abliefern. Gerade das Thema Konsequenz wird dabei ein entscheidender Baustein sein. Konsequenz sowohl im Abschluss als auch im Zweikampf- und Sprintverhalten – dann werden wir sehen, was wir uns am Ende verdient haben.“

Fehlen werden der SG die beiden Torhüter Oliver Schnitzler (Achillessehnenriss) und David Nreca-Bisinger (Länderspielreise mit der U 21 des Kosovo) sowie Kai Gehring (gesperrt), Mohamed Diakite (Muskelfaserriss), Jonas Brändle, Jonas Meiser, Özgür Özdemir (alle Aufbautraining), Can Karatas (Grippe) und Andreas Ivan (Oberschenkelprobleme).

Der Vergleich zwischen den Spatzen und der Mannschaft aus dem Fautenhau ist auch ein Duell zweier Geburtstagskinder. Bei den Hausherren wird Trainer Holger Bachthaler am Samstag 46 Jahre alt und Großaspachs Mittelfeldorganisator Nicolas Jüllich feiert morgen seinen 31. Geburtstag.

Der SSV Ulm überträgt die Partie ab 14 Uhr unter www.spatzentv.de im kostenlosen Livestream. Außerdem gibt es im Internet unter www.bkz.de/sport/sg-sonnenhof einen Liveticker von unserer Zeitung.

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Erstellt:
26. März 2021, 06:00 Uhr

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