Angriff in der Ukraine

Was ist eine Interkontinentalrakete?

Laut Berichten hat Russland erstmals Interkontinentalraketen auf die Ukraine abgefeuert. Was sind das für Waffen?

Eine russische Interkontinentalrakete startet vom Startplatz Plesetsk.

© dpa/Uncredited

Eine russische Interkontinentalrakete startet vom Startplatz Plesetsk.

Von Michael Bosch

Es sind verschwomme Bilder eines Angriffs auf das Gebiet Dnipropetrowsk, wie es sie schon seit Wochen gibt. Das Besondere: Erstmals soll Russland beim Angriff auf die Ukraine einen Interkontinentalrakete eingesetzt haben. Das meldete die ukrainische Flugabwehr. Sie sei aus dem Gebiet Astrachan am Kaspischen Meer abgefeuert worden. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Was aber sind das für Waffensysteme?

Die Definition lautet wie folgt: Interkontinentalraketen sind ballistische Flugkörperraketen, die entweder von landgestützten und von fest installierten oder mobilen Startanlagen aus zu starten sind, und die einen Gefechtskopf in ein Ziel in interkontinentaler Entfernung transportieren können“.

In einem Dossier des Bundestags heißt es, dass diese Waffensysteme „aus einer meist mehrstufigen Trägerrakete, einem integrierten Lenksystem und einem oder mehreren auf der Rakete montierten Gefechtsköpfen“, bestehe. Laut den SALT-II-Verträgen haben diese Raketen mindestens eine Reichweite von 5000 Kilometern, meist aber 10.000 Kilometer oder noch mehr.

Interkontinentalraketen und ihre Funktionsweise

Wie aber funktionieren die Waffen genau? Die Raketen werden extrem beschleunigt, ist die Endgeschwindigkeit erreicht, wir die Trägerrakete abgetrennt und fällt zu Boden. Der restliche Teil (Gefechtskopf) wird aus der Erdatmosphäre hinaus geschossen und fliegt dann auf einer parabelförmigen Bahn weiter – ohne Antrieb. „Aufgrund der Hohen Fluggeschwindigkeit werden in dieser Freiflugphase Distanzen von 10.000 Kilometern und mehr in 20-30 Minuten Flugzeit zurückgelegt“, heißt es in dem Dossier.

Die Reichweite solcher Raketen hängt maßgeblich von der Endgeschwindigkeit ab, die sie erreichen. Um diese zu erhöhen gibt es Raketen, die mehrere Antriebsstufen besitzen. Interkontinentalrakten können häufig auch Atomsprengköpfe tragen. Im Fall der wohl auf die Ukraine abgeschossenen Rakete, war das nicht der Fall.

Interkontinentalrakete: Welche Rakete hat Russland eingesetzt?

Das ist unklar. Die Zeitung Ukrajinska Prawda berichtet unter Verweis auf Militärkreise, bei der Interkontinentalrakete habe es sich um eine RS-26 gehandelt. Die bodengestützten Raketen mit einer Reichweite von bis zu 6000 Kilometern wurden ursprünglich dafür konzipiert, Atomsprengköpfe zu tragen.

Experten mutmaßten, der Einsatz des Waffensystems durch die russischen Streitkräfte sei eine Reaktion darauf, dass die Ukraine kürzlich die Erlaubnis der USA und anderen Ländern erhalten habe, weiter entfernte Ziele in Russland mit westlichen Waffen wie ATACMS oder Storm Shadow anzugreifen.

Interkontinentalrakete RS-26 Rubesch, ATACMS, Storm Shadow

Wie das geostrategische Fachportal Axios schreibt, dürfen ATACMS-Raketen (USA) und Storm-Shadow-Marschflugkörper (Großbritannien) jedoch nicht überall nach Russland geschossen werden, sondern nur auf das Gebiet Kursk, von dem die Ukraine einen Streifen besetzt hat. Nordkoreanische Soldaten und Waffen sollen dort neuerdings im Einsatz sein. Eine Lieferung der deutschen Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine lehnt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) weiterhin ab.

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Erstellt:
21. November 2024, 15:30 Uhr
Aktualisiert:
21. November 2024, 20:27 Uhr

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