Neues Elektroauto

Der neue CLA – ein Superheldenauto, das Mercedes aus der Krise holt?

Mercedes-Benz präsentiert mit dem CLA das erste Modell seiner neuen Elektro-Generation. Wie es bei den Kunden ankommt, ist richtungsweisend für den Konzern. Vorstandschef Ola Källenius sieht im CLA den Auftakt für ein „Produktfeuerwerk“.

Der neue CLA von Mercedes wird als Schicksalsauto für den Konzern gehandelt.

© Mercedes-Benz AG

Der neue CLA von Mercedes wird als Schicksalsauto für den Konzern gehandelt.

Von Veronika Kanzler

„Großartig“, „muskulös“, „athletisch“ und „intelligent“, gar „mühelos“: Ein ausschweifender Marketingsprech war zu erwarten, wenn Mercedes-Benz nach fast zwei Jahren Werbetrommel rühren nun den elektrischen CLA vorstellt. Bei dieser Aneinanderreihung der Adjektiven könnte man auf die Idee kommen, der Stuttgarter Automobilhersteller präsentiert in Rom das neue Batmobil. Tatsächlich handelt es sich um das neue Einsteigermodell von Mercedes. Doch die konzerneigenen Attribute für das Fahrzeug zeigen: Der CLA ist dazu verdammt, ein Superheld zu sein. Die Erwartung? Keine geringere, als Mercedes wieder in die Erfolgsspur zu bringen.

Der CLA ist das erste Fahrzeug von Mercedes, das nach dem Prinzip „electric first“ gebaut wird. Die Plattform des Autos wurde konsequent für den Elektroantrieb konzipiert – sie unterliegt nicht mehr den Restriktionen eines Verbrenners. Der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius spricht von nichts geringerem als einer „neuen Ära bei Mercedes-Benz“.

Technische Eckdaten des neuen Mercedes CLA

  • Reichweite von bis zu 792 Kilometern
  • 800-Volt-System, innerhalb zehn Minuten können bis zu 325 Kilometer nachgeladen werden
  • Heck- und Allradantrieb
  • Maximalgeschwindigkeit 210 km/h
  • Eigenes Betriebssystem MB.OS
  • Virtueller Sprachassistent inklusive Künstlicher Intelligenz von Microsoft und Google
  • Fahrassistenzsysteme mit 3-D-Animation

Die Technik im neuen CLA zeigt, dass die Luxusstrategie nicht nur für die Oberklassen-Autos gilt, sondern für alle Bereiche bis hin zum Kompaktsegment. Die Einsteigerklasse ist mit jeglicher Hightech ausgestattet, die Mercedes derzeit zu bieten hat. Da ist beispielsweise die neue Hochvoltbatterie, mit einer Reichweite von bis zu 792 Kilometern. Das vergleichbare Model 3 des US-Autoherstellers Tesla etwa kommt auf genau 90 Kilometer weniger. Selbst der EQS, das hauseigene Elektro-Flaggschiff, kommt mit 821 Kilometern nicht wesentlich weiter.

„Der intelligenteste Mercedes aller Zeiten“

Besonders stolz ist man bei Mercedes auf das intern entwickelte Betriebssystem MB.OS (Mercedes Benz Operating System). Die gesamte Software des CLA, inklusive Fahrassistenzsysteme, können fortan „Over the Air“ geupdatet werden. Aktualisierungen lassen sich also über das Internet laden, der früher notwendige Werkstattbesuch entfällt. Außerdem bleibt das Fahrzeug dadurch über Jahre hin aktuell, ähnlich wie ein Smartphone, das regelmäßig mit neuen Apps und erweiterten Funktionen ausgestattet werden kann.

Die Hochleistungscomputer vereinen erstmals die Dienste sowohl von Microsoft als auch von Google, das typische Mercedes Design auf dem breiten Bildschirm, der sich fast über das gesamte Cockpit erstreckt, bleibt aber bestehen. Die virtuelle Sprachassistentin ist mit künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet. Zwar klingt die Stimme noch immer etwas hölzern, sie kann jedoch problemlos komplexe Dialoge führen. Auf die Frage etwa, welche Restaurants sich in Stuttgart für ein romantisches Date eignen, gibt sie Vorschläge und stellt sogar eine Telefonverbindung her, um einen Tisch zu reservieren.

Ganz praktisch ist die Navigationsfunktion, die auf Google Maps basiert. Sie berücksichtigt mehrere Faktoren wie Wetter und Topografie und erstellt eine Route inklusive Ladestopps, wobei die Ladesäule gleich mit reserviert wird – so wird das Fahren leicht gemacht.

Beifahrer im neuen CLA können sich die Zeit vertreiben, indem sie Filme auf das Display direkt vor ihnen streamen oder Video-Spiele zocken.

Eckdaten zum Design des neuen Mercedes CLA

  • 4,72 Meter lange Coupé-Limousine (vier Zentimeter länger als der Vorgänger)
  • Radstand von 2,79 Meter (ein Plus von sechs Zentimetern im Vergleich zum Vorgänger)
  • 142 LED-Sternchen im Kühlergrill
  • Sternförmige Scheinwerfer und Rückleuchten
  • Durchgängiges Display
  • Panoramadach
  • versenkbare Türgriffe

Optisch ist dabei von außen alles auf den Stern ausgerichtet. 142 LED-Sternchen im (für ein E-Auto eigentlich unnötigen) Kühlergrill, Scheinwerfer und Rücklichter in Form des Mercedes-Logo sollen junge Kunden anziehen und direkt als ein Mercedes erkennbar sein, sagt eine Führungskraft.

Im zweiten Anlauf seiner Elektrooffensive braucht Mercedes den erhofften Befreiungsschlag. Einen weiteren Flop kann sich das Unternehmen in Zeiten von sinkenden Absatzzahlen, Gewinneinbrüchen und daraus resultierenden Sparprogrammen nicht leisten. Bereits vor einem Jahr hatte der Autohersteller begonnen, sich von seiner Elektro-Submarke EQ zu verabschieden. Vor allem der EQS und der EQE haben wenig Anklang bei den Kunden gefunden. Die ungewohnte Modellbezeichnung hat ihr Übriges getan. Die neuen Elektroautos heißen wie das Verbrenner-Pendant, mit dem Zusatz „EQ-Technologie“.

Die Einstiegsversion des jetzigen CLA mit Verbrennungsmotor kostet derzeit um die 40 000 Euro. Es erscheint unrealistisch, dass Mercedes den brandneuen elektrischen CLA für einen etwa gleich hohen Preis verkaufen wird. Wahrscheinlicher ist, dass das Fahrzeug etwa um ein Drittel teurer wird.

Mercedes CLA ist luxuriös – mit Abstrichen

Dass es sich von den noch höherpreisigen Autos absetzt, macht sich am besten bei dem Hartplastik zwischen den Sitzen und den Türen bemerkbar – ein harter Kontrast zu dem ansonsten luxuriös gestalteten Auto.

Mercedes-Benz musste im vergangenem Jahr bei seinen elektrischen Pkw einen Rückgang um 23 Prozent hinnehmen. Damit soll nun Schluss sein. Aber nur auf einen elektrischen CLA will Mercedes nicht setzen. Zu unkalkulierbar erschien dem Konzern angesichts des in vielen Weltregionen schwachen E-Markts das Risiko, bei dem erhofften Befreiungsschlag rein auf Elektro zu setzen.

Der Motor für den hybriden Mercedes CLA wird in China gefertigt

Vollelektrische Modelle sollen „die Schlüsselrolle“ bei Mercedes einnehmen. „Doch die Wünsche und Mobilitätsbedürfnisse“ der Kunden bestimmen das Tempo der Transformation. Deshalb folgt Ende dieses Jahres der neu entwickelte CLA als Hybrid mit Benzinmotor und einem 48-Volt-Bordnetz, das eine stärkere elektrische Unterstützung des Verbrennungsmotors und damit einen niedrigeren Kraftstoffverbrauch ermöglicht. Der Motor wird erstmals in China, von dem dort ansässigen Mercedes-Partner Geely, gefertigt, die Produktion des Autos erfolgt in Rastatt.

Mindestens drei weitere Modelle sollen auf der gleichen Plattform in den nächsten Jahren gebaut werden: die Nachfolger der kompakten SUV GLA und GLB sowie ein Kombi („Shooting Brake“). „Wir zünden das größte Produktfeuerwerk unserer Geschichte“, verspricht Källenius. Als erstes sollte dann der elektrische CLA bei den Kunden zünden.

Der neue Mercedes CLA, hier in der neuen Farbe  Klarblau metallic

© Mercedes-Benz AG/ 

Der neue Mercedes CLA, hier in der neuen Farbe Klarblau metallic

Ein E-Auto braucht keinen Kühlergrill – Mercedes hat sich dennoch dazu entschieden, ihn beizubehalten. Das Panel wird beleuchtet durch 142 LED-Sternchen.

© Mercedes-Benz AG

Ein E-Auto braucht keinen Kühlergrill – Mercedes hat sich dennoch dazu entschieden, ihn beizubehalten. Das Panel wird beleuchtet durch 142 LED-Sternchen.

Der CLA ist serienmäßig mit einem Panoramadach ausgestattet.

© Mercedes-Benz AG/Mercedes-Benz AG

Der CLA ist serienmäßig mit einem Panoramadach ausgestattet.

Der Stern ist bei diesem Auto omnipräsent: Auch die Rückleuchten haben diese Form.

© Mercedes-Benz AG

Der Stern ist bei diesem Auto omnipräsent: Auch die Rückleuchten haben diese Form.

Sitze, Türen, Bedienelemente (hier in der AMG-Line): Alles ist hochwertig designt, wenn man bedenkt dass der CLA die neue Einsteigerklasse bei Mercedes sein wird.

© Mercedes-Benz AG

Sitze, Türen, Bedienelemente (hier in der AMG-Line): Alles ist hochwertig designt, wenn man bedenkt dass der CLA die neue Einsteigerklasse bei Mercedes sein wird.

Das vollelektrische Fahrzeug ermöglicht erstmals einen Extra-Stauraum unter der Motorhaube, eine Bierkiste mit 0,33-Liter-Flaschen passt rein.

© Mercedes-Benz AG

Das vollelektrische Fahrzeug ermöglicht erstmals einen Extra-Stauraum unter der Motorhaube, eine Bierkiste mit 0,33-Liter-Flaschen passt rein.

Ein Bildschirm fast so breit wie das Auto. Im Zusatzpaket kann der  Beifahrer sein eigenes Display bedienen.

© Mercedes-Benz AG

Ein Bildschirm fast so breit wie das Auto. Im Zusatzpaket kann der Beifahrer sein eigenes Display bedienen.

Zocken während der Fahrt? Ist theoretisch als Beifahrer im neuen CLA möglich.

© Mercedes-Benz AG

Zocken während der Fahrt? Ist theoretisch als Beifahrer im neuen CLA möglich.

Die Mittelkonsole des neuen CLA ist relativ hoch und hat zwei Ebenen.

© Mercedes-Benz AG

Die Mittelkonsole des neuen CLA ist relativ hoch und hat zwei Ebenen.

Zweifarbiges Leder, abgesetzte Nähte und ein Leuchtstreifen. Die Innentüre ist ein Blickfang – und deutlich hochwertiger   als beim Vorgänger.

© Mercedes-Benz AG

Zweifarbiges Leder, abgesetzte Nähte und ein Leuchtstreifen. Die Innentüre ist ein Blickfang – und deutlich hochwertiger als beim Vorgänger.

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Erstellt:
13. März 2025, 19:12 Uhr
Aktualisiert:
14. März 2025, 16:11 Uhr

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