„Goldmine an Daten“

Weltraum-Teleskop „Euclid“ öffnet Schatzkiste des Universums

Millionen Galaxien hat das neue Teleskop „Euclid“ in kurzer Zeit beobachtet. Erste Daten gehen nun online. Sie sind nur ein Vorgeschmack, könnten aber schon helfen, Geheimnisse des Alls zu lüften.

Das Bild zeigt auf der linken Seite die beiden Galaxien ESO 364-G035 und G036n, die 420 Millionen Lichtjahre von uns entfernt miteinander wechselwirken. Auf der rechten Seite des Bildes ist der Galaxienhaufen Abell 3381 zu sehen, der 678 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Das Bild ist Teil eines Mosaiks, das aus Bildern des Esa-Weltraumteleskops „Euclid“ zusammengefügt wurde.

© Esa/Euclid/Euclid Consortium/Nasa/dpa

Das Bild zeigt auf der linken Seite die beiden Galaxien ESO 364-G035 und G036n, die 420 Millionen Lichtjahre von uns entfernt miteinander wechselwirken. Auf der rechten Seite des Bildes ist der Galaxienhaufen Abell 3381 zu sehen, der 678 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Das Bild ist Teil eines Mosaiks, das aus Bildern des Esa-Weltraumteleskops „Euclid“ zusammengefügt wurde.

Von Markus Brauer/dpa

Erstmals seit dem Start der europäischen Raumsonde „Euclid“ hat die europäische Raumfahrtbehörde Esa detaillierte Beobachtungen des Teleskops veröffentlicht. „Wir öffnen eine Schatzkiste an Informationen für Wissenschaftler“, meinte Esa-Wissenschaftsdirektorin Carole Mundell.

✨ Wir haben etwas für euch: Das @ESA_Euclid-Startpaket ist jetzt auf Deutsch! Bevor der geplante Start am 1. Juli, erfahrt alles über diese aufregende Mission. https://t.co/NyOlGXWKyH#ESAEuclidpic.twitter.com/NSC0PK0jhx — ESA auf Deutsch (@ESA_de) June 23, 2023

„Goldmine an Daten“

Laut Valeria Pettorino, die bei der Esa zu „Euclid“ arbeitet, werde zwar nur eine Woche der Beobachtungen publiziert, dies seien aber etwa 35 Terabyte Daten – „das Äquivalent von 200 Tagen Videostreaming mit höchster Qualität“.

Im kommenden Jahr wolle man die gesammelten Beobachtungsdaten eines Jahres publizieren. „Das sind mehr als zwei Petabyte Daten. Das ist das Äquivalent davon, am Fernseher 31 Jahre lang feinstes Videostreaming zu schauen.“ Als eine „Goldmine an Daten“ bezeichnete Clotilde Laigle aus dem „Euclid“-Konsortium die Sonde.

„Euclid“ soll 3D-Karte des Alls erstellen

„Euclid“ war im Sommer 2023 ins All gestartet und begann vor gut einem Jahr seine eigentliche Arbeit. Die 1,9 Milliarden Euro teure Mission soll bis mindestens 2029 dauern oder – wenn alles gut geht – auch noch länger. Die Sonde ist etwa 4,7 Meter groß, 3,5 Meter breit und wiegt knapp unter zwei Tonnen.

Die von „Euclid“ gelieferten riesigen Datenmengen werden von rund 2600 Forschern des „Euclid“-Konsortiums ausgewertet, zu dem 17 Länder gehören. Anschließend werden sie der gesamten Wissenschaftsgemeinschaft zur Verfügung gestellt.

Die 1,9 Milliarden Euro teure Mission soll bis mindestens 2029 dauern oder – wenn alles gut geht – auch noch länger. Die von „Euclid“ gelieferten riesigen Datenmengen werden von rund 2600 Forschern des „Euclid“-Konsortiums ausgewertet, zu dem 17 Länder gehören. Anschließend werden sie der gesamten Wissenschaftsgemeinschaft zur Verfügung gestellt.

Blick in die Vergangenheit des Universums

Herzstück ist ein hochauflösendes Teleskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist: eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für den Nah-Infrarotbereich. Sie sollen die Bewegungen und Formen von Galaxien abbilden beziehungsweise dabei helfen, auf die Entfernung von Galaxien zu schließen.

Sie sollen die Formen von Galaxien abbilden beziehungsweise dabei helfen, auf die Entfernung von Galaxien zu schließen. Für die Nah-Infrarot-Kamera haben das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München und das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg wichtige Teile beigesteuert.

Die Esa will so einen Blick in die Vergangenheit des Universums werfen und dessen Entwicklung innerhalb der letzten zehn Milliarden Jahre erforschen. Insgesamt sollen Daten zu Milliarden Galaxien gesammelt werden und eine 3D-Karte des Alls mit der Zeit als zusätzlicher Komponente entstehen.

Schlüssel zu Dunkler Energie?

Erste Bilder von „Euclid“ hatte die Esa bereits gezeigt. Nun folgen die ersten wissenschaftlichen Daten und mit ihnen gut zwei Dutzend Publikationen, die sich auf die Werte stützen.

Mit Hilfe der Informationen von „Euclid“ wollen Forscher auch Schlüsse auf Dunkle Materie und Dunkle Energie ziehen. Dunkle Materie und Dunkle Energie bilden zusammen einen extrem großen Anteil am Universum. Alle anderen bekannten Bestandteile wie die Galaxien machen lediglich etwa fünf Prozent aus. Bisher wissen Forscherinnen und Forscher nur wenig über die beiden Größen.

Seltene Himmelsphänomene entdeckt

Aus den nun veröffentlichten Daten haben Wissenschaftler etwa 500 mögliche Gravitationslinsen herausgearbeitet. Beim Gravitationslinseneffekt sorgt die Masse eines Haufens dafür, dass das Licht von Galaxien, die von uns aus gesehen dahinter liegen, verzerrt wird. So bilden sich riesige gekrümmte Bögen am Himmel.

Starke Gravitationslinsen können theoretisch Aufschluss darüber geben, wie schnell sich das Universum ausdehnt, erklärt Mike Walmsley von der Universität Toronto. Denn dies beeinflusse den Winkel des Bogens. Allerdings spiele für den Winkel auch die Masse der vorderen Galaxie eine Rolle.

Der Schlüssel zu dem Problem könnten Bereiche seien, in denen gleich zwei Galaxien hinter einer Gravitationslinse liegen. Doch diese seien so selten, dass bisher nur wenige entdeckt worden seien, erklärt Walmsley. „Wir glauben, dass wir nur in dieser ersten Woche an ‚Eculid‘-Daten bereits etwa vier gute Kandidaten gefunden haben. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir genügend haben, um endlich zu testen, ob sie Dunkle Energie messen können.“

Galaxienkatalog vorgestellt

Auch die Formen von Galaxien haben Fachleute mit Hilfe von „Euclid“-Beobachtungen genau in den Blick genommen. Um die riesige Datenmenge zu durchleuchten, haben sie auch speziell trainierte Künstliche Intelligenz genutzt. Eine Klassifizierung von 380.000 Galaxien nach Formen geht nun online.

Diese erste Auflistung stellt laut Esa jedoch nur 0.4 Prozent all der Galaxien dar, die „Euclid“ in ähnlich hoher Auflösung beobachten soll. Das Endergebnis soll Fachleuten helfen, zu verstehen, wie etwa Spiralarme entstehen.

Auf seiner sechsjährigen Mission im All soll „Euclid“ drei Bereiche besonders genau beobachten. Diese sogenannten Tiefenfelder entsprechen zusammen etwa der 300-fachen Vollmondfläche.

In nur einer Woche habe die Sonde hier bereits 26 Millionen Galaxien abgebildet. Einige seien bis zu zehneinhalb Milliarden Lichtjahre entfernt. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht im Vakuum innerhalb eines Jahres zurücklegt, etwa 9,46 Billionen Kilometer. Insgesamt soll „Euclid“ die Tiefenfelder etwa 30- bis 50-mal beobachten.

Zum Artikel

Erstellt:
19. März 2025, 15:12 Uhr
Aktualisiert:
19. März 2025, 15:17 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen