Messerstecher vom Schlossplatz vor Gericht
Ein Messerangriff auf türkische Fans hatte im Juni einen Schatten auf die Fußball-EM in Stuttgart geworfen.
© Christine Bilger
Die Polizei sucht in der Menge mit Taschenlampen nach Tatbeteiligten.Die Polizei sucht in der Menge mit Taschenlampen nach Tatbeteiligten.
Von Jürgen Bock
Stuttgart - Was bewegt einen Menschen dazu, sich mit einem Messer bewaffnet in eine Menge Fußballfans zu stellen und scheinbar wahllos zuzustechen? Diese Frage stellt sich seit Ende Juni viele in Stuttgart. Da schauen sich Tausende in der Fanzone auf dem Schlossplatz das Vorrundenspiel zwischen der Türkei und Tschechien bei der Fußball-EM an. Am Ende gibt es einen großen Polizeieinsatz, mehrere Menschen sind verletzt, einer davon lebensgefährlich.
Antworten suchen muss nun die Erste Große Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen der Tat im Oktober Anklage erhoben, bald beginnt der Prozess. Vom 19. Dezember an muss sich ein 25 Jahre alter Syrer wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes in sechs Fällen verantworten. Dazu kommt der Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung in vier Fällen. Vier der Opfer treten dabei als Nebenkläger auf. Im Saal ist mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen zu rechnen. Angesetzt sind sieben Termine bis Februar.
Die Staatsanwaltschaft glaubt, das mögliche Motiv des Täters zu kennen. Sie geht davon aus, dass der Mann aus Hass auf Türken gehandelt hat. Er soll an jenem Abend in Stuttgart mit einem Klappmesser zunächst auf einen 38 Jahre alten Mann, der ein Trikot der türkischen Nationalmannschaft trug, von hinten eingestochen haben. Das Opfer konnte dabei offenbar nicht mit dem Angriff rechnen. Als ein 37 Jahre alter Mann versuchte, den Angreifer wegzuziehen, soll er versucht haben, auch ihn mit dem Messer zu verletzen. Der konnte jedoch ausweichen.
Im weiteren Verlauf des Tumults soll der 25-Jährige noch einen 30-Jährigen mit dem Messer verfolgt, aber nicht erreicht, sowie drei Männer im Alter von 60, 21 und 19 Jahren durch Stich- und Schnittverletzungen im Oberkörperbereich verletzt haben.
Danach konnte er von weiteren Fußballfans und Polizeibeamten entwaffnet und festgenommen werden. Alle angegriffenen Personen trugen Fansymbole der türkischen Mannschaft, nicht alle waren aber türkische Staatsangehörige. Der Angreifer soll gezielt versucht haben, sie zu töten, so die Staatsanwaltschaft.
