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Warum gibt es eigentlich die Zeitumstellung?

Warum müssen wir eigentlich zweimal im Jahr die Uhren umstellen? Die Zeitumstellung hat eine lange Geschichte – und Folgen, die wir im Alltag spüren. Was steckt dahinter?

Warum gibt es die Zeitumstellung im Frühjahr und Herbst?

© Berit Kessler/ Shutterstock

Warum gibt es die Zeitumstellung im Frühjahr und Herbst?

Von Katrin Jokic

Zweimal im Jahr stellt sich die Frage: Vor oder zurück? Die Zeitumstellung sorgt seit Jahrzehnten dafür, dass wir im Frühjahr eine Stunde Schlaf verlieren und im Herbst dafür wieder eine Stunde gewinnen. Doch warum wurde die Zeitumstellung überhaupt eingeführt, und welche Gründe sprechen heute noch für oder gegen diese Praxis?

Warum gibt es die Zeitumstellung?

Die Zeitumstellung wurde ursprünglich eingeführt, um Energie zu sparen. Die Idee dahinter ist, das Tageslicht besser auszunutzen, indem man die Uhren im Frühling vorstellt und im Herbst zurückstellt. Dadurch sollen die Menschen in den Abendstunden mehr Tageslicht haben und weniger künstliches Licht benötigen, was den Energieverbrauch senken sollte.

Die erste Einführung der Zeitumstellung in Deutschland war schon 1916 während des Ersten Weltkriegs, um Kohle und Energie zu sparen. Diese Maßnahme wurde jedoch nach dem Krieg wieder abgeschafft. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Zeitumstellung erneut eingeführt, aber auch diese wurde nach Kriegsende wieder beendet.

Die Zeitumstellung in ihrer heutigen Form wurde in Deutschland erstmals 1980 eingeführt, um den Energieverbrauch während der Ölkrise zu reduzieren. Allerdings ist die tatsächliche Energieeinsparung durch die Zeitumstellung umstritten, und viele Länder haben die Zeitumstellung bereits abgeschafft oder diskutieren ihre Abschaffung. In der Europäischen Union gibt es Bestrebungen, die Zeitumstellung generell zu beenden, aber ein endgültiger Beschluss steht noch aus.

Erste Ideen zur Zeitumstellung bereits vor über 200 Jahren

Die Idee der Zeitumstellung geht auf mehrere Quellen zurück, aber eine der frühesten und bekanntesten Vorschläge stammt von Benjamin Franklin im Jahr 1784. In einem humorvollen Essay mit dem Titel „An Economical Project for Diminishing the Cost of Light“, der in einer Pariser Zeitung veröffentlicht wurde, schlug Franklin vor, das Tageslicht besser zu nutzen, um Kerzen zu sparen. Seine Idee war jedoch eher als satirischer Kommentar zu verstehen und wurde nicht als ernsthafte Maßnahme umgesetzt.

Der erste ernsthafte Vorschlag für eine Zeitumstellung kam 1895 von George Vernon Hudson, einem neuseeländischen Insektenforscher und Astronomen. Hudson schlug eine zweistündige Zeitverschiebung vor, um im Sommer mehr Tageslicht zu nutzen, da er nach Feierabend mehr Zeit für seine Insektenforschung im Freien haben wollte.

Ein weiterer wichtiger Befürworter war der britische Bauunternehmer William Willett. 1907 veröffentlichte er das Pamphlet „The Waste of Daylight“, in dem er vorschlug, die Uhren im April in vier Schritten um 80 Minuten vor- und im September auf die gleiche Weise zurückzustellen. Willetts Vorschlag hatte zum Ziel, Menschen dazu zu bringen, mehr Tageslicht zu genießen und Energiekosten zu senken.

Welche Zeit würde gelten, wenn die Zeitumstellung abgeschafft werden würde?

Wenn die Zeitumstellung abgeschafft wird, stellt sich die Frage, ob dauerhaft die Sommerzeit (MESZ) oder die Normalzeit (MEZ), auch bekannt als Winterzeit, gelten soll.

Die Normalzeit (MEZ), die Zeit, in der wir uns im Winter befinden, entspricht der natürlichen Zeitzone, in der der Stand der Sonne zur Ortszeit passt. Sie gilt als "Standardzeit" und würde ohne Zeitumstellung das ganze Jahr über gelten. Die Winterzeit ist besser mit dem natürlichen Tagesrhythmus abgestimmt und würde für die meisten Menschen bedeuten, dass es im Winter wie gewohnt früher hell und früher dunkel wird. Im Sommer würde es jedoch auch (noch) früher hell und früher dunkel werden. Im Juni hätte man in Stuttgart dann beispielsweise nicht, wie derzeit, von ca. 5.30 Uhr bis 21.30 Uhr Tageslicht, sondern von 4.30 Uhr bis 20.30 Uhr.

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Die Sommerzeit (MESZ), die während der Sommermonate gilt, würde zu längeren Abenden mit Tageslicht führen, jedoch auch dazu, dass es im Winter morgens später hell wird. Ein dauerhafter Verbleib in der Sommerzeit könnte bedeuten, dass es in Stuttgart im Dezember erst gegen 9 Uhr hell wird. Dafür gäbe es Tageslicht bis etwa 17.30 Uhr anstatt nur bis 16.30 Uhr.

Es gibt in Europa und Deutschland keine einheitliche Entscheidung, welche Zeit letztlich gewählt würde. Viele Experten und wissenschaftliche Studien plädieren jedoch für die Normalzeit (MEZ), weil sie besser zum menschlichen Biorhythmus passt und gesundheitliche Vorteile bietet.

Wie kann man sich gut merken, ob die Uhr vor- oder zurückgestellt wird?

Eine einfache Eselsbrücke, um sich zu merken, ob die Uhr vor- oder zurückgestellt wird, ist der Satz: "Im Frühling stellt man die Gartenmöbel vor die Tür, im Herbst stellt man sie zurück in den Schuppen."

Diese bildliche Vorstellung hilft, die Richtung der Zeitumstellung zu verinnerlichen:

  • Im Frühling (März): Die Uhr wird eine Stunde vorgestellt (wie die Gartenmöbel).
  • Im Herbst (Oktober): Die Uhr wird eine Stunde zurückgestellt (wie die Gartenmöbel in den Schuppen).

Diese Eselsbrücke macht es leichter, sich jedes Jahr an die Zeitumstellung zu erinnern.

Welche Auswirkungen hat die Zeitumstellung auf den Biorhythmus?

Die Zeitumstellung kann den Biorhythmus des Menschen auf verschiedene Weise beeinflussen, da sie den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stört, der auf Licht und Dunkelheit basiert. Die wichtigsten Auswirkungen sind:

1. Schlafstörungen: Insbesondere nach der Umstellung auf die Sommerzeit (im Frühling), bei der die Uhr eine Stunde vorgestellt wird, haben viele Menschen Schwierigkeiten, sich anzupassen. Eine Stunde Schlafverlust kann dazu führen, dass sie sich morgens müder fühlen und länger brauchen, um in den normalen Rhythmus zu kommen.

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2. Konzentrationsprobleme und Müdigkeit: Der Körper benötigt einige Tage bis zu einer Woche, um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen. In dieser Anpassungszeit können die Aufmerksamkeit und Konzentration leiden, was die Produktivität beeinträchtigt.

3. Verstärkte Unfallgefahr: Untersuchungen zeigen, dass in der Woche nach der Zeitumstellung im Frühjahr mehr Unfälle im Straßenverkehr gibt. Ob dies jedoch tatsächlich wegen Müdigkeit passiert, oder weil durch die Jahreszeit wieder mehr Wanderer, Rad- und Motorradfahrer unterwegs sind, ist jedoch nicht geklärt. Es zeigt sich jedoch, dass die Zahl der Wildtierunfälle deutlich ansteigt. Der Grund: Rehe & Co sind in der Dämmerung unterwegs und durch die Zeitumstellung fallen Berufsverkehr und Dämmerung länger zusammen.

4. Beeinflussung der inneren Uhr: Der menschliche Körper folgt einem zirkadianen Rhythmus, der durch das Tageslicht gesteuert wird. Die Zeitumstellung bringt diesen Rhythmus kurzfristig durcheinander, was bei empfindlichen Menschen zu Schlafstörungen oder allgemeinem Unwohlsein führen kann.

5. Gesundheitliche Auswirkungen: Einige Studien deuten darauf hin, dass die Umstellung auf die Sommerzeit mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte am Tag danach verbunden sein könnte. Der Zusammenhang könnte durch den gestörten und reduzierten Schlaf erklärt werden.

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Erstellt:
16. Oktober 2024, 09:17 Uhr

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