Gebote bis zu 290.000 Euro

Zweijähriger Künstler als „Jahrhunderttalent“ bezeichnet

Laurent Schwarz aus Bayern hat geschafft, wovon andere Kreative nur träumen: Seine Bilder sind weltweit gefragt, die Gebote sechsstellig – dabei trägt er selbst noch Windeln. Wie er das geschafft hat – und was seine Mutter zum Trubel um ihr Kind sagt.

Laurent Schwarz blickt auf zwei seiner Werke.

© privat

Laurent Schwarz blickt auf zwei seiner Werke.

Von Isabelle Vees

Eigentlich macht er, was andere Kinder in dem Alter auch machen: Er spielt gerne mit seinem Bagger, hüpft an heißen Tagen in den Pool und liebt Dinosaurier. Besonders aber liebt der zweijährige Laurent Schwarz aus Neubeuern in Bayern das Malen. Mit jeder Menge bunter Acrylfarbe, Pinsel, Spachtel und Farbgitter tobt er sich an den weißen Leinwänden aus.

Der Unterschied zu anderen Kindern: Nicht alle seine Bilder bleiben in den vier Wänden seiner Familie hängen. Einige finden ein neues Zuhause – und zwar bei namenhaften Kunstliebhabern auf der ganzen Welt. Die zahlen für seine Werke gut und gerne fünfstellige Beträge. Aber wie hat es der kleine Laurent geschafft, die Kunstwelt zu begeistern? Was unterscheidet seine Bilder von anderen Kinderbildern? Und wie fühlt es für seine Mutter, Lisa Schwarz an, dass ihr Kind als „Jahrhunderttalent“ bezeichnet wird?

Die Reise begann in Südtirol

Die Geburtsstätte der jungen Künstlerkarriere von Laurent Schwarz ist ein Familienhotel in Südtirol, das die Familie im November 2023 besuchte. Genauer gesagt, das hoteleigene Malzimmer. „Es war wie Liebe auf den ersten Blick“, erzählt die 32-jährige Lisa Schwarz. Einmal auf den Geschmack gekommen, war ihr Sohn von Pinsel und Farbe nicht mehr zu trennen. Nach dem Urlaub warteten sie und ihr Mann Philipp erst einmal ab. „Bei Kindern ist das ja oft so. Die sind dann mal schnell euphorisch und dann flacht das ab.“

 

 

Doch dem war nicht so. Als nach einiger Zeit der Wunsch „Malen, malen!“ noch genauso groß war, beschlossen die Eltern, ein kleines Malzimmer für Laurent einzurichten. Begonnen mit ein, zwei Leinwänden und ein paar Tuben Farbe, entstehen hier seither abstrakte Werke, die tausendfach angefragt werden. Für 10.000 bis 15.000 Euro werden sie verpackt und fliegen zu Kunstinteressierten rund um den Globus. Morgens könne er es oft nicht erwarten zu malen, erzählt seine Mutter. „Er steht dann da und sagt: ‚Mama, malen.‘ Da kann ich mich manchmal noch nicht einmal anziehen.“

290.000 Euro Gebot auf sein Erstwerk

Das Höchstgebot auf Laurents erstes Bild liegt mittlerweile bei 290.000 Euro. Tausende Anfragen dazu tümmeln sich in Lisa Schwarz E-Mail-Posteingang, besonders aus dem amerikanischen und asiatischen Raum. Auch Auktionshäuser und Museen zeigen Interesse. Doch ihre Antwort fällt immer gleich aus, egal wie das Gebot lautet: Dieses Bild ist unverkäuflich.

Für Lisa und Philipp Schwarz ist der Spagat nicht einfach. Was soll verkauft werden, was wird behalten? In einem Punkt sind sie sich die Eltern aber sicher: Es gehe nicht ums Geld und nicht darum, Laurent zur Schau zu stellen. Er solle einfach malen dürfen, solange er Spaß daran habe, sagt Lisa Schwarz. Nach ihrer Aussage lande das Geld auf einem Konto, das Laurent gehört. „Wenn er 18 ist, dann hat er eine tolle Summe, mit der er sich einen Wunsch erfüllen kann. Ob das dann eine Kunstschule ist oder ein cooles Auto“, so die Mutter.

Herausfordernd für die Eltern ist es auch, den richtigen Umgang mit den Bildern ihres Sohns zu finden. Sie möchten nicht, dass Laurent ihnen einmal vorenthalten kann, all seine Bilder verkauft zu haben. Aber auch wollen sie nicht, dass sie dem Zweijährigen eine Chancen für eine Zukunft als Künstler verwehren. Für Lisa Schwarz ist klar: „Wir treffen die Entscheidungen alle zusammen als Familie.“

So malt doch jedes Kind – oder?

Mal dauert es einen Tag, mal eine Woche, bis Laurent den Pinsel zur Seite legt und sein Werk für vollendet erklärt. Sein Motto dabei: Ganz viel Farbe. Ein paar Pinselstriche hier und da – das ist nicht seine Art. In seinem kleinen Atelier im bayerischen Neubeuern stehen zwei Malerstühle. Wenn Laurent ein Bild zu Ende gemalt hat, dann setzt er sich darauf und sagt, was er auf diesem Bild sieht.

Das seien dann die Momente, die Lisa Schwarz als „gruselig“ beschreibt. Denn zwischen all den Farben und Formen seien viele Figuren oder Objekte deutlich zu erkennen, berichtet die Mutter. Er weise sie dann auf Menschen hin, auf Hände oder – eines seiner Lieblingsmotive – Elefanten.

„Ich versuche mir oft zu erklären, warum die Leute das, was Laurent macht, so feiern.“ Von Kunstkritikern habe sie gesagt bekommen, dass es Außergewöhnliche sei, das ihr Sohn abstrakt malt, es aber schafft, darin zu zeichnen. Für sein Kunstwerk „The People“ hat er bereits rund 25.000 Anfragen. Viele Nutzer auf Instagram sind sich sicher, hier drei Menschen zu erkennen.

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Seine Reise wird auf Instagram begleitet

Seit Dezember 2023 begleitet Lisa Schwarz Laurents Reise auf Instagram. In den Kommentarspalten wird der Kleine gefeiert und seine Bilder mit Werken von Künstlern wie Picasso oder Jackson Pollok verglichen. Was die Eltern besonders glücklich macht, sind Nachrichten von Menschen, die sagen, dass sie durch Laurent und seine Bilder die Inspiration wiedergefunden haben. „Auf so etwas bauen wir. Die Leute einfach ermutigen wieder kreativ zu sein, denn das ist einfach was ganz Tolles“, erzählt Lisa Schwarz.

Doch nicht alle Kommentare sind positiv. Viele richten sich auch gegen sie und ihren Mann Philipp. Menschen werfen ihnen vor, nur Profit aus Laurents Bildern machen zu wollen. Lisa Schwarz weiß damit umzugehen: „Auf diese Kommentare reagiere ich einfach nicht“, so die Mutter. Sie vermutet, dass vor allem der Neid hinter solche Aussagen steckt. Lediglich Kommentare über Laurent selbst treffen sie. „Das geht mir dann als Mama schon Nahe.“ Doch das passiere zum Glück nur selten.

Wenn das eigene Kind als „Jahrhunderttalent“ bezeichnet wird

Rund um die Welt berichten Medien von dem kleinen Ausnahmetalent. Das US-amerikanische „People Magazine“ und die britischen „Times“ schreiben über ihn, die „New York Post“ bezeichnet ihn als bierkrug-großen Picasso. „Es ist für uns immer noch überhaupt nicht zu realisieren, was hier passiert“, sagt seine Mutter. Oft stünden auch Menschen auf der Straße vor ihrem Haus oder säßen auf Parkbänken in der Nähe und warteten darauf, dass etwas geschieht. „Ein Kunstkritiker, mit dem ich gesprochen habe, sagte, der Laurent sei ein Jahrhunderttalent“, so Lisa Schwarz.

Für die Eltern ist das kaum greifbar. „Für mich ist der Laurent der Laurent. Das ist einfach unser größter Schatz“, sagt sie weiter. Und der malt halt gerne. Von all der Aufmerksamkeit um ihn bekäme ihr Kind wenig mit. Nur dann, wenn Medienteams sie zu Hause besuchen. „Er weiß dann schon: ‚Ah, diese Leute kenne ich nicht, die wollen meine Bilder sehen‘“, erzählt die 32-Jährige. „Dann nimmt er sie sofort an die Hand und geht mit ihnen ins Atelier hoch.“ Es bereitet ihm also große Freude, wenn er zeigen kann, was er macht.

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Laurents erste eigene Vernissage

Nachdem Laurent bereits im April bei der „Art MUC“, der größte Kunstmesse Münchens, seine Werke ausstellen durfte, sind nun die Vorbereitungen für seine erste eigene Vernissage in vollem Gange. Eigentlich sollte diese in kleinerem Rahmen stattfinden, die Eltern rechnen aber mit großem Ansturm. „Das nimmt ganz andere Maße an als ursprünglich geplant“, erzählt seine Mutter. Medien von Australien bis in die USA haben sich angekündigt. Zusätzlich zur Ausstellung der Bilder werde es eine Versteigerung geben. Der Erlös soll einem wohltätigen Zweck zugutekommen. Auch Laurents erste eigene Farbkollektion soll vorgestellt werden.

Und wie geht es dann für Laurent weiter? Auch die nahe Zukunft sieht gut aus für den aufstrebenden Künstler. Neben seiner eigenen Farblinie entwirft er gemeinsam mit einem Tapetenhersteller eine eigene Tapete. Das seien Dinge, die zu Laurent passen und ihm Spaß machen würden, da sind sich die Eltern sicher. Etliche Anfragen etwa von Talentshows oder Luxusmarken, bleiben unbeantwortet. Laurent solle einfach seinen Spaß haben und den Menschen, die seine Kunst mögen, ein Lächeln ins Gesicht zaubern, sagt Lisa Schwarz und fügt hinzu: „Um mehr geht es uns nicht.“

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Erstellt:
20. August 2024, 11:10 Uhr
Aktualisiert:
21. August 2024, 08:47 Uhr

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