Musiker Jakob Bänsch

Vom Nerd zum Ausnahmetalent

Jakob Bänsch aus der Nähe von Pforzheim gilt als einer der vielversprechendsten Trompeter-Talente dieser Zeit. Nun stellt der Jazzmusiker sein zweites Album im Bix vor. Vielleicht eine der vorerst letzten Gelegenheiten ihn hier live zu sehen – Bänsch zieht es ins Ausland

Die Welt steht ihm weit offen. Schon mit Anfang 20 hat sich Jakob Bänsch einen Namen in der Jazzszene gemac

© Tom Schneider

Die Welt steht ihm weit offen. Schon mit Anfang 20 hat sich Jakob Bänsch einen Namen in der Jazzszene gemac

Von Thomas Staiber

Ein großer schlanker Mann mit dunklem Lockenkopf kommt herein. Kurzes Lächeln, klarer Blick, fester Händedruck. Erster Eindruck: sportlich, sympathisch. Es ist der Trompeter Jakob Bänsch aus Tiefenbronn, neben dem Saxofonisten Jakob Manz aus Dettingen an der Erms eines der größten Talente des deutschen Jazz.

Frage an den jungen Mann: Ob er sich gerade einen Bart wachsen lasse? Ja, er habe viele Freunde, die alle vier, fünf Jahre älter seien als er; da wolle er nicht immer gleich als der Jüngste erkannt werden. Beneidenswert das Lebensalter, wo man noch solche Wünsche hat. Und treibt er Sport? Tatsächlich spielt Bänsch Fußball mit seinen Kommilitonen der Musikhochschule in Köln und joggt ab und zu. Fußball sei sein Lieblingssport, obwohl er als 16-Jähriger noch in der Landesliga für Illingen Badminton gespielt habe. Kein Wunder, dass Bänsch einen trainierten Eindruck macht.

Im Zentrum des Lebens dieses Ausnahmetalents, das inzwischen 22 Jahre jung ist, steht jedoch der Jazz. Wie ein vorzeitiges Geschenk mag es ihm da erschienen sein, dass der New Yorker Autor und Fachmann Bill Milkowski Bänschs im vergangenen Jahr erschienenes Debüt-Album „Opening“ als „eines der vielversprechendsten eines Trompeters seit Wynton Marsalis“ bezeichnet hat. Woraufhin eine ARD-Redaktion knackig titelte: „Jakob Bänsch – Konkurrenz für Wynton Marsalis“. Den Deutschen Jazzpreis für das beste Debütalbum hat er auch bekommen. Und beim 55. Jazzfestival in Frankfurt gab es nach seinem Auftritt Standing Ovations. Ein toller Karrierestart.

Kollegin Gee Hye Lee überschüttete ihn zu Beginn des Jahres nach einem gemeinsamen Auftritt im Bix mit Lob. Ebenso Popstars wie Max Mutzke, mit dem er an der Seite von Jakob Manz in Rom aufgetreten ist. Auch die Jazzkritik ist sich einig.

Trompetentöne in kristalliner Klarheit

Und so ist der junge Trompeter inzwischen mit zahlreichen Engagements fester Bestandteil der Szene.

Natürlich hat Bänsch eine eigene Band. Mit ihr wird er am Donnerstag, 20. März, im Stuttgarter Bix auftreten. Präsentiert werden soll das demnächst erscheinende Album, sein zweites. Musiker mit faszinierendem, von Debussy und Ravel inspiriertem „impressionistischem Jazz“. Titel: „All the Others“. Aus flirrenden Klanglandschaften ragen seine Trompetentöne in kristalliner Klarheit heraus.

Bänsch nennt sich beim Rückblick auf seine musikalischen Anfänge einen „Nerd“. Es sei ihm heute schleierhaft, wie er es als 16-jähriger Jungstudent an der Musikhochschule geschafft hat, klassisches Trompetenstudium, Jazzstudium, Schule und Badminton unter einen Hut zu bringen. Gelitten haben darunter, meint er nachdenklich, soziale Beziehungen. Viele Klassenfahrten mussten ausfallen, Partys abgesagt werden. Stattdessen: üben und noch mal üben. „Ein Nerd halt“, meinten die Klassenkameraden. Seine Welt war, wie es so schön heißt, die Musik. „Immerhin hatte ich eine Freundin“.

Schon mit zwölf Jahren war der kleine Jakob mit verschiedenen Bands unterwegs und gründete bald eine eigene Combo. In Tiefenbronn am Rande des Nordschwarzwalds ist Jakob als Sohn der bekannten Musikerfamilie Bänsch aufgewachsen. Täglich nahm er den Bus nach Pforzheim, wo er 2020 am Johan-Peter-Hebel-Gymnasium sein Abi machte. Im Jahr zuvor stand für den Schulabgänger eine Entscheidung an, die seine Zukunft als Musiker bestimmte. Ihm wurde schlagartig klar, dass er nicht klassischer Musiker, sondern Jazzer werden will. Eine besondere Rolle spielten dabei die Familien Bänsch und Šíma, die mit ihren Kindern zusammen im „Biet“ bei Pforzheim Musik machten. Libor Šíma, Solofagottist des SWR Symphonieorchesters und ausgezeichneter Jazzsaxofonist, wurde das Vorbild von Jakob Bänsch.

Nun ist seine klassische Ausbildung, die hervorragende Trompetentechnik und eine genreübergreifende Liebe zur Musik sein Fundament als Komponist und als Trompeter. Damit ist er vielen weit voraus. „Als Musiker möchte ich auch spüren, wie sich andere Instrumente anfühlen und lerne deshalb nebenher Gitarre und Schlagzeug.“

Der junge Blechbläser geht also nicht mit Scheuklappen, sondern mit wachen Sinnen durch die Welt. Er interessiert sich nicht nur für klassische Musik und Jazz; auch andere Kunstformen, die Malerei vor allem, wecken sein Interesse. „Warhol gefällt mir, aber auch ältere Kunst. Gerade lese ich den ,Zauberberg’ von Thomas Mann, den großen Roman über Philosophie, Liebe und Tod.“

Bei der Frage nach Jazzidolen nennt Jakob Bänsch natürlich Trompeterlegenden wie Miles Davis, Chet Baker und Freddie Hubbard. Roy Hargrove, der Jazz mit Hiphop, Funk und Soul fusionierte, hebt er wegen dessen besonderen Stils und Charismas hervor. „Jede Note sitzt, nichts ist beliebig. Das finde ich gut.“

In welcher Jazzszene will er spielen?

Es stellt sich die Frage, wo Jakob Bänsch später einmal leben will, in welcher Jazzszene er zeigen möchte, was er draufhat.

„Erst einmal“, antwortet er, „reizt mich das europäische Ausland, besonders Paris. Aber dann zieht es mich für ein, zwei Jahre nach New York.“ Die dortige Jazzszene wird oft als Haifischbecken bezeichnet. Man sagt: Wer es dort schafft, schafft es überall. Bei der bisherigen Laufbahn von Jakob Bänsch braucht man nicht befürchten, dass es dieser hochbegabte, willensstarke und gutaussehende junge Mann nicht schaffen wird. Die Zukunft steht ihm weit offen.

Die tolle Karriere des Jakob Bänsch

Laufbahn Jakob Bänsch, Jahrgang 2003, begann im Alter von acht Jahren klassische Trompete zu lernen. 2018 nahm er ein Jungstudium in Jazztrompete an der Hochschule für Musik in Stuttgart auf. Seit 2021 studiert er Jazztrompete an der Musikhochschule in Köln. Sein Debütalbum „Opening“ wurde 2024 mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet.

Live  Das Releasekonzert seines neuen Albums „All The Others“ (Jazzline 2152231) findet am Donnerstag, 20. März, 20.30 Uhr, im Stuttgarter Jazzklub Bix statt.

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Erstellt:
15. März 2025, 07:16 Uhr

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