Vernichtendes Urteil von „Öko-Test“
Alle getesteten Energydrinks fallen mit Karacho durch
Kein einziges empfehlenswertes Produkt: Das passiert auch bei „Öko-Test“ selten. Doch bei den Energydrinks ist es nun so. Fast alle untersuchten Koffeinbrausen haben zu viele problematische Zutaten.

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(Über-)dosis an Koffein, Zucker und Bisphenol-A: Die Zeitschrift „Öko-Test“ untersuchte 22 Energydrinks und fällt ein vernichtendes Urteil.
Von Markus Brauer/dpa
Verleihen Energydrinks Flügel? Wohl kaum! Eher Herzrasen, Magenbeschwerden, Übelkeit – und noch weit schlimmere Erkrankungen, an die man lieber denken möchte, wenn man genüsslich eine Dose ausschlürft.
Schlapp, müde, gestresst? Dann bloß kein Energydrink!
Wenn sich Teenager – und Erwachsene – schlapp, müde oder gestresst fühlen, greifen sie gerne zu süßen Energydrinks. Mit dem oft angepriesenem Energiekick verbinden sie mehr Leistungsfähigkeit oder auch Freiheit. Manche reden sich sogar ein, dass sie so ihren Durst perfekt löschen und schlürfen den koffeinhaltigen Mix literweise.
Die Zeitschrift „Öko-Test“ (Heft 5/25) hält das für keine gute Idee. Die Tester untersuchten 22 Energydrinks und fällten ein vernichtendes Urteil: Kein einziges Getränk kann empfohlen werden.
- Zehn Marken sind „ungenügend“
- acht „mangelhaft“
- gerade einmal vier wenigstens noch „ausreichend“.
- Das liegt vor allem an der Dosierung der Inhaltsstoffe Koffein und Zucker sowie der Chemikalie Bisphenol-A.
Das Koffein-Problem
Koffein ist die wichtigste Zutat in Energydrinks – und wohl auch die umstrittenste. Den festgelegten Höchstgehalt von 320 Milligramm pro Liter Koffein in koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken würden die Hersteller aller Produkte im Test ausreizen.
Umgerechnet auf eine 250-ml-Dose sind das 80 Milligramm Koffein, was einer Tasse Kaffee entspricht. Doch „Öko-Test“ verweist auf Untersuchungen, in denen Jugendliche in Einzelfällen in kürzester Zeit einen Liter Energydrinks getrunken hatten. Danach zeigten sich schwerwiegende Wirkungen wie Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Muskelzittern und Veränderungen in der Herzstromkurve.
Das Zucker-Problem
Über die Hälfte der EnergydDrinks im Test enthalten mehr als zehn Gramm Zucker pro 100 Milliliter. In einer 250-Milliliter-Dose stecken entsprechend rund acht Stück Würfelzucker. Schon mit einer einzigen Dose am Tag werde die von der WHO empfohlene maximale tägliche Aufnahme von Zucker überschritten.
Bei einigen wenigen Drinks wird der Zucker zwar durch Süßstoffe ersetzt. Doch auch die stören die Tester. „Wir werten Süßstoffe ab, weil sie die Geschmacksnerven an Süßes gewöhnen und Appetit auf mehr machen können. Die WHO sieht bei regelmäßigem Süßstoffverzehr sogar Hinweise für eine erhöhte Sterblichkeit“, schreibt „Öko-Test“.
Das Bisphenol-A-Problem
In 20 der 22 Energydrinks führt die Chemikalie Bisphenol-A zu Abwertungen. Es stammt vermutlich aus den Epoxidharzen der Dosenlackierungen und kann in die Koffeinbrause übergehen. Die Tester kennen dieses Problem bereits von anderen Lebensmitteln aus Büchsen.
Sie weisen darauf hin, dass der Stoff eine hormonelle Wirkung für Mensch und Umwelt besitzen soll. Er sei zudem als reproduktionstoxisch eingestuft und werde unter anderem in Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern diskutiert.
Um diese Kontaminationen zu vermeiden, sei bereits ein Bisphenol-A-Verbot für Innen- und Außenlackierungen auf den Weg gebracht worden, allerdings mit langen Übergangsfristen, wie „Öko-Test“ bemängelt.
Drei Drinks am Tag ist schon einer zu viel
Energydrinks enthalten jede Menge Koffein, Zucker (Dextrose, Glucose, Saccharose, Fruktose), Kohlensäure, Koffein, Taurin, Glucuronolacton, Farbstoffe und Aromen. Wer wissen will, warum die Wachmacher „Flügel verleihen“, sollte sich mal die Liste der Inhaltsstoffen auf der Dose anschauen. Eine 0,25-Liter- Dose kann bis zu 35 Gramm Zucker enthalten (umgerechnet zwölf Stück Würfelzucker).
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind mehr als zwei Energydrinks pro Tag gesundheitlich schon bedenklich, da ein zu hoher Konsum zu Herzrhythmus-Störungen führen kann. Wer unter Herz-Kreislauf-Beschwerden sollte Energydrinks ganz meiden. Bei einer Vorschädigung des Herzens kann exzessiver Koffeinkonsum gravierende Folgen haben. Koffein wirkt ähnlich wie das Stresshormon Adrenalin.
70 Prozent der Jugendliche konsumieren Energydrinks
Nach Angaben der Verbraucherzentrale Düsseldorf trinken fast 70 Prozent aller Jugendlichen Energydrinks. Und jeder vierte von ihnen mehr, als gesund ist. Auch Studenten und Erwachsene greifen zu den koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken, um ihre Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit zu steigern.
Laut Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung sind Energydrinks koffeinhaltige Erfrischungsgetränke, die pro Liter maximal 320 Milligramm Koffein, 4000 Milligramm Taurin, 200 Milligramm Inosit und 2400 Milligramm Glucuronolacton enthalten dürfen. Seit Ende 2014 müssen Getränke, die mehr als 150 Milligramm Koffein pro Liter enthalten auf der Verpackung den Hinweis tragen: „Erhöhter Koffeingehalt. Für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen.