Extrem hohe Waldbrandgefahr

Wo brennt es derzeit in Südeuropa?

Vor allem in Griechenland bleibt die Waldbrandgefahr aktuell sehr hoch. Binnen weniger Tage sind mehr als 50 größere Brände ausgebrochen. Auch in anderen Ländern Europas brennt es. Und was tun die einzeln Länder gegen die Waldbrandgefahr? Eine Übersicht.

Freiwillige Helfer und Kräfte der Feuerwehr bekämpfen in Nordmazedonien mehrere Waldbrände.

© NÖLFK/dpa

Freiwillige Helfer und Kräfte der Feuerwehr bekämpfen in Nordmazedonien mehrere Waldbrände.

Von Markus Brauer/dpa

In der Europäischen Union sind im Jahr 2023 über eine halbe Million Hektar Wald durch Brände zerstört worden. Die verbrannte Fläche entspricht dabei zweimal der Größe Luxemburgs, wie die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission (JRC) in einem Bericht mitgeteilt hat.

Damit zähle das vergangene Jahr mit Blick auf die Größe der verbrannten Fläche zu den schlimmsten Jahren mit Waldbränden in der EU. An erster Stelle steht demnach 2017 mit fast einer Million verbrannten Hektar, gefolgt von 2022 mit gut 800 000 verbrannten Hektar sowie 2007 mit knapp 600 000 verbrannten Hektar.

In diesem Jahr hat die Waldbrandsaison in einigen Ländern früher begonnen als sonst. Vor allem Griechenland ist betroffen. Ein Überblick über die Waldbrand-Lage in Europa:

Griechenland

In Griechenland brachen in den vergangenen Tagen durchschnittlich alle drei Minuten neue Feuer aus, die aber meist schnell gelöscht wurden. Der für Zivilschutz zuständige Minister Vassilis Kikilias warnte im griechischen Rundfunk: „Selbst ein Funke kann Vernichtung und Zerstörung anrichten.“

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Kos, Chios: Derzeit kämpfen Hunderte Feuerwehrleute gegen mehrere große Wald- und Buschbrände. Unter anderem brennt es auf den Inseln Kos und Chios. In den vergangenen 24 Stunden sollen laut Feuerwehr im ganzen Land rund 50 Brände ausgebrochen sein. Fast alle seien jedoch schnell unter Kontrolle gebracht worden.
  • Kreta: Auch in der Nähe der kretischen Stadt Heraklion brannte es, allerdings wurden keine Einwohner oder Touristen gefährdet. Im Einsatz ist die Feuerwehr außerdem in der Gegend Katofygi bei Heraklion. Es sei keine bewohnte Gegend in Gefahr, teilten die Behörden mit. Laut Zivilschutz herrscht derzeit unter anderem im Osten Kretas, im Norden der Halbinsel Peloponnes und in Mittelgriechenland sehr hohe Waldbrandgefahr.
  • Serifos: Wegen außer Kontrolle geratener Waldbrände haben die Behörden auf der Insel Serifos mehrere Dörfer evakuieren lassen. Insgesamt brennt es auf der Insel an etwa 50 Stellen, angefacht werden die Feuer von starken Winden. 

Nordmazedonien

  • Nordmazedonien kämpft seit Tagen mit internationaler Hilfe gegen Wald- und Buschbrände. Bei Trockenheit, Wind und extremer Hitze um die 40 Grad im Schatten entstehen sie auch im Bergland immer wieder. Am Mittwoch (17. Juli) habe sich Rumänien mit zwei Flugzeugen den Helfern angeschlossen, darunter einem, das fünf Tonnen schwere Wasserbomben abgeworfen habe, sagte der Chef des Katastrophenschutzes Nordmazedoniens, Stojance Angelov.  
  • Bogorodica: Zudem habe man aus Sicherheitsgründen den Autobahn-Grenzübergang nach Griechenland bei Bogorodica geschlossen, weil auf der griechischen Seite bei Evzoni ein Buschbrand wüte, heißt es.
  • Radovis, Gevgelia: Derzeit konzentrieren sich die Einsätze auf die Region um den im Südosten gelegenen Ort Radovis und bei Gevgelija nahe der griechischen Grenze, sagte Angelov weiter. Im griechischen Evzoni seien zwölf Löschfahrzeuge und ein Hubschrauber im Einsatz, berichtet die örtliche Feuerwehr. 

Türkei

  • Muğla: Im Südwesten der Türkei, in der Provinz Muğla versuchen Feuerwehrleute, großflächige Waldbrände einzudämmen. Auf Bildern der Forstverwaltung sind Rauchschwaden über dem Bezirk Milas zu sehen.
  • Izmir: Zumindest in der Provinz Izmir sei ein Waldbrand, offiziellen Angaben zufolge, weitgehend gelöscht worden.
  • Diyarbakir/Mardin: Vergangene Woche waren in einem verheerenden Waldbrand in den größtenteils kurdisch bewohnten Regionen Diyarbakir und Mardin im Südosten der Türkei, zwölf Menschen ums Leben gekommen.

 

 

 

 

Wie sich Südeuropa gegen Waldbrände wappnet

Groß ist die Sorge in den Urlaubsregionen Südeuropas, dass der Sommer so wird wie der vergangene: mit Wald- und Buschbränden, die nur schwer unter Kontrolle zu bringen sind. Einsatzkräfte in Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland und der Türkei sowie auf Zypern bereiten sich auf neue Brände vor. Ob nun absichtlich oder fahrlässig – mehr als 90 Prozent der Brände gehen auf menschliches Verschulden zurück, sagen Experten. Was wird präventiv getan? Ein Überblick:

Säuberung der Wälder in Spanien und Portugal

  • Waldbrandgefahr: Nach mehreren Dürrejahren hat es in Spanien und Portugal zuletzt wieder mehr geregnet. Ob die hohe Waldbrandgefahr dadurch sinkt, ist aber noch unklar. Denn bodennahe Vegetation wächst dank des Regens schneller und kann später in den trockenen Sommermonaten als eine Art Brandbeschleuniger wirken. Den Winter über waren Waldarbeiter damit beschäftigt, totes Gehölz aus den Wäldern zu holen. Generelle Zugangsverbote zu Wäldern gibt es in beiden Ländern nicht.
  • Feuerwehrleute: Spanien verfügt über etwa 42 000 Feuerwehrleute und im Notfall über Zehntausende weitere Helfer. Die Brandbekämpfung ist Sache der Regionen. Das Umweltministerium in Madrid hält zudem zehn Brigaden zu je 60 Spezialisten bereit, die jederzeit mit Hubschraubern an Brennpunkte im ganzen Land verlegt werden können. Hinzu kommt die militärische Nothilfeeinheit UME mit 4000 Berufssoldaten.
  • Löschflugzeuge: Spanien verfügt über 31 Flugzeuge und 31 Hubschrauber zur Brandbekämpfung und eine moderne Flotte geländegängiger Feuerwehrautos. Oft helfen auch Bauern, die mit schwerem Gerät Schneisen als Brandbarrieren in die Vegetation schlagen. In Portugal stehen mehr 30 000 Berufsfeuerwehrleute und Helfer bereit.

Prävention in Frankreich

  • Präventionskampagne: In Frankreich ist erneut eine landesweite Kampagne angelaufen, um Brände zu verhindern. Mit dem Klimawandel habe die Gefahr von Bränden in der Natur zugenommen und betreffe inzwischen praktisch die gesamte Landesfläche, teilte das Innenministerium mit. 2023 gab es eineinhalbmal so viele Waldbrände wie im langjährigen Mittel. Der erste größere Vegetationsbrand dieses Jahres tobte bereits.
  • Wald-Wetterbericht: Die Kampagne setzt auf Prävention: Ein spezieller Wald-Wetterbericht warnt vor den Gefahren von Bränden, außerdem sind Forstbeamte verstärkt zur Überwachung in den Wäldern unterwegs. Drohnen sind im Einsatz, um Brände schneller zu entdecken. Für das Anpassen der Wälder an den Klimawandel gibt es Finanzhilfen, etwa für das Anpflanzen bestimmter Baumsorten. Binnen zehn Jahren soll eine Milliarde neuer Bäume angepflanzt werden, um die Wälder zu stärken.
  • Feuerwehr und Zivilschutz: Ausgebaut wurden auch die Mittel des Zivilschutzes und der Feuerwehr. Die Zahl der Löschflugzeuge und Hubschrauber stieg im vergangenen Jahr von 38 auf 47 und die Zahl der Feuerwehrkolonnen wurde von 44 auf 51 erhöht, das sind immerhin 500 Feuerwehrleute zusätzlich. Der Anspruch ist, in gefährdeten Regionen binnen zehn Minuten nach der Meldung eines Feuers mit dem Löscheinsatz zu beginnen.

Kampagnen in Italien

  • Waldbrandgefahr: Der italienische Zivilschutz und die Feuerwehr starten jährlich vor dem Sommer Kampagnen, um die Bevölkerung für die Waldbrandgefahr zu sensibilisieren.
  • Aufrüstung: In diesem Jahr haben die Behörden nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre aufgerüstet: Neue Löschflugzeuge und -hubschrauber sowie weiteres schweres Gerät wurden angeschafft. Außerdem setzen die Einsatzkräfte vermehrt Drohnen ein, um die gefährdeten Gebiete im Blick zu behalten. In einigen Gegenden wurde zudem das Hydranten-Netz zur Wasserversorgung ausgebaut.
  • Waldpflege: Zur Prävention werden zudem jedes Jahr die Maßnahmen zur Waldpflege angepasst. Wo möglich, werden Niederwälder in Hochwälder umgewandelt und feuerfeste Bäume gepflanzt. Vor der Saison wird auch Unterholz, also etwa Sträucher, ausgedünnt und beseitigt. Der Waldbrandschutz obliegt in Italien jedoch den Regionen, daher gibt es in dem Mittelmeerland einen Flickenteppich von Regeln.

Ausbau der Brand-Infrastruktur in Griechenland und Zypern

  • Katastrophenschutz: Athen hat im April angekündigt, 2,1 Milliarden Euro in den Katastrophenschutz zu investieren. Griechenland verfügt über 90 Löschflugzeuge und -hubschrauber, weitere fünf sollen bis 2025 angeschafft werden, ebenso wie Hunderte neue Fahrzeuge für die Feuerwehr. Auch in die Infrastruktur des Katastrophenschutzes, die technische Ausstattung und neue Technologien soll Geld fließen, etwa in Drohnen, die Brandherde in unzugänglichen Gebieten frühzeitig ausfindig machen könnten.
  • Feuerwehrleute: Bislang gibt es in Griechenland rund 14 100 Feuerwehrleute. Hinzu kommen 2500 Kräfte, die nur im Sommer im Einsatz sind. Zusammen mit rund 4100 Freiwilligen sind es mehr als 21 000 Brandbekämpfer. Auch Privatleute bereiten sich vor. Wenn die Feuerwehr vor lauter Bränden nicht mehr hinterherkommt, sind sie es, die ihre Häuser und Dörfer in Eigenregie vor den Flammen retten.
  • Strafen: Die Strafen für Brandstiftung hat die Regierung drastisch erhöht. Neben Geldbußen im fünfstelligen Bereich können nun selbst bei fahrlässiger Brandstiftung Haftstrafen von bis zu zehn Jahren verhängt werden. Außerdem trat im Juni ein Gesetz in Kraft, das Grundstücksbesitzer in bestimmten Fällen dazu verpflichtet, ihre Grundstücke von Unterholz und Gebüsch zu reinigen.
  • Zypern: Nach dem ersten großen Waldbrand auf Zypern hat auch der zyprische Präsident Nikos Christodoulidis den Kauf von Löschflugzeugen angekündigt. Bei dem Feuer auf dem höchsten Berg der Insel mussten Löschflugzeuge aus Griechenland und Jordanien zu Hilfe kommen.

Wälder in der Türkei tabu

  • Sperrungen: Die meisten Wälder in der Türkei sind im Sommer tabu. So sperrten die Behörden in zahlreichen Provinzen schon Anfang Juni den Zugang zum Wald. Denn oft werden die Brände von Menschen verursacht, etwa durch weggeworfene Zigarettenstummel oder Grillen. In der durch Dürreperioden ausgetrockneten Vegetation können sich Waldbrände dann schneller ausbreiten.
  • Technik: Nach scharfer Kritik in der Vergangenheit hat die Türkei auch in der Vorsorge aufgerüstet: So sind 26 Flugzeuge, 14 Drohnen und 105 Helikopter in Dauerbereitschaft.

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Erstellt:
3. Juli 2024, 11:00 Uhr
Aktualisiert:
19. Juli 2024, 07:58 Uhr

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