Vorgehen zu Sanierungskonzeptpaket in der Kritik
Stadtbauamt stellt Angebot einer Firma vor – Einige Stadträte drängen auf Ausschreibung der Leistungen, für die der Rat dann votiert
Von Christine Schick
MURRHARDT. Die Murrhardter Stadtverwaltung möchte vorbereitet sein, wenn nun zur Unterstützung der Wirtschaft unter anderem auch Konjunkturpakete für die energetische Sanierung von Gebäuden Thema werden sollten. Bürgermeister Armin Mößner geht davon aus, dass der Bund sich demnächst in der Sache Gedanken machen wird.
Insofern erschien dem Stadtbauamt das Angebot der Firma Energex von Vorteil zu sein, das Stadtbauamtsleiter Harun Icli im Gemeinderat vorstellte. Das Paket umfasst die energetische Bestandsaufnahme sowie Sanierungskonzeption für fünf städtische Gebäude. „Wenn die Planungen jetzt laufen und die Konjunkturpakete beschlossen werden sollten, haben wir die Möglichkeit, schnell loszulegen“, sagte Harun Icli. Nötig seien eine entsprechende Analyse des Zustands, Kennzahlen und ein Sanierungskonzept. Dazu habe die Firma Energex ein gutes Angebot vorgelegt. Die energetische Sanierungskonzeption für fünf städtische Gebäude ist mit rund 91000 Euro veranschlagt, die Förderung mit 80 Prozent dieser Summe. Auf der Liste der Gebäude, die eine Überholung gut gebrauchen könnten, steht die Hörschbachschule. Kritische Punkte dort sind das Dach und die Lichtkuppeln, die Undichtigkeiten aufwiesen, erläuterte der Bauamtsleiter. Bei der Gemeindehalle in Kirchenkirnberg ist es vor allem der Energieverbrauch, bei dem man eine Verbesserung, sprich Senkung, erreichen möchte. Das Gebäude selbst sei in noch gutem Zustand. In Fornsbach ist es wiederum das Dach der Gemeindehalle, das angeschlagen ist. Die zwei weiteren Kandidaten: Der Kindergarten Schäferstraße stammt aus dem Jahr 1960, das Murrhardter Rathaus hat als historisches Schmuckstück einen hohen Energieverbrauch, bei dem Harun Icli sich mit einer Sanierung Verbesserungen verspricht. Dort ließe sich beispielsweise an den Fenstern ansetzen.
Neben der Konzeption für die fünf Gebäude gehört ein Zusatzangebot zum Paket der Firma: Sobald die Stadtverwaltung eines der Projekte dann auch realisiert, unterstützt Energex dies mit einer Beteiligung. Unter dem Strich handelt es sich um die Summe des städtischen Eigenanteils für die Kosten der Studie (rund 18200 Euro), somit wäre das Gesamtpaket für die Stadt kostenneutral, so Harun Icli.
Aus dem Gemeinderat kamen allerdings kritische Stimmen und Nachfragen zum Vorschlag. Gerd Linke (MDAL/Die Grünen) erinnerte daran, dass man in den Jahren 2009/2010, in denen in ähnlicher Weise Gebäudesanierungen mit Unterstützung von Konjunkturpaketen möglich gewesen seien, mit den örtlichen Energieberatern Rolf Canters und Stephan Sittart zusammengearbeitet habe. Nach seiner Einschätzung seien die Kosten damals auch deutlich geringer gewesen, über den Daumen lagen sie um etwa ein Drittel unter denen des aktuellen Vorschlags, so Linke. Er habe das Gefühl, dass man sich hier eher an der Maximalforderung und nicht am Aufwand orientiere. Er hakte nach, ob sich das Stadtbauamt bei den Fachleuten vor Ort nicht ebenfalls erkundigt habe.
Harun Icli erläuterte, dass die Firma entsprechende Referenzen nachweisen könne. In Urbach beispielsweise habe sie für die energetische Sanierung dreier Gebäude verantwortlich gezeichnet und die Auftraggeber seien sehr zufrieden gewesen. Die Kosten habe man mit einer flankierenden Hochrechnung nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) kontrolliert. Energex sei auf dem Gebiet bereits rund 15 Jahre tätig. Harun Icli betonte, dass man das Angebot vor allem deshalb vorgeschlagen habe, da man vorbereitet sein wolle, das Paket alle fünf Objekte berücksichtige, die komplette Abwicklung inklusive Baubegleitung beinhalte und unter dem Strich für die Stadt kostenneutral sei. Einen anderen Anbieter habe man nicht angefragt.
„Mit Sittart und Canters haben wir bei den zurückliegenden Projekten ebenfalls gute Erfahrung gemacht“, sagte Gerd Linke. „Für mich ist es befremdlich, dass die Stadt sie nicht genauso angefragt hat.“ Klaus-Peter Dörrscheidt (UL) schloss sich dieser Einschätzung an. „Wir sehen das ähnlich, hätten es gut gefunden, jemand vor Ort berücksichtigen zu können“, sagte er und erkundigte sich, wie man denn auf die Firma gekommen sei.
Harun Icli erklärte, dass sich das Unternehmen schriftlich beworben habe, danach hätte man auch telefonisch Kontakt gehabt. „Wir wollten der Firma eine Chance geben.“ Aus Sicht der Stadt seien zentrale Punkte die Kostenneutralität gewesen sowie die Aussicht, Sanierungskonzepte zeitnah zur Verfügung zu haben, um schnell reagieren zu können.
„Diese Initiative ist sicher gut gemeint gewesen“, sagte Rolf Kirschbaum (CDU-FWV). Gleichsam machte er klar, dass Gerd Linke sich für die inhaltliche Sache – die energetische Sanierung der Gebäude – ja durchaus stark machen würde. Insofern schlug er vor, einfach beim Vorgehen noch nachzubessern, die Entscheidung zu vertagen und weitere, eben auch Anbieter vor Ort anzufragen. „Ich möchte das beantragen“, sagte er. Bürgermeister Mößner griff den Vorschlag auf. Es seien ja noch keine Zuschüsse vergeben, insofern könnte man das Paket auch sicher ausschreiben. Der Gemeinderat stimmte unisono für das vorgeschlagene Vorgehen. Somit wird die Sanierungskonzeption für die fünf städtischen Gebäude nun beschränkt ausgeschrieben.