Anna R. von Rosenstolz ist tot
„Anna, du wirst mir so fehlen“
In den Nullerjahren wurden aus dem Berliner Underground-Duo Rosenstolz die Popdarlings der Nation. 2012 gingen Peter Plate und Anna R. getrennte Wege. Anna R. machte aber weiter Musik. Nun ist die Sängerin gestorben.

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Anna R. stand auch nach Rosenstolz weiter auf der Bühne.
Von Theresa Schäfer
In den Nullerjahren waren Rosenstolz die Experten fürs große Gefühl: „Lass es Liebe sein“, „Ich will mich verlieben“ oder „Liebe ist alles“ hießen die Songs von Anna R. und Peter Plate und sie gingen direkt ganz tief rein: melancholischer, eingängiger Chanson-Pop mit deutschen Texten. Rosenstolz war eines der erfolgreichsten Popduos im deutschen Musikgeschäft. Unverkennbar war die Stimme der Sängerin: Stark und doch zerbrechlich, manchmal rau und rotzig, immer eindringlich.
Jetzt ist Andrea Rosenbaum, wie Anna R. bürgerlich hieß, gestorben. „Plötzlich und unerwartet“, wie ihr Management auf Instagram schreibt, mit nur 55 Jahren. Ihr Tod „schockiert und verwirrt uns zutiefst“, heißt es in dem Post, der unter anderem von Anna R.s Drummer Manne Uhlig unterzeichnet wurde.
Peter Plate: „Wir hielten uns fest“
„Ich werde dich jede Sekunde vermissen“, schrieb Plate auf der Plattform und erinnerte sich an ihr Kennenlernen Anfang der 1990er Jahre: Er trank „Schaumwein“ mit der zwei Jahre jüngeren, gelernten Chemie-Laborantin aus Ost-Berlin und „war hingerissen von deiner Stimme, von deiner Art zu singen, von deiner Gabe, jedes unserer Lieder in die schönsten Farben zu hüllen.“ Zusammen hätten sie „fantastische Zeiten“ gehabt: „Wir hielten uns fest und ließen uns los, als es an der Zeit war.“ Mit seinen letzten Worten wird Plate vielen aus der Seele sprechen: „Anna, du wirst mir so fehlen.“
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1991 fanden Anna R. und Peter Plate zu Rosenstolz zusammen, in den Nullerjahren kam für das Berliner Underground-Duo, eine feste Größe der Subkultur der Hauptstadt, unter anderem durch die Platten „Herz“ (2004) und „Das große Leben“ (2006) der ganz große Erfolg. Sie gewannen Echos, ihre Platten holten Gold und Platin.
Anna R. war auch immer wieder politisch – vor allem setzte sie sich zusammen mit Peter Plate für gleiche Rechte für homosexuelle Paare und für den Kampf gegen Aids ein. 2011 bekamen sie dafür das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Irgendwann rutschte Plate in den Burnout. 2012 gingen sie nach zwölf Jahren getrennte Wege. Mit einem lakonischen „AnNa und Peter haben sich nicht aufgelöst, wohl aber sind wir ... sprachlos! Und werden es vorerst auch bleiben.“ brachen Rosenstolz vielen Fans das Herz. Es sei Zeit gewesen, etwas anderes zu machen, sagte Anna R. rückblickend in einem Interview. Rosenstolz habe alles erreicht. Und: „Längst nicht jede Ehe schafft zwanzig Jahre.“
Plate schreibt inzwischen Musicals („Ku’damm 56“ oder „Bibi & Tina“ zum Beispiel), Anna R. wollte weiter auf der Bühne stehen: Erst als Gastsängerin bei der Ost-Kultband „Silly“, dann mit ihrem Projekt „Gleis 8“, schließlich als Solokünstlerin. „Sie hatte noch viele Musikpläne“, sagt ihr Management. Im vergangenen Jahr war sie mit ihrem Album „König:in“ auf Tour (auch in Stuttgart im Wizemann). Im Herbst hatte sie eine neue Tour angekündigt: Die „Mut zur Liebe“-Tournee hätte diesen Oktober starten sollen.