Premiere im Alten Schauspielhaus

Agatha Christies „Mausefalle“ auf der Bühne

„Die Mausefalle“ ist ein erfolgreiches Kriminalstück von Agatha Christie. Nun wird es im Alten Schauspielhaus gespielt – und überrascht.

Bei den Fragen des Polizisten (Stefan Müller-Doriat) rastet selbst die kühle Miss Casewell (Anne Leßmeister) aus.

© Martin Sigmund

Bei den Fragen des Polizisten (Stefan Müller-Doriat) rastet selbst die kühle Miss Casewell (Anne Leßmeister) aus.

Von Adrienne Braun

Letztlich könnten es alle gewesen sein – der geheimnisvolle Italiener oder die arrogante Lady im Anzug. Und auch das junge Ehepaar ist verdächtig, das gerade eine Pension eröffnet hat, in der nun sämtliche Gäste eingeschneit sind. Einer von ihnen muss der Täter sein, der vor wenigen Tagen eine Frau in London ermordet hat. Nur die alte Miss Boyle kann es wohl nicht gewesen sein. Denn sie ist plötzlich auch tot.

Man hört die alten Dielen förmlich quietschen

„Die Mausefalle“ ist eines der berühmtesten Kriminalstück von Agatha Christie, das seit seiner Uraufführung 1952 gern und oft gespielt wird, Krimis sind schließlich auch beim breiteren Publikum beliebt und garantieren gute Unterhaltung. Im Alten Schauspielhaus kommt die Geschichte zunächst aber mühsam in Schwung. Dabei erhält Tom Grasshofs Bühnenbild, als der Vorhang aufgeht, sogar einen eigenen Applaus. Denn der Salon der Pension von Mollie und Giles verströmt viktorianischen Charme mit Kamin und holzgetäfelten Wänden. Man hört die alten Dielen förmlich quietschen.

Die Regisseurin Eva Hosemann nimmt sich viel Zeit, um die verschiedenen Figuren einzuführen, die hier nun während des Schneegestöbers die Zeit totschlagen – und leidlich miteinander auskommen. Denn diese Miss Boyle (Annette Mayer) ist eine alte Giftspritze, die an dem neu eröffneten Gästehaus kein gutes Haar lässt, während der junge Christopher (Constantin Petry) von jedem Detail begeistert ist. Statt dieses Vorgeplänkel flott und beiläufig abzuwickeln, werden im Alten Schauspielhaus daraus große Auftritte gemacht, bei denen jede Geste durchdacht und jeder kleine Witz übertrieben ausgespielt wird. Das zieht sich.

Im zweiten Teil aber nimmt das Stück Fahrt auf. Der ermittelnde Detektiv ist notgedrungen auf Skiern in das Gästehaus gekommen. Und Stefan Müller-Doriat mischt als Polizist die Urlaubsgäste kräftig auf und treibt sie raffiniert in die Enge in schnellen Wortgefechten. Es könnte nicht nur jeder die beiden Morde begangen haben, alle scheinen hier Geheimnisse zu haben – selbst die jungen Eheleute, die sich bis eben noch blind vertrauten. „Du stellst dir Fragen“, sagt Mollie (Hannah Rebekka Ehlers), „du beginnst zu zweifeln . . . Vielleicht kann man niemandem trauen.“

Soviel ist gewiss: Der Mörder hatte alte Rechnungen offen und wollte mit den Morden Leid aus seinen Kindertagen rächen. Geschickt stellt Agatha Christie ihre Figuren wie auch das Publikum vor die Frage, wem man trauen darf und welche Klischees vielleicht doch nicht stimmen. Ist der alte Major (Reinhold Weiser) tatsächlich so solide, wie er zunächst wirkte? Und warum ist der junge Ehemann (Sebastian Volk) in London gewesen?

Grandiose Schlusspointe

Ob es Peter Kaghanovitch ist, der den kauzigen Italiener spielt, oder Anne Leßmeister als die kühle Lady im Anzug – das Ensemble ist schauspielerisch überzeugend und die Inszenierung nach den ersten Anlaufschwierigkeiten gelungen. Und am Ende belohnt das Stück sogar noch mit einer Wendung, die man zweifellos als eine der grandiosesten Schlusspointen im Theater bezeichnen kann.

Die Mausefalle: Vorstellungen bis 21. April, Altes Schauspielhaus

Zum Artikel

Erstellt:
17. März 2025, 11:38 Uhr
Aktualisiert:
17. März 2025, 12:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!